Die Aktie des Laufschuh- und Sportartikelherstellers On Holding hat sprichwörtlich einen guten Lauf. Der Titel hat in den letzten sieben Wochen fast 30 Prozent dazugewonnen. Auf dem Stand von derzeit 33 Dollar fehlt der Aktie nur noch wenig für ein Niveau, das sie letztmals Anfang Januar 2022 erreicht hatte.

Damals befand sich die Aktie gerade in einem lange anhaltenden Abwärtstrend von einem Rekordstand von fast 56 Dollar im November 2021, rund zwei Monate nach dem Börsengang in New York. Den Tiefstand erreichte die Aktie dann erst Ende 2022 bei rund 15 Dollar. Man merke: Die Schwankungsbreite bei der Aktie ist beträchtlich.

Grund für den Anstieg der On-Aktie: In den letzten Monaten haben Investoren, die sich Aktien von Sportartikel-Herstellern ins Depot holten, eindeutig die Nischen-Player bevorzugt. Denn nicht nur On hat deutlich zugelegt. Die Aktie von Deckers Outdoor Corporation, der Besitzer der hochsohligen Hoka-Laufschuhe, erklimmt fast täglich neue Rekordstände. Die Aktien von Nike oder Adidas werden dagegen verschmäht.

Hoka und On sind Profiteure der “Casualization”, also dem Trend zur Lockerheit bei der Bekleidung, der Corona mit sich gebracht habe, schreiben Analysten von Piper Sandler. Speziell Hoka-Athletikschuhe seien ein regelrechtes “Fashion Statement” geworden.

On-Schuhe sieht man - zumindest in der Schweiz - mittlerweile mehr bei Nicht-Athleten als bei Sport-Freaks. Auffallend verbreitet sind sie etwa beim Medizinpersonal. Die beginnende Massenverbreitung stellte aber offenbar nicht alle On-Macher zufrieden: "Dass Menschen unsere Schuhe zum Einkaufen tragen, hat uns massiv gestört", sagte On-Mitgründer Caspar Coppetti kürzlich dem "Spiegel".

Es könnte mit der Massenverbreitung des Brands durchaus noch “schlimmer” kommen, wie Analysten von Wedbush sich das ausdenken. Lululemon wäre durchaus ein Modell, wie sich On oder Hoka weiterentwickeln könnten, so die Experten. Ursprünglich Hersteller von Damen-Leggings, hat Lululemon deutlich über das Kerngeschäft Yoga expandiert und stellt nun zum Beispiel auch Herren-Sneakers her.

Stabilität der On-Aktie fehlt

Während die On-Umsatzzahlen stetig zulegen, fehlt der Aktie dagegen die Stabilität. Nach der Publikation von Geschäftszahlen kommt es oft zu massiven Ausschlägen. So schoss die Aktie nach den Jahresresultaten 2022 und der Bekanntgabe der ersten Umsatzmilliarde Mitte März um rund 50 Prozent empor.

Mitte Mai, nach den Erstquartalszahlen, sackte die On-Aktie dann wieder rund 20 Prozent ab. Zwar verkaufte die Firma noch nie so viel innerhalb von drei Monaten, doch die Gewinnmargen sanken überraschend deutlich ab.

Nun stehen Mitte August die Halbjahreszahlen an. Dann wird man sehen, ob die Vorgaben fürs ganze 2023 realistisch bleiben. Der Umsatz soll auf 1,74 Milliarden Franken klettern. Bei der bereinigten EBITDA-Marge strebt On 15 Prozent an. Diese betrug 14,5 Prozent im ersten Quartal.

Von elf Analysten, die bei Bloomberg erfasst sind und welche in den letzten drei Monaten zu On eine Bewertung abgegeben haben, empfehlen deren acht einen Kauf der Aktie. Ein Experte ist “Neutral” und zwei raten zum Verkauf der Aktie.

Ein Warnsignal ist das durchschnittliche Kursziel der On-Analysten für die Aktie. Die errechneten 34 Dollar hat der Titel nun praktisch schon erreicht. Ein gewisses Enttäuschungspotenzial ist also vorhanden, wenn die Firma die Ziele nicht erreicht und positive Überraschungen ausbleiben. “On Holding Needs A Perfect Run To Satisfy Investors”, war denn kürzlich auch auf der Investoren-Website “Seeking Alpha" zu lesen.