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Während sich bei den Aktien von Netflix oder Amazon in New York ein Rekordhoch an das nächste reiht, sind die Aktionäre hiesiger Technologieunternehmen weniger erfolgsverwöhnt.

Bei den Valoren von U-blox und Kudelski erwiesen sich die Kursavancen der letzten Wochen bloss als ein Strohfeuer. Etwas besser hielten sich einzig die Aktien von Logitech und Temenos, wobei letztere von der Aufnahme in die viel beachteten Aktienindizes von MSCI profitierten. Ansonsten sahen sich ausländische Leerverkäufer im Zuge aggressiver Kaufempfehlungen gezwungen, ihre Wetten gegen diese beiden Unternehmen einzudecken (siehe "Ein Kursfeuerwerk folgt auf das Nächste" vom 7. Juni).

"Short buyers are the best buyers", so lautet eine alte amerikanische Börsenweisheit. Dass Leerverkäufer die besten Käufer sind, mag zwar sein. Gleichzeitig sind sie aber auch die am wenigsten nachhaltigen Käufer. Nach einem kurzen, wenn auch heftigen Kursfeuerwerk ist meist bereits wieder Schluss.

Treibende Kraft hinter dem Höhenflug der Aktien von Netflix, Amazon und Co. waren zuletzt aggressive Deckungskäufe. Aus New York ist gar von einer "Kapitulation" dortiger Leerverkäufer zu hören.

Diesen Deckungskäufen steht Christopher Potts von Kepler Cheuvreux eher skeptisch gegenüber. Der bekannte Aktienstratege hält den Höhenflug der amerikanischen Technologieschwergewichte für weit fortgeschritten. Er rechnet in New York über die nächsten zwei Wochen mit einem Stimmungsumschwung - und einem Ausverkauf bei dortigen Technologieaktien.

Interessant ist, dass sich mächtige amerikanische Grossinvestoren am Schweizer Aktienmarkt seit Wochen still und leise aus hiesigen Technologieaktien zurückziehen.

Als das wohl prominenteste Opfer gilt AMS. Die Valoren des Sensorenherstellers - zu seinen Kunden zählen so bekannte Smartphone Hersteller wie Samsung oder Apple - trennen mittlerweile nicht weniger als 30 Prozent von den Höchstkursen von Anfang März. Und das, obwohl Analysten für die zweite Jahreshälfte von einer kräftigen Wachstumsbelebung ausgehen.

Die Kursentwicklung bei AMS (rot) zeigt seit Wochen nach unten, jene bei Logitech (grün) und Temenos (gelb) nach oben (Quelle: www.cash.ch)

Kursverluste hatten auch die Aktien des Börsenüberfliegers VAT Group zu beklagen. Wer sich Mitte März in der Nähe der Höchstkurse zum Einstieg verleiten liess, müsste heute fast 18 Prozent weniger bezahlen.

Der Rückzug amerikanischer Grossinvestoren bei hiesigen Technologieaktien ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen - kann ich mich doch noch daran erinnern, dass dem Platzen der Technologieblase von Anfang der Nullerjahre dasselbe Phänomen vorausgegangen war.

Bestens in dieses Bild passt übrigens auch das jüngste Stimmungstief bei den langweiligen Schwergewichten aus dem Swiss Market Index (siehe "Nun sind europäische Aktien selbst der Credit Suisse zu langweilig" vom 15. Juni oder "Credit Suisse gegen Credit Suisse" von gestern).

Ein Trost bleibt den Aktionären hiesiger Technologieunternehmen: Die Kursverluste der letzten Wochen macht viele der betroffenen Aktien wieder attraktiver. Ob sich die hiesigen Aktien einer aus New York anrollenden Verkaufswelle widersetzen können, wag ich allerdings zu bezweifeln.

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Noch bis vor wenigen Wochen galten die Aktien von Comet bei hiesigen Fondsmanagern und Vermögensverwaltern als ein Muss. Gerade deshalb sorgt die jüngste Kursschwäche beim Halbleiterzulieferer aus Flamatt für ungläubige Gesichter.

Alleine seit Anfang Juni errechnet sich mittlerweile ein Minus von gut 15 Prozent. Wer sich in der Nähe der Höchstkurse zum Einstieg verleiten liess, sitzt sogar auf nicht-realisierten Verlusten von 30 Prozent oder mehr.

Eine mögliche Erklärung liefert eine kürzlich bei der Schweizer Börse SIX eingegangene Offenlegungsmeldung. Wie dieser Meldung entnommen werden kann, veräusserte der Camox Master Fund bei Comet in der ersten Juni-Woche Aktien und verletzte dabei den meldepflichtigen Schwellenwert von 3 Prozent.

Zermürbender Kurszerfall in den letzten Wochen bei den Aktien von Comet (Quelle: www.cash.ch)

Seit dem Entstehungstag der Meldepflicht - dem 6. Juni - gingen nicht weniger als 450'000 Titel um. Das sind fast 6 Prozent aller ausstehenden Aktien und lässt vermuten, dass sich nicht nur der Camox Master Fund von weiteren Titeln getrennt haben könnte. Denn an gewöhnlichen Tagen wechseln keine 20'000 Aktien die Hand.

Rückblickend reichte es nur für ein kurzes Gastspiel, war der bekannte Hedgefonds doch erst im November letzten Jahres eingestiegen.

Der Kurszerfall der letzten Tage bei Comet zeigt das eigentliche Problem der Investoren vom Schlag des Camox Master Funds bei schlecht handelbaren Nebenwerten: Sich einkaufen ist das eine, wieder auszusteigen das andere (siehe auch "Ein Kursfeuerwerk folgt auf das Nächste" vom 7. Juni und "Den Letzten beissen die Hunde" vom 23. Mai).

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