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Noch bis vor wenigen Tagen schien die Welt der Aktionäre von ABB in Ordnung - zumal mit der Übernahme der österreichischen Bernecker + Rainer im zukunftsträchtigen "industriellen Internet-der-Dinge" eine wichtige Lücke geschlossen werden konnte.

Von der anfänglichen Euphorie rund um den milliardenschweren Zukauf ist in Analystenkreisen allerdings nicht mehr viel zu spüren. Erst gestern liess die Deutsche Bank in einer Studie zum europäischen Investitionsgütersektor durchblicken, dass der traditionsreiche Industriekonzern aus Zürich bei der Digitalisierung einen Rückstand von fünf Jahren auf den französischen Rivalen Schneider Electric aufweise (siehe gestrigen Artikel).

Gar noch einen Schritt weiter geht der für die UBS tätige Analyst. In einer Unternehmensstudie senkt er heute den Daumen über den Aktien von ABB und stuft diese von "Neutral" auf "Sell" herunter. Nach einer Reduktion der diesjährigen Gewinnschätzungen um 7 Prozent lautet das 12-Monats-Kursziel gerade mal noch 21 (bisher 21,50) Franken. Wäre das Börsengeschehen ein Fussballspiel, der Schiedsrichter würde dem Studienautor womöglich die gelb-rote Karte für Nachtreten zeigen.

Noch sind die ABB-Aktien (rot) im Vorsprung zum SPI (grün) (Quelle: www.cash.ch).

Anders als seine Berufskollegen bei der Deutschen Bank argumentiert der Analyst allerdings mit der rekordhohen Bewertung. Auf den bankeigenen Schätzungen errechnet er mittlerweile nämlich ein Verhältnis vom Unternehmenswert (EV) zum operativen Gewinn (EBITDA) von 15. So tief mussten Anleger in diesem Zusammenhang noch nie in die Tasche greifen.

Der Studienautor erklärt sich dies mit der vorherrschenden Hoffnung, dass die Margenentwicklung die Talsohle durchschritten haben könnte. Diese Hoffnung hält er jedoch für deplatziert. Dem Preisdruck in den Absatzmärkten sei mit den in der Vergangenheit eingeleiteten Sparmassnahmen alleine nicht beizukommen, so lässt der Analyst durchblicken.

Wichtige Anhaltspunkte verspricht die für Donnerstag in einer Woche angesetzten Quartalsergebnisveröffentlichung. Da beim Tagesgeschäft erst in der zweiten Jahreshälfte mit einer Belebung gerechnet wird, sind die Erwartungen an das erste Quartal nicht übertrieben ambitioniert. Allerdings wäre es nicht das erste Mal, dass ABB selbst dann noch enttäuscht.

Deshalb sichere ich die Aktien im Vorfeld der Ergebnispräsentation über den Put-Warrant ABBBJZ (Valoren Nummer 32904986) ab, obwohl ich auf längere Sicht zuversichtlich für den Industriekonzern aus Zürich bleibe und die Bedenken des UBS-Analysten nur bedingt teile.

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Amerikanische Grosskonzerne gelten als besonders klagefreudig. In alter Wildwestmanier wird für gewöhnlich erst (über den Anwalt) geschossen und dann gefragt. Diesmal trifft es mit General Electric allerdings ein dortiges Vorzeigeunternehmen.

Absender der Klage sei die in Zürich beheimatete Swiss Re, so wird mir berichtet. Angeblich reicht die Angelegenheit ins Jahr 2005 zurück. Damals kaufte der Rückversicherungskonzern den Amerikanern für gut 7 Milliarden Dollar GE Insurance Solutions ab. Wie es heisst, wartet die Käuferin bis heute auf vertraglich vereinbarte Rückzahlungen in Höhe von 75 Millionen Dollar.

Seit wenigen Tagen liegen die Aktien von Swiss Re wieder im Angebot (Quelle: www.cash.ch).

Bei einem für dieses Jahr geschätzten bereinigten Reingewinn von 2,9 Milliarden Dollar fällt dieser Betrag zwar nicht übertrieben stark ins Gewicht. Dennoch gilt auch hier: Wer den Cent nicht ehrt, ist den Dollar nicht wert...

Ich bin daher ziemlich überrascht, dass diese Angelegenheit bisweilen weder von den hiesigen Finanzmedien noch von den zahlreichen, die Aktien von Swiss Re abdeckenden Analysten aufgegriffen wurde.

Die nächste Bewährungsprobe steht den renditestarken Papieren in zwei Wochen bevor. Ab dann werden sie nämlich ex Dividende gehandelt und müssen diese wieder aufholen.
 

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