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Dem Monat Mai wird ja bekanntlich nachgesagt, er sei ein eher launischer Börsenmonat. In diesem Jahr will der Mai diesem Ruf allerdings partout nicht gerecht werden. Zumindest am Swiss Performance Index (SPI) gemessen konnte der Schweizer Aktienmarkt seit Ende April nämlich weiter Boden gutmachen. Um nicht weniger als drei Prozent ging es für das viel beachtete Börsenbarometer nach oben. Die bisherige Bestmarke vom März bei 17'387 Punkten rückt in greifbare Nähe. Der amerikanische S&P 500 Index geht sogar um mehr als sechs Prozent höher aus dem Monat Mai hervor, was den Monat zum besten Mai seit mehr als drei Jahrzehnten macht.
Im Wissen darüber, was sich da jenseits des Atlantiks abspielt, kommt dieses Plus für mich schon ziemlich überraschend. Und womöglich bin ich damit in guter Gesellschaft. Sollte die Regierung in Washington ausländische Investoren vergraulen wollen, dann scheint sie momentan jedenfalls alles richtig zu machen.
Allen anders lautenden Bekundungen zum Trotz wachsen die Staatsausgaben seit Jahresbeginn unter dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump so stark wie noch nie. Zumindest von dieser Seite her betrachtet ist er keinen Deut besser als seine Vorgänger.
Expertenschätzungen zufolge muss das amerikanische Finanzministerium im laufenden Jahr alleine 1200 Milliarden Dollar für den Zinsendienst auf den Schulden aufwerfen. Tendenz steigend, wenn man den Statistiken der Beratungsfirma True Insights Analytics Glauben schenken will. Besagte Statistiken zeigen, dass bis Ende 2026 etwas mehr als ein Viertel aller ausstehenden Staatsanleihen zur Rückzahlung kommt. Folglich muss das amerikanische Finanzministerium neue Anleihen mit längeren Laufzeiten herausgeben, um diese Fälligkeiten refinanzieren zu können. Nicht eben wenige dieser zur Rückzahlung kommenden Anleihen wurden während der Tiefzinsphase herausgegeben. Da liegt es doch geradezu auf der Hand, dass die Zinslast Washingtons noch erdrückender wird.
Eine Passage im «Big Beautiful Tax Bill» hat es übrigens in sich und lässt aus der Sicht ausländischer Investoren entsetzt aufhorchen. Eine erste Hürde hat diese Vorlage erst kürzlich im Kongress bereits genommen. Nun muss auch noch der Senat darüber befinden. Wie die Währungsstrategen der Deutschen Bank nun schreiben, bietet der Absatz 899 künftig Hand für eine Besteuerung ausländischer US-Vermögenswerte zur Förderung amerikanischer Wirtschaftsinteressen. Es sei dies nichts Geringeres als die Instrumentalisierung der US-Kapitalmärkte als Waffe in der Aussenhandelspolitik.
Bilanz der Aktienfavoriten der letzten Jahre
Jahr | Aktienfavoriten** | SPI |
2013 | +40,1 % | +23,9 % |
2014 | +11,4 % | +15,2 % |
2015 | + 4,1 % | + 2,4 % |
2016 | - 3,7 % | - 1,7 % |
2017 | +23,6 % | +20,1 % |
2018 | - 19,1 % | - 8,8 % |
2019 | +25,4 % | +30,6 % |
2020 | + 9,8 % | + 3,1 % |
2021 | +10,0 % | +23,4 % |
2022 | - 17,2 % | - 16,5 % |
2023 | + 3,9 % | + 6,0 % |
2024 | + 7,6 % | + 7,6 % |
2025* | + 7,6 % | + 8,9 % |
* Schlusskurse vom 30. Mai 2025
** Entwicklung vor anfallenden Kosten und unter Wiederanlage der Nettodividende
Die Gesetzgebung sieht unter bestimmten Bedingungen sogar die Möglichkeit vor, ausländische Einkünfte aus den USA mit 20 Prozent zu besteuern. Besonders bemerkenswert ist, dass die einst unter Ronald Reagan eingeführte Ausnahmeregelung für ausländische Regierungen und Zentralbanken einfach so ausgesetzt würde. Vereinfacht ausgedrückt würde die De-facto-Rendite von US-Staatsanleihen – falls dieser Schritt umgesetzt würde - auch auf Beständen unserer Schweizerischen Nationalbank (SNB) um nahezu 100 Basispunkte geschmälert.
Führende Ratingagenturen verleihen den USA zwar nicht länger die Bestnote AAA. Für die zweitbeste Bonitätsnote AA+ reicht es allerdings noch immer. Wer genauer hinschaut, dem fällt auf, dass die USA bei den Aufschlägen für Ausfallversicherungen auf Staatsanleihen in einer ähnlichen Liga wie Italien oder Griechenland spielt. Die Bonitätsnoten dieser beiden Länder liegen irgendwo zwischen BBB+ und BBB. Ein Schelm, wer beim Blick auf diese Ungleichbehandlung durch die Ratingagenturen Böses denkt...
