Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Schauen Sie sich doch auch das Tracker Zertifikat auf die Schweizer Aktienfavoriten des cash Insider an.

+++

Alle paar Monate durchleuchten die Stifel-Analysten Tobias Fahrenholz, Christian Arnold und Alexander Koller ihr Anlageuniversum. Letzteres umfasst das "Wer-ist-Wer" der hiesigen Industrieunternehmen. Angesichts des schwierigen Umfelds schauen die drei Analysten diesmal ganz besonders genau hin.

Punkten können diejenigen Unternehmen, die über eine starke regionale Marktstellung, stabile Lieferketten, eine hohe Preisgestaltungsmacht sowie über möglichst geringe Schwankungen im Tagesgeschäft verfügen. Darüber hinaus wird belohnt, wer über gute langfristige Wachstumsaussichten verfügt.

Nach diesen Gesichtspunkten stechen fünf Unternehmen – oder besser gesagt deren Aktien – heraus. Es sind dies: Der Tesla-Zulieferer Bossard (Kursziel 300 Franken), der Mischkonzern Georg Fischer (Kursziel 1500 Franken), der Logistiklösungsanbieter Interroll (Kursziel 4200 Franken), der Automobilzulieferer Komax (Kursziel 320 Franken) sowie der Sensorenhersteller Sensirion (Kursziel 128 Franken).

Was mir gleich ins Auge sticht ist, dass die meisten der genannten Aktien auch offiziell mit "Buy" eingestuft werden. Einzige Ausnahme sind jene von Bossard. Für diese lautet das Anlageurteil "Hold". Schuld sind die immer noch zu hohen Gewinnerwartungen bei anderen Banken.

Die Aktien von Interroll sind in den letzten Monaten deutlich unter ihre Höchstkurse zurückgefallen (Quelle: www.cash.ch)

Dennoch sehen die Stifel-Analysten im Tesla-Zulieferer einen möglichen Gewinner der Lieferprobleme bei anderen Anbietern. Georg Fischer weiss hingegen aufgrund des guten ESG-Rangs und des geplanten Aktiensplitts zu gefallen, Interroll und Sensirion wiederum wegen den strukturell bedingt guten Wachstumsaussichten. In Komax sehen die Analysten – sofern man das denn überhaupt laut sagen darf – einen Profiteur des Ukraine-Konflikts.

Das umfassendste Aufwärtspotenzial gegenüber dem offiziellen Kursziel weisen mit 38 Prozent die Aktien von Interroll auf. Doch auch jenen von Bossard und Georg Fischer traut man bei Stifel aus heutiger Sicht um bis zu 30 Prozent höhere Kurse zu.

Wobei regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne nur zu gut wissen, dass Aktienkursziele bekanntlich immer mit einer gehörigen Portion Vorsicht zu geniessen sind. Ob sich mit den fünf Industriewerten dem schwierigen Umfeld trotzen lässt, wird sich zeigen müssen. Neugierig wie ich bin, behalte ich die besagten Aktien jedenfalls mal im Auge.

+++

Vor wenigen Wochen trauten die Aktionärinnen und Aktionäre von Richemont ihren Augen nicht: Im Januar im Zuge aggressiver Kaufempfehlungen noch auf 150 Franken hochgejubelt, drohte der Aktienkurs sogar auf unter 100 Franken zurückzufallen.

Wer damals die Nerven verlor und die Reissleine zog, dürfte sich spätestens seit dem gestrigen Dienstag grün und blau ärgern. Nach einem geradezu beeindruckenden Kursfeuerwerk werden mittlerweile nämlich wieder Kurse von 120 Franken oder mehr bezahlt.

Das hält die Autoren eines Kommentars aus den Handelsräumen der Credit Suisse nicht davon ab, zu aktuellen Kursen eine kurzfristige Kaufempfehlung für die Aktien von Richemont mit einem Ziel von 132 Franken auszusprechen. Sollte die Kursentwicklung in die falsche Richtung laufen, raten sie bei 110,50 Franken zu einer Stop-Loss-Limite.

Kursentwicklung der Richemont-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Offiziell werden die Valoren vom zuständigen Analysten übrigens nur mit "Neutral" und einem Kursziel von 130 Franken eingestuft.

Es ist übrigens die erste kurzfristige Kaufempfehlung aus den Handelsräumen der Credit Suisse seit einer gefühlten Ewigkeit. Über lange Wochen mutmasste ich, wo die Grossbank denn als nächstes zuschlagen würde. Bleibt mir nichts anderes übrig als zu hoffen, dass der Mut belohnt wird und die Wette aufgeht.

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.