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Zwischenbilanz Oktober

Schweizer Aktienfavoriten: Profis sind bei Aktien sträflich unterinvestiert

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Viele Profianleger wurden im Oktober von der kräftigen Erholung an den Aktienmärkten überrascht. Der cash Insider zieht bei dieser Gelegenheit eine weitere Zwischenbilanz bei seinen Aktienfavoriten.

03.11.2022   12:11
Von cash Insider
Eine Händlerin prüft ihren Monitor auf dem Parkett der New York Stock Exchange.
Eine Händlerin prüft ihren Monitor auf dem Parkett der New York Stock Exchange.Quelle: Bloomberg/Jin Lee

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Als ich nach meiner Rückkehr aus den Herbstferien schrieb, dass auf einen schwachen September an den Aktienmärkten meist ein versöhnlicher Oktober folge, wurde ich belächelt. Das überraschte mich nicht weiter, hatte damals doch selbst der als träge verschrieene Swiss Market Index (SMI) in den vorangegangenen vier Wochen mehr als 5 Prozent eingebüsst. Und der SMI Midcap Index (SMIM) – er steht für die Aktien mittelgrosser Schweizer Unternehmen - hatte sogar prozentual zweistellige Verluste zu beklagen.

Heute – gut drei Wochen später und knapp 600 SMI-Punkte höher – sind wir nun alle etwas schlauer. Einmal mehr zeigt sich, dass sich die Entwicklung an den Aktienmärkten auch in diesem Jahr wieder ans Drehbuch hält. Sei es nun die zu Jahresbeginn ausgiebig beleuchtete "Januar-Regel" oder eben auch die "September-Oktober-Regel".

Im Oktober schrieb ich folgendes:

Wie mir aus mehreren voneinander unabhängigen Quellen berichtet wird, sind insbesondere die Profianleger bei Aktien sträflich unterinvestiert. Die letzte Umfrage der Bank of America bei Fondsmanagern und Vermögensverwaltern scheint diesen Stimmen rechtgeben zu wollen. Durchschnittlich halten die Befragten etwas mehr als 6 Prozent der verwalteten Vermögen liquide. Nur gerade im April 2001 war die Liquiditätsquote noch höher als heute. Doch auch sonst macht die amerikanische Investmentbank bei den jüngsten Umfrageergebnissen unmissverständliche Anhaltspunkte für eine Kapitulation bei Fondsmanagern und Vermögensverwaltern aus. Ähnliches hört man auch von anderen Banken.

Nicht eben wenige unter ihnen dürften die kräftige Erholung vom Oktober verschlafen haben – womit wir uns wieder dem Drehbuch zuwenden. Denn nach dem versöhnlichen Oktober gehen die Aktienmärkte in die beiden stärksten Börsenmonate des ganzen Jahres über. Für die sträflich unterinvestierten Profianleger könnte es deshalb eng werden.

Schweizer Aktienfavoriten: Der cash Insider holt sich zwei neue Aktien auf seine Liste


Kommen wir nun aber auf meine Schweizer Aktienfavoriten für 2022 zu sprechen. Auch diese konnten die Verluste eingrenzen. Auf dem Stand von Ende Oktober errechnet sich noch ein Minus von 19,1 Prozent. Dem steht ein um 16,6 Prozent tieferer Swiss Performance Index (SPI) gegenüber.

Erfreulich entwickelten sich insbesondere die neu in die Favoritenliste aufgenommenen Aktien von Sika. Zugegeben: Nach den nur so vor Optimismus strotzenden Aussagen des Bauchemiespezialisten am diesjährigen Investorentag blieb der Zahlenkranz fürs dritte Quartal den hohen Erwartungen einiges schuldig. Und auch bei der milliardenschweren Übernahme der ähnlich gelagerten früheren Geschäftsaktivitäten des deutschen Chemiegiganten BASF kommt es immer wieder zu Verzögerungen. Gerade die britischen Wettbewerbsbehörden stellen sich ziemlich quer. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass bis Ende Januar eine für alle Beteiligten gängige Lösung gefunden werden kann.

Mit Spannung wurde das Strategie-Update der Credit Suisse erwartet. Vorschusslorbeeren gab es keine. Ganz im Gegenteil. Mit einer Kurshalbierung seit Jahresbeginn hält die kleinere der beiden Grossbanken unter den 20 Unternehmen aus dem SMI seit Wochen die Schlusslaterne. Es ist genau jene Rolle, die sie schon aus dem Jahr zuvor nur zu gut kennt.

