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Für die Aktien der Credit Suisse werden am Mittwoch zeitweise weniger als 6,20 Franken bezahlt. Das liegt sogar unter den langjährigen Tiefstkursen vom März 2020, als das Covid-19-Virus von der chinesischen Grossmetropole Wuhan aus seine unheilvolle Reise rund um den Globus antrat. Zur Erinnerung: Zu diesem Zeitpunkt herrschte an den Finanzmärkten so etwas wie Weltuntergangsstimmung.

Nachdem der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken nach milliardenschweren Verlusten rund um den Kollaps des Investmentvehikels Archegos schon 2021 die undankbare Rolle des Schlusslichts aus dem Swiss Market Index (SMI) zuteil wurde, gestaltet sich die diesjährige Bilanz nicht eben besser. Seit Anfang Januar errechnet sich ein sattes Minus von mehr als 30 Prozent. Das ist ein unmissverständliches Misstrauensvotum der Börse an die Adresse von Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und seinen Firmenchef Thomas Gottstein.

Zu viel für Analyst Eoin Mullany von der Berenberg Bank. Er zieht die Reissleine und stuft die Valoren der Credit Suisse von "Buy" auf "Hold" herunter. Nach einer Reduktion seiner Gewinnschätzungen um bis zu 90 Prozent beziffert Mullany das Kursziel neuerdings auf 8 (zuvor 10,50) Franken.

So tief waren der Kurs der Credit-Suisse-Aktie schon seit Jahren nicht mehr (Quelle: www.cash.ch)

Der Analyst gibt sich geläutert und räumt reumütig ein, die Situation falsch eingeschätzt zu haben, als er bei den Aktien im Juni 2021 einst mit einem Kursziel von 11 Franken von "Hold" auf "Buy" ging. Damals – wohl gesagt bei Kursen von 9 Franken und mehr - hielt er das Wealth Management der Grossbank für substanziell unterbewertet und die Eigenkapitalsituation für solide.

Börsenwoche im Schnelldurchlauf: Das grosse Problem der Credit Suisse

Nun also folgt nahe der langjährigen Tiefstkurse die Kehrtwende. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Sorgen bereitet dem Analysten übrigens insbesondere die Ertragserosion, verursacht durch Marktanteilsverluste im Investment Banking. Er macht keinen Hehl daraus, dass sehr viel Geduld gefragt ist, bis die Sonne über der Grossbank wieder aufgeht. Besser eine späte Einsicht, als gar keine Einsicht?

Nach dem Handtuchwurf bleibt Andrew Coombs von der Citigroup der einzige mir namentlich bekannte Analyst, der die Aktien der Credit Suisse unbeirrt zum Kauf anpreist – wenn auch etwas kleinlauter als auch schon. Zumindest ein schwacher Trost bleibt den leidgeplagten Aktionärinnen und Aktionären aber: Wenn der hinterste und letzte noch optimistische Analyst die Reissleine zieht, ist die kursseitige Talsohle meist nicht mehr weit entfernt...

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Als die Aktien von Logitech kürzlich für ein einschneidende Umsatzwarnung des Gegenspielers Corsair Gaming in Sippenhaft genommen und mit einem Tagesverlust von gut 6 Prozent abgewatscht wurde, hielt ich in meiner Börsenwoche im Schnelldurchlauf fest, dass Logitech nicht Corsair sei.

Und tatsächlich sollte sich das wenige Tage später bestätigen, als Logitech mit einem überzeugenden Zahlenkranz für das Schlussquartal des Fiskaljahres 2022 aufwartete. Der Unterschied zwischen den beiden rivalisierenden Herstellern von Gaming-Zubehör könnte grösser kaum sein. Denn während der Umsatz bei Corsair Gaming in diesem höchst lukrativen Produktbereich um 24 Prozent zurückging, verkaufte sich das Gaming-Zubehör der Lausanner sogar etwas besser als ein Jahr zuvor. Der Aktienkursentwicklung half das zuletzt nicht.

Doch auch für Analyst Reto Huber vom Nebenwertespezialisten Research Partners gehören die beiden Unternehmen nicht in ein und denselben Topf geworfen. Er geht nämlich davon aus, dass Logitech den Amerikanern im zurückliegenden Quartal Marktanteile streitig machen konnte. Unnötig zu erwähnen, dass er die Lausanner im Geschäft mit Gaming-Zubehör für besser aufgestellt hält. Das spiegelt sich auch in der Kaufempfehlung sowie im Kursziel von 110 Franken für die Aktien wider.

Der Kurs der Logitech-Aktien hat sich seit dem letzten Frühsommer mehr als halbiert (Quelle: www.cash.ch)

Nicht vorenthalten möchte ich meinen Leserinnen und Lesern an dieser Stelle Erhebungen des Research-Partners-Analysten zur Lagerentwicklung. Für Corsair Gaming errechnet er für die zurückliegenden drei Quartale ein Verhältnis von Lagerbeständen zum Umsatz von 79, 58 und 85 Prozent, für Logitech hingegen eines von 76, 51 und 63 Prozent.

Dass die Lagerbestände bei beiden Unternehmen über dem langjährigen Durchschnitt liegen, dürfte auch damit zu tun haben, dass man diese im Hinblick auf die Verwerfungen entlang der Zulieferketten vorausschauend erhöht hat.

Die alles entscheidende Frage ist nun, wie sich die Nachfrage nach Gaming-Zubehör künftig entwickeln wird. Ich schrieb dazu kürzlich:

...und...

 

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