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38 Milliarden Franken - diese beeindruckende Zahl müssen sich hiesige Aktionärinnen und Aktionäre unbedingt merken. Denn sie steht für die Summe der von den 20 Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) für das zurückliegende Geschäftsjahr entrichteten Dividenden. Das sind fast 6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Mit 22 Milliarden Franken stammt etwas mehr als die Hälfte der 38 Milliarden Franken aus der Kasse der drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis.

Vor wenigen Wochen riss die UBS den Dividendenthron an sich. Im Zuge einer rückläufigen Kursentwicklung schwoll die rechnerische Rendite vorübergehend auf 6,2 Prozent an - sofern die drohende Milliardenstrafe in Frankreich eine Fortsetzung der progressiven Ausschüttungspolitik überhaupt möglich macht. Zuvor hielt die Zurich Insurance Group das Zepter während Jahren fest in der Hand. Die Aktien des traditionsreichen Versicherungskonzerns wiesen zuletzt noch eine Dividendenrendite von 5,9 Prozent auf.

Seit 2012 ist die Dividendensumme am Schweizer Aktienmarkt Jahr für Jahr gewachsen. Ein Gros der Aktienstrategen sagt den hiesigen Unternehmen für das kommende Jahr denn auch einen weiteren Rekord voraus.

Allerdings lassen die seit Monaten rückläufigen Gewinnerwartungen Zweifel an neuen Dividendenrekorden. Wie die Strategen von Société Générale um Roland Kaloyan schreiben, dürften die im breit gefassten Stoxx Europe 600 Index vertretenen Firmen ihre Gewinne in diesem Jahr durchschnittlich um 4,5 Prozent steigern. Im November letzten Jahres lagen diese Schätzungen noch bei 8,9 Prozent.

Noch spiegelt sich diese Entwicklung nicht in den Dividendenerwartungen wider. Diese lassen nämlich auf ein Dividendenwachstum von 6,7 Prozent schliessen, gefolgt von weiteren 5 Prozent im darauffolgenden Jahr. Dem widersprechen die für die französische Grossbank tätigen Aktienstrategen und sagen den Unternehmen aus dem Stoxx Europe 600 Index auf Jahre hinaus ein Nullwachstum bei den Dividenden vorher. Und sollte - wie Société Générale vor wenigen Tagen schrieb - von Nordamerika aus ein Wirtschaftsabschwung um den Globus rollen, dann würde sich wohl selbst diese Prognose als zu optimistisch erweisen.

Erhebungen der UBS zufolge geben europäische Unternehmen ihren Aktionären momentan 57 Prozent des Gewinns je Aktie über Dividenden weiter. Damit liegt die sogenannte Ausschüttungsquote nur unwesentlich über dem Durchschnitt der vergangenen 40 Jahre von 53 Prozent. Die höchste je gemessene Ausschüttungsquote reicht erst wenige Jahre zurück und beträgt etwas mehr als 81 Prozent. Wie die grösste Schweizer Bank weiter vorrechnet, müssten die diesjährigen Gewinnerwartungen schon kräftig fallen, um die Ausschüttungsquote auf den damaligen Extremwert anschwellen zu lassen.

Mit anderen Worten: Die Unternehmen könnten rückläufige Gewinne in einer ersten Phase dadurch auffangen, dass sie einen höheren Teil davon den Aktionären weitergeben.

Das heisst allerdings nicht, dass die Aktionäre im kommenden Frühjahr vor der einen oder anderen Dividendenenttäuschung gefeit sind. Am besten fährt vermutlich, wer auf Aktien von Firmen mit einer tiefen Ausschüttungsquote, einer geringen Kapitalbindung und einer grundsoliden Bilanz setzt.

Im Wissen, dass die drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis bei den Unternehmen aus dem SMI für gut die Hälfte der jährlich entrichteten Dividendensumme verantwortlich sind, lässt sich aus Schweizer Sicht nachts ruhig schlafen. Denn das Tagesgeschäft dieser drei Weltkonzerne entwickelt sich weitestgehend unabhängig von der Wirtschaft und würde wohl selbst einer Rezession trotzen. Selbst ein offener Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China könnte der Ertragskraft dieser Unternehmen nicht viel anhaben.
 

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