Bilanz der letzten Jahre

JahrAktienfavoritenSPI
2013+40,1 Prozent+23,9 Prozent
2014+11,4 Prozent+15,2 Prozent
2015+  4,1 Prozent+  2,4 Prozent
2016-   3,7 Prozent-   1,7 Prozent
2017+23,6 Prozent+20,1 Prozent
2018- 19,1 Prozent-   8,8 Prozent
2019+25,4 Prozent+30,6 Prozent
2020+  9,8 Prozent+  3,1 Prozent
2021+10,0 Prozent+23,4 Prozent
2022*- 19,1 Prozent- 16,6 Prozent

* Kurse vom 31. Oktober 2022

Unter Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und seinem Firmenchef Ulrich Körner will sich die Credit Suisse auf die alten Stärken zurückbesinnen, die da denn lauten: Universalbank Schweiz und Wealth Management. Das Investment Banking soll in die Credit Suisse First Boston eingebracht und verschlankt werden.

Um die Restrukturierungskosten sowie die milliardenschweren Bilanzkorrekturen stemmen zu können, muss die Eigenmitteldecke mit 4 Milliarden Franken gestärkt werden. Bis zu 1,5 Milliarden Franken steuert "SNB" bei. Mit "SNB" ist nicht etwa unsere Schweizerische Nationalbank, sondern vielmehr die Saudi National Bank gemeint. Die Saudis können sich zu Tiefstkursen mit knapp 10 Prozent bei der Credit Suisse einkaufen. Und angeblich haben auch die Katari – sie sind bereits im Grossaktionariat der Grossbank vertreten – vor, ihre Beteiligung aufzustocken.

Mit den Strategieplänen wandelt die Credit Suisse in den Spuren der UBS. Bloss ist ihr die ewige Erzrivalin um Jahre voraus. Da stellt sich mir doch die Frage: Wieso nicht gleich so? Den langjährigen Aktionärinnen und Aktionäre wäre vermutlich viel Leid erspart geblieben.

Freude bereiten die Aktien von Holcim. Der Baustoffhersteller aus dem steuergünstigen Zug stellte auch im dritten Quartal wieder selbst die kühnsten Analystenerwartungen in den Schatten. Das wiederum liess es Firmenchef Jan Jenisch zu, die diesjährigen Vorgaben anzuheben. Und das wohlverstanden schon zum dritten Mal in diesem Jahr.

Dass sich rückblickend insbesondere die beiden milliardenschweren Übernahmen Malarkey und Firestone als glückliche Fügung erweisen, kommt nicht von ungefähr. Denn schon bei seinem früheren Arbeitgeber Sika hat sich Firmenchef Jenisch einen Namen als geschickter Deal-Maker gemacht. Bei seinem jetzigen Arbeitgeber geht er nun nach demselben Strickmuster vor. Auch nach dem mit 2 Milliarden Franken dotierten Aktienrückkaufprogramm dürften ihm aus dem Verkauf des Indiengeschäfts viele weitere Milliarden von Franken für ergänzende Firmenübernahmen zur Verfügung stehen. Neben der Schadenfreude ist die Vorfreude bekanntlich die schönste Freude.

Zusammensetzung der Aktienfavoriten per Ende Oktober:

TitelAnzahlEinstandakt. Wert*ErfolgG/V
Barmittel             1'794  
Credit Suisse N  1'351     8,42           5'580-        5'798- 51,0 Prozent
Holcim N      223   46,57         10'142-            243-   2,3 Prozent
Logitech N      134   71,65           6'680-        2'921- 30,4 Prozent
Novartis N        80   80,50           6'472+             32+  0,5 Prozent
Sika N        30198,35           6'774+           824+13,8 Prozent
Zurich Insurance N        23402,80           9'828+           564+  6,1 Prozent
Cembra Money N        86  66,29           6'244+           543+  9,5 Prozent
Helvetia N        65107,82           6'461-            547-   7,8 Prozent
Medmix N      222  17,03           3'916+           135+  3,6 Prozent
Oerlikon N  1'444     8,66           9'335-        3'175- 25,4 Prozent
Stadler Rail N      223  38,39           6'579-        1'982- 23,2 Prozent
Zur Rose N        47179,02           1'272-        7'142- 84,9 Prozent
      
Total          81'075 - 19,1 Prozent

* Schlusskurse vom 31. Oktober 2022

Bei Zur Rose war es rückblickend richtig, dem schlechten Geld im Rahmen des Rebalancing nicht noch gutes Geld hinterherzuwerfen. Heute Donnerstag sieht sich nun auch die deutsche Pilotregion Westfalen-Lippe aus Datenschutzgründen gezwungen, die Einführung des elektronischen Medikamentenrezepts einzustellen. Mit verheerenden Folgen für die Aktien. Das elektronische Medikamentenrezept gilt als wichtiger künftiger Wachstumstreiber für die Versandapotheke. Unser nördliches Nachbarland scheint mir mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens noch stärker überfordert zu sein als wir bei uns in der Schweiz.

