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Knapp sieben Wochen trennen das alte Börsenjahr vom neuen. Das sind sieben Wochen, welche darüber entscheiden, ob 2017 als ein guter Aktienjahrgang in die Geschichtsbücher eingeht.

Eigentlich stehen die Chancen hierfür gar nicht mal so schlecht. Denn obwohl der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) in den letzten Tagen von seinem Rekordhoch bei knapp 10'700 Punkten etwas zurückgefallen ist, errechnet sich seit Jahresbeginn noch immer ein stattliches Plus von fast 17 Prozent. Wer auf die richtigen Nebenwerte setzte, verdiente gar ein Mehrfaches davon (siehe Kolumne vom 8. November).

Von einer ziemlich besorgniserregenden Entwicklung berichtet Christopher Potts von Kepler Cheuvreux. Hätten die Marktakteure noch bis vor wenigen Tagen in Kursschwächen hinein Aktien zugekauft, so würden freundliche Tage mittlerweile zum Abbau genutzt, so der viel beachtete Stratege.

Potts zögert deshalb nicht lange und stuft die europäischen Aktienmärkte taktisch von "Overweight" auf "Underweight" herunter. Und um seiner Empfehlung noch einmal Nachdruck zu verleihen, senkt er auch den Bankensektor sowie den Technologiesektor von "Overweight" auf "Neutral". Im Gegenzug erhöht der Stratege den Nahrungsmittelsektor von "Underweight" auf "Neutral". Davon profitiert hierzulande auch das SMI-Schwergewicht Nestlé.

Darüber hinaus stuft er den Schweizer Aktienmarkt aufgrund seiner defensiven Qualitäten von "Neutral" auf "Overweight" herauf. Ein schwacher Trost, wenn man bedenkt, dass auch unserem Heimmarkt Ungemach droht, bricht eine Ausverkaufswelle über Europa herein.

Der Stratege rät übrigens vor allem bei den Aktien kleiner und mittelgrosser Unternehmen zu Gewinnmitnahmen. Gleichzeitig will er verstanden wissen, dass es sich bei der Herunterstufung für europäische Bankaktien nicht etwa um eine Verkaufsempfehlung handelt.

So ganz schlüssig sind die Aussagen aus dem Hause Kepler Cheuvreux allerdings nicht, handelt es sich bei den sechs Schlüsselkaufempfehlungen für den Schweizer Aktienmarkt doch nur gerade bei Novartis um ein defensives Indexschwergewicht. Clariant, Helvetia, Panalpina, Richemont und Schindler zählen hingegen zu den mittelgrossen Unternehmen - bei welchen die Anleger ja eigentlich die aufgelaufenen Kursgewinne mitnehmen sollten.

Mit seiner Zuversicht für den Schweizer Aktienmarkt ist Potts übrigens nicht alleine. Auch seine Berufskollegen der Deutschen Bank stufen diesen heute von "Benchmark" auf "Overweight" herauf. Zu meiner Überraschung wird unser Heimmarkt bei der deutschen Grossbank als "eine der günstigsten Börsen Europas angepriesen". Überraschend ist das deshalb, weil Schweizer Aktien seit je her als eher teuer gelten.

Das könnte auch mit dem jüngsten Kurswechsel bei den Wechselkursprognosen der für die Deutsche Bank tätigen Devisenstrategen in Verbindung stehen. Bis Ende nächsten Jahres trauen sie dem Euro gar einen Vorstoss bis auf 1,25 Franken zu. Gleichzeitig sehen sie den Dollar auf 1,04 Franken steigen.

Da viele Unternehmen aus der Schweiz einen Grossteil ihrer Umsätze und Gewinne im Ausland erzielen, liesse ein abermals schwächerer Franken ihre Kassen klingeln - zur Freude ihrer Aktionäre.

Was den von Christopher Potts erwähnten Abbau von Aktien an freundlichen Tagen anbetrifft, erhoffe ich mir in unmittelbarer Zukunft wichtige Erkenntnisse. Eine Trendumkehr spielt sich an den Börsen nämlich meist nach ein und demselben Muster ab – nachstehend erklärt am Beispiel der Aktien des einstigen Überfliegers Leonteq.

1. Nach einem steilen Kursanstieg gerät der Höhenflug während mehreren Wochen ins Stocken.

2. Es setzen erstmals umfassendere Gewinnmitnahmen ein.

3. Der Kursrücksetzer wird als günstige Einstiegsgelegenheit gefeiert. Anleger, die den Höhenflug verpasst haben, springen nachträglich auf.

4. Die bisherigen Höchstkurse werden (wenn auch nur knapp) nicht mehr übertroffen. Und wieder setzen Gewinnmitnahmen ein. Der Damm bricht und die Kurse geraten auf Monate hinaus ins Rutschen.

...was es bei uns am Schweizer Aktienmarkt deshalb braucht, sind neue Rekordstände beim Swiss Performance Index (SPI). Ansonsten könnte es tatsächlich ungemütlich werden...

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