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Die letzten Wochen verlangten uns Anlegerinnen und Anlegern ganz schön was ab. Zuerst liess der Zusammenbruch der Krypto-Bank Silvergate Capital und die Nahtod-Erfahrung der Silicon Valley Bank die Aktienkurse rund um den Globus purzeln. Alleine schon die Angst vor einem Übergreifen auf andere Banken reichte aus, damit die Tage der Credit Suisse als eigenständiges Unternehmen gezählt waren. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion musste die mit hausgemachten Problemen kämpfende Grossbank von der Erzrivalin UBS gerettet werden.

Im Zuge dessen fiel der Swiss Performance Index (SPI) vorübergehend auf 13'617 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit November. Genau so rasant ging es für das Börsenbarometer danach dann allerdings wieder nach oben – nachdem die amerikanische Finanzministerin Janet Yellen unmissverständlich klarmachte, dass die Bankeinlagen sicher seien und man schlingernde Banken retten wolle.

Dass sich der SPI in der zweiten Hälfte März wieder an sein Jahreshoch von Mitte Januar herantasten konnte, war nicht zuletzt auch dem Schwergewicht Novartis zu verdanken. Allen Unkenrufen zum Trotz konnten die Basler die Studie zum Brustkrebsmittel Kisqali nach überzeugenden Zwischenergebnissen nun doch noch vorzeitig beenden – was ein kleineres Kursfeuerwerk zündete.

Mit einem Plus von knapp 5 Prozent hinkt der SPI dem um 8 Prozent höheren Stoxx Europe 600 Index seit Januar dennoch hinterher. Als Bremsklotz erwiesen sich dabei insbesondere die Genussscheine von Roche. Der Pharma- und Diagnostikkonzern aus Basel befindet sich in einem Kurs- und Stimmungstief, um nicht sogar von einer Sinneskrise sprechen zu wollen.

Was den jüngsten Höhenflug beim Stoxx Europe 600 Index anbetrifft, zeigen sich die Strategen der Bank of America um ihren Chefdenker Sebastian Rädler übrigens auch weiterhin ziemlich skeptisch. Sie sehen das viel beachtete Börsenbarometer bis in den Spätsommer hinein auf 365 Punkte fallen. Das entspräche aus heutiger Sicht einem Rückschlag um mehr als 20 Prozent. Sollte sich der Teuerungsschub in Europa als hartnäckiger als gedacht erweisen, könnte sich selbst dieses Indexziel noch als zu optimistisch herausstellen.

Bilanz der letzten Jahre

Jahr Aktienfavoriten SPI
2013 +40,1 % +23,9 %
2014 +11,4 % +15,2 %
2015 +  4,1 % +  2,4 %
2016 -   3,7 % -   1,7 %
2017 +23,6 % +20,1 %
2018 - 19,1 % -   8,8 %
2019 +25,4 % +30,6 %
2020 +  9,8 % +  3,1 %
2021 +10,0 % +23,4 %
2022 - 17,2 % - 16,5 %
2023* -   1,5 % +  4,7 %

* Schlusskurse vom 31. März 2023

Rädler und seine Abteilungskollegen setzen ihr Schwergewicht daher bei den defensiven Nahrungsmittel- und Pharmawerten. Um zyklische Aktien sowie um die Bankaktien machen sie hingegen einen grossen Bogen.

Auch ich räumte den beiden Schweizer Pharmawerten Roche und Novartis bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2023 im Dezember ein überdurchschnittlich hohes Gewicht ein – und lag damit rückblickend ziemlich daneben. Das gilt insbesondere für die Genussscheine von Roche, welche seit Jahresbeginn prozentual zweistellige Kursverluste zu beklagen haben.

Performance kostete vor allem aber das Sorgenkind Credit Suisse. Ich habe mich - als die Aktien der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken auf Basis des Umtauschverhältnisses mit einem Aufschlag von rund 3 Prozent gegenüber jenen der UBS gehandelt wurden – zu einer ausserplanmässigen Umschichtung in Richtung UBS entschieden. Nun, ich könnte mir gut vorstellen, diese Titelposition in den kommenden Wochen weiter auszubauen. Womöglich wird sich die Credit-Suisse-Übernahme zumindest auf lange Sicht nämlich als ein Glücksgriff für die grösste Schweizer Bank und ihre Anteilseigner erweisen.