Es sind denn auch äussere Einflüsse und weniger firmenspezifische Gründe, welche den Kurs der Zur-Rose-Aktien seit Jahresbeginn um 90 Prozent einbrechen liessen. Wenn sich die Firmenlenker aber einen Vorwurf gefallen lassen müssen, dann dass sie sich bei ihrem Tun schon beinahe etwas blind auf die rechtzeitige Einführung elektronischer Medikamentenrezepte in Deutschland verlassen haben...

Transaktionen Aktienfavoriten 2022

DatumTitel AnzahlKurs Total
30.12.2021Oerlikon NKauf1'060    9,43Franken  9'995,80-
30.12.2021Zur Rose NKauf      22230,57Franken  5'072,54-
30.12.2021Cembra NKauf    113  66,14Franken  7'473,82-
30.12.2021Stadler Rail NKauf    188  39,94Franken  7'508,72-
30.12.2021Helvetia NKauf      70107,49Franken  7'524,30-
30.12.2021Logitech NKauf      97  77,32Franken  7'500,04-
30.12.2021Credit Suisse NKauf1'122  8,907Franken  9'993,65-
30.12.2021Zurich IG NKauf      25400,70Franken10'017,50-
30.12.2021Holcim NKauf    322  46,62Franken15'011,64-
30.12.2021Novartis NKauf    186  80,67Franken15'004,62-
07.03.2022Oerlikon NKauf    223    6,63Franken  1'478,49-
07.03.2022Zur Rose NKauf      29133,65Franken  3'875,85-
07.03.2022Stadler Rail NKauf      22  30,08Franken      661,76-
07.03.2022Helvetia NVerkauf        8  96,65Franken     773,20+
07.03.2022Logitech NKauf      34  65,52Franken  2'227,68-
07.03.2022Credit Suisse NKauf   190    6,46Franken  1'227,40-
07.03.2022Zurich IG NVerkauf        3380,80Franken  1'142,40+
07.03.2022Holcim NVerkauf      11  40,16Franken     441,76+
07.03.2022Novartis NVerkauf      86  75,92Franken  6'529,12+
08.03.2022Novartis NKauf        3  74,21Franken      222,63-
08.04.2022Zurich IG NKauf        1438,50Franken      438,50-
08.04.2022Oerlikon NKauf      42     6,78Franken      284,76-
24.04.2022Cembra NKauf        4   70,55Franken      282,20-
03.05.2022Helvetia NKauf        2118,50Franken      237,00-
09.05.2022Credit Suisse NKauf     16     6,50Franken      104,00-
09.05.2022Holcim NKauf     15   45,50Franken      682,50-
09.05.2022Stadler Rail NKauf       3   34,38Franken      103,14-
01.07.2022Logitech NKauf     16   49,17Franken      786,72-
01.07.2022Oerlikon NKauf     32     6,50Franken      209,60-
01.07.2022Zurich IG NKauf       1413,20Franken      413,20-
01.07.2022Credit Suisse NKauf       6     5,38Franken         32,28-
01.07.2022Novartis NKauf       1   80,14Franken         80,14-
01.07.2022Cembra NVerkauf     26   68,70Franken  1'786,20+
01.07.2022Stadler Rail NKauf       6   30,70Franken      184,20-
30.09.2022Credit Suisse NKauf     35     3,91Franken      136,85-
30.09.2022Sika NKauf     30198,35Franken  5'950,50-
30.09.2022Oerlikon NKauf   109     6,27Franken      683,43-
30.09.2022Novartis NVerkauf     34   75,24Franken  2'558,16+
30.09.2022Logitech NVerkauf     10   44,95Franken     449,50+
30.09.2022Stadler Rail NKauf        6   27,06Franken      162,36-
30.09.2022Medmix NKauf   222   17,03Franken  3'780,66-
30.09.2022Helvetia NVerkauf        2   92,56Franken     185,12+
30.09.2022Cembra NVerkauf        5   70,35Franken     351,75+
30.09.2022Holcim NVerkauf   104   40,60Franken  4'222,40+
30.09.2022Zurich IG NVerkauf        1394,00Franken     394,00+

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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