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Als Helen Brand von der UBS die Inhaberaktien der Swatch Group am vergangenen Freitag gut zwei Stunden vor Handelsbeginn von "Buy" auf "Neutral" herunterstufte, spielten sich tumultartige Szenen ab. Dass Anleger schon vorbörslich im grossen Stil Titel auf den Markt warfen, kommt nicht von ungefähr, strich die bekannte Luxusgüteranalystin das 12-Monats-Kursziel doch auf 450 (zuvor 535) Franken zusammen (siehe UBS empfiehlt Swatch-Aktie nicht mehr zum Kauf vom Freitag).

Die Nachwehen waren auch gestern - mehr als 36 Stunden später - noch zu spüren. Nachdem die Papiere des Uhrenherstellers aus Biel am frühen Nachmittag für weniger als 400 Franken zu haben waren, gingen sie um 3,4 Prozent tiefer bei 399,60 Franken aus dem Handel.

Damit errechnet sich seit Freitag ein sattes Minus von mehr als 6 Prozent. Selbst die Namenaktien des Rivalen Richemont blieben nicht verschont und gaben um gut 3 Prozent nach. Diese Kursverwerfungen dürften selbst die für die UBS tätige Luxusgüteranalystin überrascht haben.

Augenfällige Kursschwäche bei den Inhaberaktien der Swatch Group am Nachmittag vor der Herunterstufung (Quelle: www.cash.ch)

Brisant dabei: Die Kurse der Swatch Group Inhaberaktien gerieten schon am Donnerstagnachmittag ins Rutschen - was selbst die mächtige Citigroup mit einer aggressiven Kaufempfehlung (Kursziel 580 Franken) nicht zu verhindern wusste.

Diese augenscheinliche Kursschwäche und die gleichzeitig anschwellenden Handelsvolumina geben Rätsel auf. Wusste jemand von der Runterstufung durch die UBS oder erahnte diesen zumindest - obwohl sich viele Beobachter überrascht davon zeigten...?

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Die Vernetzung von Alltagsgegenständen - sei es die Heizung, der Backofen oder der Kühlschrank - mit dem Internet gilt als zukünftiger Wachstumsmarkt. Als einziger reiner Schweizer Vertreter des Internets-der-Dinge gilt U-blox an der Börse als eine Spezialität.

Allerdings stellt der Hersteller von Positionierungschips die Geduld der Aktionäre seit Jahren immer wieder auf eine harte Probe. Keine zwei Wochen ist es her, dass U-blox nicht nur mit einem enttäuschenden Halbjahresergebnis, sondern auch gleich noch mit einer Reduktion der diesjährigen Zielvorgaben aufwartete (siehe Sind bei U-blox selbst die reduzierten Zielvorgaben nur schwer zu erreichen? vom 28. August).

Die Börse kannte keine Gnade und strafte die Aktien seither mit einem satten Minus von mehr als 20 Prozent ab - zur Freude der Leerverkäufer (siehe U-blox spielt den Leerverkäufern in die Hände vom 24. August).

Für Wasser auf die Mühlen letzterer sorgten die Analysten von Kepler Cheuvreux und Vontobel. Beide sprachen im Anschluss an die Ergebnisenttäuschung Verkaufsempfehlungen für die Aktien von U-blox aus, jener von Vontobel beziffert das Kursziel gerademal noch auf 125 (zuvor 182) Franken.

Dem hält der für die Credit Suisse tätige Berufskollege mit einer "Outperform" lautenden Kaufempfehlung und einem Kursziel von 205 (zuvor 227) Franken entgegen.

Auch die Fondsmanager bei der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken haben U-blox noch nicht abgeschrieben. Wie eine Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX verrät, kauften sie am Tag der Ergebnisveröffentlichung kräftig Aktien zu. Im Zuge dieser Titelkäufe stieg der Stimmenanteil der Fondstochter der Credit Suisse auf 5,16 (zuvor weniger als 3 Prozent).

Kurseinbruch der U-blox-Aktien im Anschluss an die kürzliche Ergebnisenttäuschung (Quelle: www.cash.ch)

Vermutlich hielten sich die Fondsmanager dabei an die Aussage ihres Analysten, wonach der in der ersten Jahreshälfte beobachtete Absatzeinbruch in China externe Gründe habe und die Probleme nicht hausgemacht seien.

Dem muss ich zwar beipflichten. Dennoch hat die Abfolge mehrerer Ergebnisenttäuschungen und Gewinnwarnungen das Vertrauen in die Firmenlenker bei U-blox zutiefst erschüttert. Es dürfte dauern, dieses Vertrauen wieder zurückzugewinnen - und das auch nur mit überzeugenden Zahlenfakten.

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