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Nach dem Wahlwochenende in Frankreich melden sich auch am Schweizer Aktienmarkt die Käufer zurück. Während sich die Futures-Händler in den Indexschwergewichten Nestlé, Roche und Novartis unter ihresgleichen bewegen und sich gegenseitig die Positionen zuschanzen, spielt die Musik einmal mehr in den Nebenwerten. Gekauft wird, was nicht niet- und nagelfest ist.

Auffällig ist der Kurssprung bei GAM. Nur wenige Tage nachdem der für Helvea tätige Analyst eine Kaufempfehlung für die Aktien des belagerten Vermögensverwalters ausgesprochen hat, legt sein Berufskollege von Kepler Cheuvreux nach. In einer 42 Seiten starken Unternehmensstudie stuft er die Papiere mit einem neu 15,10 (bisher 12,70) Franken lautenden Kursziel von "Hold" auf "Buy" herauf.

GAM sei längerfristig zu klein, um sich im rasch wandelnden Umfeld als eigenständiges Unternehmen behaupten zu können, so schlussfolgert er. Mit anderen Worten: Früher oder später wird der Vermögensverwalter gezwungen sein, sich an einen finanzstarken Anbieter zu verkaufen.

Mit diesem Gedanken könnte auch der oppositionelle Grossaktionär RBR Capital spielen, sollte er an der Generalversammlung vom nächsten Donnerstag in den Verwaltungsrat einziehen.

Von Kepler Cheuvreux erreicht mich heute gleich noch eine Kaufempfehlung. Der Leiter der Schweizer Aktienanalyse nimmt die Aktien des Baukonzerns Implenia von "Hold" auf "Buy" herauf, gelten diese mittlerweile doch als sträflich vernachlässigt.

Den eher schwachen Zahlenkranz für das vergangene Jahr erachtet er als ein Ausrutscher und die Skepsis gegenüber den diesjährigen Zielsetzungen des Baukonzerns als übertrieben. Der Analyst sieht die Papiere deshalb schon bald zu seinem Kursziel von 82 Franken aufschliessen.

Mut beweist der für die MainFirst Bank tätige Berufskollege bei Temenos. Nachdem sich die Aktien der Bankensoftwareschmiede aus Genf alleine in den letzten fünf Jahren mehr als verachtfacht haben, empfiehlt er diese neuerdings mit "Outperform" und einem Kursziel von 90 (bisher 77) Franken zum Kauf.

Im Zusammenhang mit der Erschliessung des amerikanischen Marktes verspricht sich der Analyst auf Jahre hinaus ein prozentual zweistelliges Gewinnwachstum. Er sieht das Unternehmen in Kürze weitere Grossaufträge aus dem amerikanischen Raum ankündigen.

Der Höhenflug hält Analysten nicht davon ab, bei den Aktien von Temenos noch aufzuspringen (Quelle: www.cash.ch).

Und als ob das nicht schon genug wäre, werden bei der MainFirst Bank heute auch gleich noch die Inhaberaktien der Swatch Group von "Neutral" auf "Outperform" heraufgestuft.

Vergeben und vergessen sind die bis anhin kritisch hinterfragten hohen Lagerbestände, wie auch das neuerdings auf 450 (bisher 305) Franken bezifferte Kursziel verrät. Mit seinen Gewinnschätzungen für das Jahr 2019 liegt der Analyst um nicht weniger als 20 Prozent über den Annahmen seiner Berufskollegen bei anderen Banken.

Noch fast lieber argumentiert er jedoch mit den noch immer umfassenden Wetten der Leerverkäufer gegen den Uhrenhersteller aus Biel. Der Analyst sieht die Schmerzgrenze dieser Marktakteure schon bald erreicht und rechnet mit ihrer baldigen Kapitulation.

Eines haben die vier Aktien gemeinsam: Sie alle reagieren mit einem Kursfeuerwerk auf die Kaufempfehlungen.

Die Angst von Anlegern und Analysten, etwas verschlafen zu können, weckt bei mir Erinnerungen an frühere Exzesse. Deshalb möchte ich an dieser Stelle einmal mehr vor den heissgelaufenen Schweizer Nebenwerten warnen - im vollen Bewusstsein, dass mir langsam aber sicher der Ruf des "ewigen Warners" anhaftet.

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Am Donnerstag gilt es ernst für die erfolgsverwöhnten Aktionäre von Straumann. Denn an diesem Tag muss der in Basel beheimatete Hersteller von Dentalimplantaten den Beweis antreten, dass er auch im zurückliegenden ersten Quartal kräftig wachsen konnte.

Die Erwartungen sind hoch, wie ein Strategiepapier der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley vermuten lässt. Darin nennen die Autoren Unternehmen, denen sie im Zuge der Quartalsberichterstattung eine positive Überraschung zutrauen - darunter Straumann als einziger Vertreter aus der Schweiz.

Anders als viele ihrer Berufskollegen rechnen die Analysten mit einem ungebrochen hohen Wachstumstempo. Dabei stützen sie sich auf bankeigene Nachforschungen in den Absatzmärkten des Dentalimplantateherstellers ab.

Die Aktie von Straumann erklimmt im Vorfeld der Quartalsumsatzpräsentation neue Kursrekorde (Quelle: www.cash.ch).

Wenig überraschend werden die Aktien bei Morgan Stanley weiterhin mit "Overweight" zum Kauf empfohlen. Und das obwohl die Kursnotierungen schon heute über dem erst kürzlich auf 470 Franken angehobenen Kursziel liegen.

Für das zurückliegende erste Quartal wird Straumann in Expertenkreisen ein organisches Umsatzwachstum von etwas mehr als 9 Prozent zugetraut, getragen von prozentual zweistelligen Zuwachsraten in Nord- und Südamerika sowie in Asien.

Nachdem die Papiere des Börsenüberfliegers alleine in diesem Jahr um 25 Prozent gestiegen sind und mittlerweile mit dem 30-Fachen des für das kommende Jahr erwarteten Gewinns bewertet werden, wäre alles andere enttäuschend.

Doch auch bei erfolgreichen Unternehmen wie Straumann gilt: Die Börse ist keine Einbahnstrasse.
 

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