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Zur Rose ist die am häufigsten leerverkaufte Aktie der Schweiz. Mit nicht weniger als 26 Prozent aller ausstehenden Titel wird bei der Versandapotheke auf rückläufige Kurse spekuliert, wie neuste Erhebungen der Beratungsfirma IHS Markit zeigen. Das ist – zumindest für das Unternehmen selber – ein trauriger neuer Rekordwert.

Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, sei an dieser Stelle erwähnt, dass es sich bei einem geschätzten Drittel der leerverkauften Aktien um sogenannte "Delta-Hedges" seitens von Wandelanleihe-Gläubigern handeln dürfte. Doch selbst dann haben es die Baissiers immer noch auf die Versandapotheke abgesehen wie auf sonst kein anderes börsenkotiertes Unternehmen aus der Schweiz.

Neuerdings spielen den Leerverkäufern gleich zwei Berichte aus unserem nördlichen Nachbarland Deutschland in die Hände. Da wäre mal ein Artikel in der neusten Ausgabe des Manager-Magazins, wonach der dortige Versandriese Douglas ins Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten einsteigen wolle. Shop Apotheke und Zur Rose sähen sich dann mit einem weiteren mächtigen Anbieter konfrontiert.

Die Zur-Rose-Aktien unterliegen seit Tagen starken Kursausschlägen (Quelle: www.cash.ch)

Und dann sind da noch die Pläne der Ampel-Koalition bestehend aus SPD, FDP und den Grünen in Berlin mit ihrem "Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz". Dieses sieht Ausgleichszahlungen von Grossapotheken an kleinere Apotheken vor. Ob auch Versandapotheken wie Zur Rose darunter fallen und wie das Gesetz letztendlich ausgeschmückt wird, lässt sich noch nicht abschliessend sagen.

Was sich hingegen sagen lässt: Den Aktionärinnen und Aktionären von Zur Rose werden weiterhin viel Geduld und gute Nerven abverlangt – bleiben die Aktien der Versandapotheke doch ein Spielball der Spekulanten.

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Darf man den Strategen von UBS und Credit Suisse Glauben schenken, dann dürfte 2022 ein weiterer guter Börsenjahrgang werden. Chefdenker Andrew Garthwaite von der Credit Suisse sieht sogar Raum für prozentual zweistellige Aktienkursgewinne.

Diesen (Zweck-)Optimismus teilt Michael Hartnett von der Bank of America nicht. Nach dem pandemiebedingten Wachstumsschock aus dem vergangenen Jahr und dem diesjährigen Teuerungsschock warnt er vor einem Zinsschock. Letzterer werde nicht nur die Anleihen- sondern auch die Aktienmärkte kräftig durchschütteln, so der Chefstratege der amerikanischen Investmentbank. Hartnett sieht die amerikanische Zentralbank den Leitzins bis Ende nächsten Jahres in drei Schritten auf 0,75 Prozent anheben und die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen von zuletzt 1,6 Prozent in Richtung von 2 Prozent steigen.

Auf diese Aktien setzt die UBS fürs Börsenjahr 2022

Seines Erachtens geht es aus Anlegersicht deshalb nicht darum, möglichst viel Geld zu verdienen. Vielmehr gehe es wohl darum, keines zu verlieren. Kapitalerhalt als das dominierende Thema im kommenden Börsenjahr also.

Ich bin neugierig, ob Hartnett der einzige Pessimist bleibt oder ob auch andere seiner Berufskollegen bei anderen Banken seine Einschätzungen teilen - und fast noch wichtiger: Diese auch gegen aussen teilen.

Ich kann mich in meinen drei Jahrzehnten an der Börse nur an eine Bank erinnern, die im Hinblick auf ein neues Börsenjahr rückläufige Aktienkurse prognostizierte: Die Société Générale. Das brachte der französischen Grossbank damals jedoch kein Glück. Im Gegenteil, sollte alles doch ganz anders kommen.

Vielleicht halten sich die Strategen der Credit Suisse um Andrew Garthwaite in Sachen Zinsen auch deshalb alles offen. Trotz ihrer sehr optimistischen Haltung für Aktien sehen sie im Teuerungsschub einen möglichen Spielverderber für die Aktienmärkte. Sie schliessen nicht aus, dass viele Unternehmen noch einmal an der Preisschraube drehen werden. Das wiederum könne die amerikanische Notenbank früher zum Handeln zwingen als der Börse lieb ist.

 

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