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Ob und wie hoch der Schweizer Aktienmarkt in der Gunst der Banken und ihrer Strategen steht, steigt und fällt mit den wirtschaftlichen Aussichten. Dabei verhält es sich wie folgt: Sind die Aussichten verhalten, wissen die defensiven Qualitäten der drei Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis zu gefallen. Sie führen ein weitestgehend von der konjunkturellen Entwicklung unabhängiges Eigenleben, weshalb ihnen der Ruf des "Fels' in der Brandung" anhaftet.

In der übrigen Zeit wird die Schweizer Börse gerne als langweilig verschrien, gerade weil die drei Indexschwergewichte bei uns für nicht weniger als die Hälfte der Gesamtkapitalisierung verantwortlich sind.

Entgegen dieser Gepflogenheiten stuft Kepler Cheuvreux den Schweizer Aktienmarkt von "Overweight" auf "Neutral" herunter. Damit schafft der dem Cross Asset Research angehörende Stratege Raum für eine Heraufstufung deutscher Aktien von "Underweight" auf "Neutral" und niederländischer Aktien von "Neutral" auf "Overweight". Getreu dem Motto: Die Ausnahme bestätigt die Regel.

Der Experte rechnet im Hinblick auf den geldpolitischen Entscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) von kommendem Donnerstag zwar nicht mit einem Kursfeuerwerk, wie es noch im Frühling zu beobachten gewesen war. Allerdings traut er anderen Börsen deutlich mehr zu als dem Schweizer Aktienmarkt.

Für eine verbale Eisdusche sorgen auch die Charttechniker von Julius Bär, als wollten sie die hiesigen Marktakteure nachträglich für die "Icebucket Challenge" nominieren - und das im tiefsten Winter.

In der neusten Ausgabe der "Technical Investment Strategy" senken die Verfasser ihre Daumen für den Swiss Market Index (SMI). Aus charttechnischer Sicht fällt das Anlageurteil gleich um zwei Stufen von "Overweight" auf "Underweight".

Der SMI weise in Dollar betrachtet schon seit Wochen eine gegenüber dem Weltaktienindex von MSCI unterdurchschnittliche Entwicklung auf, so schreiben die Experten und liefern auch gleich einen Schuldigen: den schwächeren Franken.

Was die Charttechniker nicht schreiben ist, dass sich der nachgebende Franken bei uns in Form steigender Unternehmensgewinne und damit verbunden höheren Aktienkursen bemerkbar machen sollte. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine charttechnische Gegebenheit, sondern vielmehr um eine fundamentale...

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Welcher Kandidat im Dezember nächsten Jahres auch immer die Nachfolge des amerikanischen Präsidenten Barack Obama antreten wird, er wird sich als eine der ersten Amtshandlungen dem Gesundheitswesen annehmen müssen. Denn auf den Punkt gebracht fällt die Bilanz der unter Obama vorangetriebenen Reform ziemlich ernüchternd aus: Die Kosten laufen völlig aus dem Ruder.

Wüsste man es nicht besser, würde man vermuten, auch der wohl mächtigste Mann der Welt halte Aktien von führenden Pharmaherstellern. Schliesslich sind deren Kurse während seiner Amtsperiode so stark gestiegen wie unter keinem seiner Vorgänger.

In die Schlagzeilen geriet zuletzt Valeant Pharmaceuticals (siehe Kolumne vom 23. Oktober). Dem kanadischen Unternehmen wird eine überrissene Preispolitik vorgeworfen. Und tatsächlich scheint das Geschäftsmodell darauf aufzubauen, kleinere Pharmahersteller oder einzelne Medikamente zu übernehmen und danach erst einmal kräftig an der Preisschraube zu drehen.

In einem Artikel untermauert das renommierte "Wall Street Journal" diese Vorwürfe mit zwei Beispielen einer Studie der Universität von Pennsylvania, die geradezu sprachlos machen. So erhöhte Valeant Pharmaceuticals den Preis für eine Tube Gel des gegen eine bestimmte Form von Hautkrebs eingesetzten Targretin innerhalb von sechs Jahren von 1687 auf sage und schreibe 15'708 Dollar. Alleine seit Beginn dieses Jahres verdoppelte sich der Verkaufspreis für das Präparat.

Der Autor stützt sich dabei auf Erhebungen eines Fachjournals und liefert weitere ziemlich beeindruckende Beispiele. Unter den genannten Medikamenten findet sich auch eines aus dem Hause Novartis.

Händler befürchten nun, dass der Basler Gesundheitskonzern in die Kontroverse hineingezogen werden könnte. Was das für den Aktienkurs bedeuteten kann, zeigt Valeant Pharmaceuticals. Innerhalb nur weniger Monate hat der kanadische Pharmahersteller zwei Drittel seines Börsenwerts eingebüsst.

Obschon bei Valeant Pharmaceuticals mehr als der Vorwurf überrissener Medikamentenpreise im Raum steht, sollten die Novartis-Aktionäre zumindest aufhorchen. Es wäre nämlich nicht das erste Mal, dass der gesamte Wirtschaftszweig die Zeche für ein paar wenige Anbieter bezahlen müsste, die ihren Hals nicht voll genug kriegen können.
 

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