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Und es kam, wie es kommen musste: Noch während sich der amerikanische Präsident Donald Trump über sein Hausmedium Twitter für die steigenden Aktienkurse selber auf die Schultern klopfte, setzte an der New Yorker Börse mal eben rasch ein Stimmungsumschwung ein.

Unter die Räder gerieten dabei nicht nur die zuvor stark gestiegenen Technologieaktien, sondern eben auch die Bankaktien. Das wiederum liess am gestrigen Donnerstag eine Verkaufswelle rund um den Globus rollen. Wieder einmal zeigt sich: Niesen die Marktakteure in New York zweimal laut, verschlägt es die Schweizer Aktienmarktakteure mit einer Grippe ins Bett.

Seit Tagen gehen ausserbörslich grosse Aktienblöcke um, insbesondere bei den beiden Schwergewichten Roche und Nestlé. Blocktransaktionen lassen sich aber auch bei Zurich Insurance Group, Swisscom und ABB beobachten. Aber das ist im Vorfeld von Derivatverfällen wie jenem vom heutigen Freitag nicht ungewöhnlich.

Die Musik spielt allerdings nur in einer Handvoll Aktien. So gibt es an den diesjährigen Börsenüberfliegern wie Lonza, Tecan oder Logitech auch weiterhin kein Vorbeikommen. Noch immer fliesst sehr viel Geld in diese Papiere – jene von Bachem mit eingeschlossen. Interessant ist, dass zuletzt fast alle diese Vorzeigeunternehmen der Schweizer Börse SIX Titelverkäufe aus dem Verwaltungsrat oder aus der Geschäftsleitung meldeten.

Die Tecan-Aktien sind schlichtweg nicht zu bremsen (Quelle: www.cash.ch)

SMI-Schwergewichte wie Nestlé, Roche oder Novartis fristen hingegen ein Mauerblümchen-Dasein. Sie sind den Marktakteuren viel zu langweilig.

Roche eröffnete am gestrigen Donnerstag bei den "Big Three" die Quartalsberichterstattung. Wirklich gut kam der Zahlenkranz der Basler nicht an. Zum einen erodierte der Absatz bei umsatzstarken Medikamenten wie Rituxan, Avastin und Herceptin und zum anderen setzte der erstarkte Franken dem Pharma- und Diagnostikkonzern sichtlich zu. Am Ende des Tages kostete das Schwergewicht den SMI gut 70 Punkte.

Letzten Freitag zählten die Aktionäre von Meyer Burger und Dufry noch zu den Wochengewinnern. Doch die Freude über die üppigen Kursgewinne sollte nicht lange halten. Am heutigen Freitag wird ihnen nämlich die wenig ruhmreiche Rolle der Verlierer zuteil. Wie nahe Erfolg und Misserfolg manchmal doch beieinander liegen.

Gerade bei den Papieren von Meyer Burger überrascht mich der Kursrücksetzer. Denn schliesslich gibt sich mit Invesco ein neuer Grossaktionär zu erkennen, wobei die gemeldeten 5,41 Prozent im börsengehandelten Solar-Fonds der Amerikaner parkiert sein dürften.

Etwas stutzig macht mich das Entstehungsdatum der ersten Meldepflicht. Den Schwellenwert von 3 Prozent überschritten die Amerikaner schon am 17. September, jenen von 5 Prozent wenige Tage später. Weshalb die Beteiligungsnahme erst jetzt bekannt wird, ist mir schleierhaft. Hiesige Meldepflichten scheinen für angelsächsische Grossinvestoren nicht zu gelten.

Für die Aktionäre von Meyer Burger heisst es: Zurück auf Start (Quelle: www.cash.ch)

Das hiesse dann: Der oder die aggressiven Käufer von letzter Woche haben vorerst noch keinen Namen.

Vergangene Woche berichtete ich davon, dass die Analysten bei ihren Kaufempfehlungen immer kreativer werden. Oder besser gesagt kreativer werden müssen, damit sich die luftig hohen Kurse einiger Aktien überhaupt noch rechtfertigen lassen.

Von seiner kreativen Seite zeigte sich jüngst UBS-Analyst Joern Iffert. Er erhöhte sein Kursziel für die bereits gut gelaufenen Aktien von SIG Combibloc kräftig. Neuerdings sieht er die Papiere des Verpackungsmaschinenspezialisten über die nächsten 12 Monate auf 28 (zuvor 18,50) Franken steigen.

Iffert argumentiert, dass SIG Combibloc – eigentlich bloss ein Zulieferer – alle Charakteristiken eines Herstellers von Gütern des täglichen Bedarfs aufweist und deshalb auch die Bewertung eines solchen verdient. Dabei orientiert er sich am Schokoladeproduzenten Barry Callebaut. Und das nicht ohne Grund, werden dessen Aktien doch mit mehr als dem Dreissigfachen des nächstjährigen Gewinns bewertet.

Kommende Woche nimmt die Quartalsberichterstattung hierzulande erst so richtig Fahrt auf. Wenn Julius Bär am Montag den Zwischenbericht für die ersten neun Monate vorlegt, verspreche ich mir auch für UBS und Credit Suisse wichtige Anhaltspunkte zum Tagesgeschäft. Ich bin neugierig, wie es um die Kundenaktivitäten steht. Gut möglich, dass sich letztere gegenüber dem starken zweiten Quartal wieder verlangsamt haben.

Wer auf eine Zweitmeinung pocht, muss nicht lange warten. Denn schon tags darauf legt die UBS mit ihrem Zahlenkranz nach. Sergio Ermotti tritt ein letztes Mal als Firmenchef vor die Medien, bevor er an seinen Nachfolger Ralph Hamers übergibt.

Nicht weniger als sieben Grossunternehmen warten ab dem nächsten Montag innerhalb nur weniger Tage mit ihren Resultaten auf. Den SMI bewegen kann eigentlich aber nur Nestlé. Firmenchef Mark Schneider muss am Mittwoch unbedingt eine Wachstumsbelebung vermelden, ansonsten die Analysten ihren Rotstift ansetzen. Meine Vermutung: Roche ist bei weitem nicht das einzige Schweizer Unternehmen, welches den starken Franken spürt.

Spätestens nächsten Freitag wissen wir mehr, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

 

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