Zusammensetzung der Aktienfavoriten per Ende Januar

Titel Anzahl Einstand akt. Wert* Erfolg G/V
Barmittel                 5'016    
Holcim N       146       47,88             8'570 + 1'603 +23,0 %
Logitech N       140       57,00             7'455 -     548 -   6,8 %
Novartis N       183       84,19           15'303 -       79 -   0,5 %
Roche GS         70     291,89           18'267 -  2'166 - 10,6 %
Sika N         46     224,01           11'523 + 1'420 +14,1 %
UBS N         84       18,64             1'624 +      55 +  3,5 %
Zurich Insurance N         18     446,18             7'835 -     152 -   1,9 %
Helvetia N         65     108,10             8'243 + 1'244 +17,8 %
Medmix N       298       16,80             5'678 +    679 +13,6 %
Oerlikon N    1'740         5,98             8'970 -  1'438 - 13,8 %
           
Total               98'484   -   1,5 %

* Schlusskurse vom 31. März 2023

Ziemlich enttäuscht bin ich von der Aktienkursentwicklung bei Oerlikon, Logitech und Zurich Insurance. Die Valoren von Zurich Insurance werden bekanntlich schon bald ex einer Dividende von 24 Franken je Stück gehandelt. Im vergangenen Jahr dauerte es gerade einmal ein paar wenige Tage und der Dividendenabgang ward aufgeholt. Es ist dies jedoch eher die Ausnahme und nicht die Regel.

Lage Rede, kurzer Sinn: Während meine Schweizer Aktienfavoriten für 2023 seit Dezember durchschnittlich um 1,54 Prozent an Kurswert eingebüsst haben, konnte der SPI um 4,72 Prozent zulegen. Diese Differenz nach gerade einmal drei Monaten ist schon ziemlich bitter. Noch scheint mir das letzte Wort allerdings nicht gesprochen, sollte es an den europäischen Aktienmärkten wie von der Bank of America erwartet tatsächlich zum Ausverkauf kommen. So langsam kommen mir aber schon gewisse Selbstzweifel.

Wichtige Erkenntnisse erhoffe ich mir nicht zuletzt von der hierzulande Mitte April anlaufenden Quartalsberichterstattung. Givaudan und die VAT Group läuten diese am Donnerstag in einer Woche ein...

Transaktionen Aktienfavoriten 2023

Datum Titel   Anzahl Kurs   Total
29.12.2022 Credit Suisse N Kauf 1'825     2,74 Franken         5'000-
29.12.2022 Holcim N Kauf    146   47,88 Franken         6'967-
29.12.2022 Logitech N Kauf    140   57,00 Franken         8'003-
29.12.2022 Helvetia N Kauf      65 108,10 Franken         6'999-
29.12.2022 Oerlikon N Kauf 1'664     6,01 Franken       10'000-
29.12.2022 Medmix N Kauf    298   16,80 Franken         5'000-
29.12.2022 Zurich Insurance N Kauf      18 446,18 Franken         7'987-
29.12.2022 Sika N Kauf      45 223,75 Franken       10'002-
29.12.2022 Roche GS Kauf      68 292,68 Franken       19'990-
29.12.2022 Novartis N Kauf    178   84,43 Franken       15'003-
09.03.2023 Novartis N Kauf        5   75,71 Franken            379-
16.03.2023 Roche GS Kauf        2 260,00 Franken            520-
21.03.2023 Credit Suisse N Verkauf 1'825     0,86 Franken         1'569+
21.03.2023 UBS N Kauf      84   18,64 Franken         1'566-
21.03.2023 Oerlikon N Kauf      76     5,36 Franken            408-
30.03.2023 Sika N Kauf        1 253,50 Franken            254-

Schauen Sie sich doch auch das Tracker Zertifikat auf die Schweizer Aktienfavoriten des cash Insider an. Mit diesem setzen sie einfach und bequem auf die von ihm favorisierten Aktien. Die Nettodividenden werden dabei jeweils zeitgerecht reinvestiert.
 

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