Die Rekorde beim Goldpreis und jene beim Bitcoin sprechen jedenfalls eine klare Sprache und zeugen von einem tiefen Misstrauen in die Zukunft des US-Dollars. Ich frage mich allen Ernstes, wie lange ausländische Investoren überhaupt noch bereit sind, das Zwillingsdefizit der USA finanzieren zu wollen. Ist der Absatz 899 des «Big Beautiful Tax Bill» der Tropfen, welcher das Fass – auch im Wissen um den hohen Refinanzierungsbedarf Washingtons - zum Überlaufen bringt? Ich befürchte, dass den Finanzmarktakteuren die Tragweite aller dieser Entwicklungen noch gar nicht so richtig bewusst ist.
Kommen wir auf meine Schweizer Aktienfavoriten für 2025 zu sprechen. Die gute Nachricht ist, dass diese im Mai deutlich Boden gutmachen konnten. Mittlerweile errechnet sich für die Zeitspanne von Anfang Januar bis Ende Mai immerhin ein Plus von 7,6 Prozent. Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass der Vergleichsindex SPI zwischen Anfang Januar und Ende Mai sogar um 8,9 Prozent zulegen konnte.
Zusammensetzung der Aktienfavoriten per Ende Mai 2025
Titel | Anzahl | Einstand | akt. Wert* | Erfolg | G/V |
Barmittel | 7'353 | ||||
Nestlé N | 147 | 75,13 | 12'893 | + 1'850 | +16,7 % |
Roche GS | 44 | 256,37 | 11'682 | + 402 | + 3,6 % |
Sandoz N | 293 | 37,12 | 12'227 | + 1'350 | +12,4 % |
Sika N | 41 | 216,05 | 9'008 | + 150 | + 1,7 % |
UBS N | 317 | 27,73 | 8'302 | - 490 | - 5,6 % |
Adecco N | 248 | 22,34 | 5'704 | + 163 | + 2,9 % |
Baloise N | 53 | 165,97 | 10'346 | + 1'549 | +17,6 % |
Cosmo Pharma N | 86 | 63,14 | 4'893 | - 537 | - 9,9 % |
Dätwyler I | 80 | 136,57 | 9'440 | - 1'485 | - 13,6 % |
Julius Bär N | 112 | 58,38 | 6'061 | - 477 | - 7,3 % |
Medmix N | 610 | 8,83 | 6'429 | + 1'041 | +19,3 % |
Oerlikon N | 1'763 | 3,56 | 6'689 | + 413 | + 6,6 % |
SoftwareOne N | 731 | 6,21 | 5'515 | + 975 | +21,5 % |
Total | 116'542 | + 7,6 % |
* Schlusskurse vom 30. Mai 2025
Wenn die American Society of Clinical Oncology, kurz ASCO, zum Jahrestreffen lädt, gibt sich das «Wer-ist-Wer» aus der Pharmaindustrie die Ehre. Waren Roche und die Tochter Genentech mit ihren Forschungs- und Entwicklungsprojekten in früheren Jahren stets omnipräsent, berichten mir Teilnehmer heuer vom glatten Gegenteil. Er sei in den drei Tagen nicht ein einziges Mal auf die beiden Namen gestossen, meint etwa der Biotech-Starreporter Brad Loncar.
Bei meinen Nachforschungen rund ums diesjährige ASCO-Treffen bin ich zumindest auf Studieninformationen zum Brustkrebsmittel Itovebi aus den Laboren der Roche-Tochter Genentech gestossen. Dennoch könnten solche Berichte wie die des Biotech-Starreporters zusätzliche Zweifel an der Innovationskraft Roches schüren, steht dieser Vorwurf zumindest im Pharmageschäft ja schon eine ganze Weile im Raum. Ganz anders verhält es sich hingegen im Diagnostikbereich. Erst am vergangenen Dienstag luden die Basler zum diesjährigen «Diagnostik Tag» nach London. So unterschiedlich die Genussscheine in Analystenkreisen auch beurteilt werden mögen, so einig ist man sich zumindest in einem Punkt: Im Diagnostikgeschäft sind die Basler bei den künftigen Wachstumsinitiativen auf Kurs.
Wie Berechnungen der UBS zeigen, dürfte dieser Geschäftszweig im laufenden Jahr gut 23 Prozent zum Gruppenumsatz und immerhin zwölf Prozent zum operativen Gruppengewinn beisteuern – Tendenz steigend. Für den bankeigenen Analysten Matthew Weston bleiben die Genussscheine denn auch ein Kauf mit einem Zwölf-Monats-Kursziel von 314 Franken. Das liegt knapp 20 Prozent über den letztbezahlten Kursen.
Nach der ziemlich enttäuschenden Kursentwicklung der letzten gut zwei Jahre mache ich ein nicht unerhebliches Aufholpotenzial gegenüber anderen Pharmawerten aus – die Valoren von Platzrivalin Novartis miteingeschlossen.
Boden gutmachen konnten in den letzten Wochen die Aktien von Sandoz. An der Börse scheint man der ehemaligen Novartis-Tochter den enttäuschenden Zwischenbericht für das erste Quartal verziehen zu haben. Das dürfte auch dem Umstand geschuldet sein, dass sich das verhaltene Abschneiden im lukrativen Geschäft mit Biosimilars mit einmaligen Gegebenheiten erklären lässt.
