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Von allen Attributen zählt bei den Aktien die Dividende am stärksten. In einem von negativen Einlagezinsen und Wachstumsflaute geprägten Marktumfeld erstaunt das kaum. Nach dem Motto "lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach", interessiert die Anleger vor allem, was ihnen am Ende des Jahres ausbezahlt wird.

Gerade bei den Anlagestrategen in London scheint dies allerdings noch nicht angekommen zu sein. Nur so lässt sich erklären, weshalb die für Barclays Capital tätigen Experten innerhalb von gerademal 48 Stunden zu Wiederholungstätern werden.

Erst gestern stuften sie die Namenaktien der Zurich Insurance Group von "Overweight" auf "Equal weight" herunter. Um diesem denkwürdigen Schritt Nachdruck zu verleihen, strichen sie auch gleich noch das Kursziel auf 266 (342) Franken zusammen.

Nachdem der traditionsreiche Versicherungskonzern die Pläne für eine Übernahme des britischen Rivalen Royal Sun & Alliance (RSA) in die Schublade zurückgelegt hat, könnte das Unternehmen den bisherigen Dividendenkönig Swiss Re kommenden Frühling vom Thron stossen. Denn um das erklärte Ziel einer operativen Eigenkapitalrendite von 12 bis 14 Prozent erreichen zu können, muss sich das Unternehmen irgendwie dem 3 Milliarden Dollar schweren Überschusskapital entledigen. Auf die Schnelle kann es das nur über eine satte Sonderdividende oder ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm.

Auf Basis der regulären Dividende errechnet sich bei der Zurich Insurance Group eine Rendite von 6,7 Prozent. Diese könnte im Zuge einer Sonderausschüttung auf 10 oder mehr Prozent steigen.

Davon will man bei Barclays Capital allerdings partout nichts wissen. Zwar räumen die Experten ein, dass die Dividende dank der soliden Bilanz auf Jahre hinaus in trockenen Tüchern sei. Vor dem Hintergrund der seit der Gewinnwarnung bekannten Probleme mit Nachreservierungen und ähnlichem, werde der Versicherungskonzern jedoch weniger verdienen als er ausschütte. Das werde der Debatte rund um eine Reduktion der regulären Dividende immer wieder Auftrieb verleihen, so die Befürchtung.

Nach den Valoren der Zurich Insurance Group trifft es heute nun jene von Givaudan. Die für Chemieaktien verantwortlichen Experten von Barclays Capital kappen das Anlageurteil für den Genfer Hersteller von Aromen und Riechstoffen von "Equal weight" auf "Underweight", was einer Verkaufsempfehlung gleichkommt. Neu geben sie das Kursziel noch mit 1600 (1800) Franken an.

Bei der britischen Grossbank stösst man sich an der stolzen Unternehmensbewertung. Das mit dem Vermerk, dass die Papiere seit Februar vor zwei Jahren um 70 Prozent besser als andere europäische Chemieaktien abgeschnitten hätten.

Mit einer Dividendenrendite von 3 Prozent zählen auch die Valoren von Givaudan zu den dividendenstärkeren Vertretern aus dem Swiss Market Index (siehe Kolumne vom 12. Oktober). Wie bei der Zurich Insurance Group, äussern die für Barclays Capital tätigen Experten jedoch gewisse Zweifel, was die zukünftige Ausschüttungspolitik anbetrifft. Die jüngsten Entwicklungen in den Schwellenländern, allen voran in Südamerika, würden nachdenklich stimmen, so heisst es.

Dass die Zurich Insurance Group einen Grossteil ihres Gewinns an die Aktionäre ausschüttet, hat Tradition. Selbst wenn die Dividende in den nächsten Jahren nicht ganz gedeckt sein sollte, ist eine Kürzung dieser sehr unwahrscheinlich. Auch bei Givaudan teile ich die von Barclays Capital geäusserten Bedenken nur bedingt. Schliesslich sind die Neunmonatsumsatzzahlen recht ordentlich ausgefallen. Anleger sollten den Herunterstufungen der letzten Tage deshalb kein zu hohes Gewicht beimessen.

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Nächste Woche wird AMS über das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2015 zu berichten wissen. Neben dem gerüchtehalber herumgereichten Auftragsverlust beim Grosskunden Apple sprechen auch Absatzprobleme bei Samsung für einen eher mittelmässigen Zahlenkranz.

Händlern zufolge könnte es allerdings das letzte Mal sein, dass der Halbleiterhersteller als alleinstehendes Unternehmen das Ergebnis vorlegt. Nach angeblichen Verhandlungen zwischen den beiden Rivalen Analog Devices und Maxim Integrated Products könnte auch AMS zum Ziel einer Übernahme werden. Schliesslich hat es in der Vergangenheit schon Gespräche mit Dialog Semiconductor gegeben.

Ausserdem versetzt ein Zusammengehen von Analog Devices und Maxim Integrated Products andere grosse Anbieter wie Texas Instruments oder Microchip Technologies in Zugzwang. Beiden Unternehmen wurde in der Vergangenheit mehrfach ein Interesse am hiesigen Halbleiterhersteller nachgesagt. Mich würde jedenfalls nicht erstaunen, sollten die Aktien von AMS in den kommenden Wochen wieder ins Zentrum von Spekulationen jeglicher Couleur rücken.
 

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