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Längst bestimmen mächtige amerikanische Fonds und Investmentbanken am Schweizer Aktienmarkt, in welche Richtung sich die Kurse gefälligst zu bewegen haben. Deshalb überrascht es nicht, dass viele der hiesigen Grosskonzerne ihre Aktien auch an der Börse in New York feilbieten.

Sulzer, Leonteq, Meyer Burger - derzeit vergeht hierzulande kaum ein Tag, ohne dass die Leerverkäufer bei irgendeiner Aktie abgewatscht werden. Die Liste der Unternehmen, bei denen die auf rückläufige Kurse spekulierenden Marktakteure mit dem Rücken zur Wand stehen, wächst stetig.

Zumindest bei den in New York gehandelten Aktien aus der Schweiz sitzen die Leerverkäufer allerdings noch immer überraschend fest im Sattel, wie die eben erst veröffentlichten Statistiken verraten.

Das scheint insbesondere bei Novartis der Fall, schwollen die Wetten gegen den Gesundheitskonzern aus Basel innerhalb von gerade mal zwei Wochen um 20 Prozent auf 1,6 Millionen American Deposit Receipts an.

Dass sich im Gegenzug jene gegen den Erzrivalen Roche um 23 Prozent auf 1,07 Millionen Titel verringerten, lässt eine Rückabwicklung sogenannter "Pair-Trades" vermuten. Bei dieser gerade bei Hedgefonds beliebten Handelsstrategie werden die Aktien eines Unternehmens leerverkauft und der Verkaufserlös in die Valoren eines vielversprechenderen Mitbewerbers reinvestiert.

Die Aktien von Novartis (rot) im Einjahresvergleich mit den Bons von Roche (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Im Hinblick auf die Unternehmensberichterstattung für das dritte Quartal ist wohl weder bei Roche, noch bei Novartis Raum für grössere Überraschungen gegeben. Die heutige Herunterstufung von "Outperform" auf "Neutral" durch die Credit Suisse so kurz vor der Zahlenveröffentlichung lässt jedoch aufhorchen...

Auch Spekulationen gegen die UBS sind in diesen Tagen wieder "en vogue". Zur Zeit wird mit 4,63 Millionen American Deposit Receipts auf rückläufige Kurse abgezielt, was gegenüber der letzten Erhebung einer Zunahme um 7 Prozent.

Die Wetten gegen die Erzrivalin Credit Suisse stagnieren hingegen bei 5,2 Millionen Aktien.

Die von amerikanischen Investmentbanken wie J.P. Morgan oder Merrill Lynch veröffentlichten Zahlenkränze lassen bei den beiden Schweizer Grossbanken keine klaren Rückschlüsse auf das dritte Quartal zu. Kommt dazu, dass die Gewinnentwicklung beider Unternehmen seit Jahren immer wieder von einmaligen Faktoren beeinträchtigt wird.

Auf dem Rückzug befinden sich die Leerverkäufer in New York bei Swiss Re. Selbst dass die versicherten Schäden im Zusammenhang mit den beiden Wirbelstürmen "Harvey" und "Irma" mittlerweile auf 100 bis 120 Milliarden Dollar geschätzt werden, liess die Aktien des Rückversicherungskonzerns aus Zürich nur kurz tauchen.

Wie es nach der jüngsten Kurserholung weitergeht, bleibt abzuwarten. Es könnte nämlich noch dauern, bis die finanziellen Folgen bei Swiss Re absehbar werden und Klarheit in Bezug auf das geplante Aktienrückkaufprogramm besteht. Dasselbe gilt für mögliche Auswirkungen auf die in Zukunft wohl wieder stabileren, wenn nicht gar höheren Prämiensätze. Erste Anhaltspunkte verspricht die für den 2. November angesetzte Quartalsergebnispräsentation.

In den letzten zwei Wochen wurden die Wetten gegen die American Deposit Receipts des Rückversicherers um 13 Prozent auf 1,5 Millionen Titel verringert. An den bei uns gehandelten Aktien gemessen, ist das etwas mehr als ein durchschnittliches Tagesvolumen. Überzeugung sieht anders aus.

Weiterhin eingeschossen haben sich die amerikanischen Leerverkäufer auf Logitech. Zwar wird in New York mit 4 Prozent weniger Titel gegen den zuletzt sehr erfolgreichen Peripheriegerätehersteller aus Lausanne spekuliert als bei der vorangegangenen Erhebung. Allerdings liegt die sogenannte "Short-Interest" noch immer bei stolzen 9,94 Millionen American Deposit Receipts oder 16 durchschnittlichen Tagesvolumen.

Die Logitech-Aktien (rot) im Vergleich mit den in New York gehandelten Titeln (grün) (Quelle: www.cash.ch).

Anders als bei uns in der Schweiz laufen in Übersee kaum Wetten gegen die dort gehandelten Aktien von Clariant. Die hiesigen Leerverkäufe lassen sich denn auch mit Arbitragetransaktionen im Zusammenhang mit der geplanten Hochzeit mit Huntsman erklären. Ob der transatlantische Schulterschluss zustande kommt, ist weiterhin fraglich.

Auch die Valoren von Nestlé scheuen die Leerverkäufer wie der Teufel das Weihwasser. Zuletzt wurde mit vernachlässigbaren 14'600 American Deposit Receipts auf rückläufige Kurse spekuliert. Das sind 41 Prozent weniger als noch vor zwei Wochen.

Da die Leerverkäufer gleich bei mehreren Aktien aus der Schweiz mit dem Rücken zur Wand stehen, überrascht es nicht, dass sie sich immer häufiger eher fragwürdiger Gerüchte bedienen, um die Kursentwicklung in ihre Richtung bewegen zu können (siehe u.a. die Kolumnen vom 22. September und 12. Oktober). Das Ganze zeugt beinahe schon von Verzweiflung...
 

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