Und wenn wir schon beim Thema Biosimilars sind: Wie angekündigt, bringt Sandoz mit Wyost und Jubbonti endlich eigene Versionen des Verkaufsschlagers Denosumab auf den amerikanischen Markt. Soviel ich weiss, sind das die bisher einzigen erhältlichen Versionen, bei welchen sich das Originalpräparat auch ohne spezifische Verschreibung für das Biosimilar durch dieses ersetzen lässt.
Wie Vontobel-Analyst Stefan Schneider schreibt, unterstreicht Sandoz einmal mehr das etablierte Wissen des Unternehmens im Bereich Biosimilars und Onkologie, das bis auf die Einführung des ersten Biosimilars in den USA im Jahr 2015 zurückgeht. Er sieht in Wyost und Jubbonti wichtige Werttreiber, die einen integralen Bestandteil der Wachstumsstrategie von Sandoz bilden.
Amgen setzte mit Denosumab im vergangenen Jahr weltweit knapp sechs Milliarden Dollar um. Schätzungen zufolge dürften davon rund drei Viertel in den USA erzielt worden sein. Mal schauen, wie viel Umsatz sich dem amerikanischen Biotechgiganten künftig abluchsen lässt.
Eine wegweisende Woche steht Julius Bär bevor. Morgen Dienstag will der neue Firmenchef Stefan Bollinger den Aktionärinnen und Aktionären seine Zukunftspläne für die Zürcher Bank vorlegen. Nach dem überraschenden Abschreiber auf dem Kreditbuch wird Bollinger vermutlich mit der «grossen Kelle» anrichten müssen, um die Börse versöhnlich stimmen zu können.
Ich selber erwarte neben einer auf den asiatischen Raum ausgerichteten Vorwärtsstrategie mit beschleunigtem Neugeldwachstum auch ein konkretes Sparziel sowie ein Aktienrückkaufprogramm. Doch auch in Bezug auf die Risikokontrolle besteht spätestens nach dem erneuten Abschreiber im Kreditgeschäft meines Erachtens Handlungsbedarf.
Was die Gewinnerwartungen der Analysten anbetrifft, dürften sich diese im Anschluss an den Investorentag wohl noch nicht allzu gross in die eine oder andere Richtung bewegen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass auf die Worte Bollingers erste Taten folgen müssen. Aber harren wir doch der Dinge, die da kommen mögen...
Transaktionen Aktienfavoriten 2025
Datum | Titel | Anzahl | Kurs | Total | ||
03.01.2025 | Nestlé N | Kauf | 144 | 74,88 | Franken | 10'783- |
03.01.2025 | Adecco N | Kauf | 241 | 22,36 | Franken | 5'389- |
03.01.2025 | Cosmo Pharma N | Kauf | 86 | 63,14 | Franken | 5'430- |
03.01.2025 | Dätwyler I | Kauf | 79 | 136,75 | Franken | 10'803- |
03.01.2025 | Medmix N | Kauf | 591 | 8,80 | Franken | 5'201- |
03.01.2025 | Roche GS | Kauf | 43 | 255,50 | Franken | 10'987- |
03.01.2025 | Sandoz N | Kauf | 290 | 37,17 | Franken | 10'779- |
03.01.2025 | Sika N | Kauf | 40 | 215,90 | Franken | 8'636- |
03.01.2025 | UBS N | Kauf | 311 | 27,83 | Franken | 8'655- |
03.01.2025 | Baloise N | Kauf | 52 | 165,71 | Franken | 8'617- |
03.01.2025 | Julius Bär N | Kauf | 109 | 58,66 | Franken | 6'394- |
03.01.2025 | Oerlikon N | Kauf | 1'825 | 3,56 | Franken | 6'497- |
03.01.2025 | SoftwareOne N | Kauf | 701 | 6,18 | Franken | 4'332- |
20.03.2025 | Dätwyler I | Kauf | 1 | 122,00 | Franken | 122- |
27.03.2025 | Sika N | Kauf | 1 | 221,90 | Franken | 222- |
27.03.2025 | Roche GS | Kauf | 1 | 293,60 | Franken | 294- |
03.04.2025 | Oerlikon N | Kauf | 62 | 3,78 | Franken | 234- |
14.04.2025 | Julius Bär N | Kauf | 3 | 48,20 | Franken | 145- |
15.04.2025 | UBS N | Kauf | 6 | 22,80 | Franken | 137- |
17.04.2025 | Sandoz N | Kauf | 3 | 32,50 | Franken | 98- |
22.04.2025 | Nestlé N | Kauf | 3 | 86,89 | Franken | 261- |
23.04.2025 | Adecco N | Kauf | 7 | 21,80 | Franken | 153- |
25.04.2025 | Medmix N | Kauf | 19 | 9.85 | Franken | 187- |
29.04.2025 | Baloise N | Kauf | 1 | 179,30 | Franken | 179- |
20.05.2025 | SoftwareOne N | Kauf | 30 | 6,95 | Franken | 209- |
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