Unter 500 von Bloomberg befragten Banken, Versicherern und Vermögensverwaltern herrscht wenig Optimismus. Die Strategen sind sich dabei einig, dass aufgrund der aktuellen Zinserhöhungen ein Wirtschaftsabschwung vor der Tür steht. Die zu erwartende milde Rezession dürfte auf beiden Seiten des Atlantiks zu spüren sein.

Ebenso scheint klar, dass ein Kurswechsel hin zu niedrigeren Zinsen kurzfristig kaum eintreten wird, selbst wenn die Inflation ihren Höhepunkt erreicht haben sollte. Entsprechend durchzogen sind die Meinung zur weiteren Entwicklung an den Aktienmärkten. 

Nachfolgend eine Zusammenstellung des Ausblicks von führenden Wall Street Investment Banken und Vermögensverwaltern: 

Barclays Bank

Die britische Barclays Bank empfiehlt Anleihen gegenüber Aktien. "Die Talsohle dürfte an den Aktienmärkten im ersten Halbjahr allerdings erreicht werden", schreibt Barclays und bleibt vorsichtig. Die Bank empfiehlt, grössere Cash-Bestände als Alternative mit geringem Risiko in Betracht zu ziehen. 

BNP Paribas

Die französische Grossbank erwartet neue Tiefststände für Aktien im Jahr 2023. "Die Korrektur im Jahr 2022 war hauptsächlich bewertungsbedingt, und wir erwarten, dass 2023 ganz im Zeichen der negativen Gewinnentwicklung stehen wird", führt die Bank aus. 

DWS

Der Vermögensverwalter meint: "Taktisch sind wir recht optimistisch bei europäischen Aktien. Der Bewertungsabschlag zu US-Aktien von 31 Prozent ist mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt der letzten 20 Jahre. Der Ausblick für Value-Aktien, die in europäischen Indizes höher gewichtet sind als in den USA Indizes, bleibt positiv." Zudem schreibt DWS, dass die Zeiten, in denen Wachstumsaktien um jeden Preis gekauft wurden, vorbei seien. 

Credit Suisse

Die Schweizer Grossbank erwartet für 2023 eine zweigeteilte Entwicklung. Die Märkte würden sich wahrscheinlich zunächst auf die länger höher bleibenden Zinsen fokussieren. Das sollte zu einer gedämpften Aktienperformance führen. In diesem Umfeld sollten Aktien in Sektoren und Regionen mit stabilen Erträgen, geringem Verschuldungsgrad und Preissetzungsmacht bevorzugt werden. Sollte sich die Fed von einer straffen Geldpolitik verabschieden, würde die Bank später im Jahr verstärkt in zinssensitive Aktien und Wachstumstitel investieren.

Deutsche Bank

Die Deutsche Bank erwartet eine Berg- und Talfahrt: "Die Aktienmärkte dürften sich kurzfristig nach oben bewegen, dann mit dem Einbrechen einer Rezession in den USA nach unten abbrechen und sich hernach ziemlich schnell wieder erholen. Wir sehen den S&P 500 bei 4'500 im ersten Halbjahr, um mehr als 25 Prozent im dritten Quartal fallen. Per Jahresende sollte der S&P 500 sich dann wieder bis auf 4'500 Punkte erholen."

Goldman Sachs

Die Investmentbank bleibt bei Aktien vorsichtig: "Anleger erhalten keine grosse Entschädigung für das Risiko, Aktien oder hochverzinsliche Anleihen im Vergleich zu tief verzinslichen Staatsanleihen mit geringem Risiko zu halten."

JP Morgan Research

Eher bescheidenes Potenzial räumt JP Morgan Research den S&P 500 ein. So reduziert die Bank den Gewinn des S&P 500 für 2023 (EPS) von 225 auf 205 US-Dollar. "In der ersten Hälfte des Jahres 2023 wird der S&P 500 voraussichtlich die Tiefststände von 2022 erneut testen, aber ein Schwenk der Fed könnte später im Jahr zu einer Erholung führen und den S&P 500 bis zum Jahresende auf 4'200 treiben", so die Bank weiter. 

Morgan Stanley

Morgan Stanley, deren Stratege Mike Wilson 2022 erfolgreich die Kursentwicklung vorhergesagt hat, bleibt weiterhin vorsichtig: "Der S&P 500 wird auf der Stelle treten und 2023 bei rund 3'900 enden - allerdings mit erheblichen Schwankungen auf dem Weg. Die Konsensgewinnschätzungen sind einfach zu hoch. Ferner glauben wir, dass Unternehmen Arbeitskräfte horten und die Gewinnmargen in einer sehr langsam wachsenden Wirtschaftsumfeld sinken werden."

Pictet Asset Management

Die Genfer Privatbank bleibt zurückhaltend. "Dollarschwäche, langsameres Wachstum, ein grosser Rückgang der Inflation, verhaltene Aktien, eine bullische Stimmung auf Anleihen und ein China-Rebound: All dies verdeutlicht die Notwendigkeit für Anleger, bei Risikoanlagen vorsichtig zu bleiben – insbesondere in der ersten Jahreshälfte."

UBS Vermögensverwaltung

Der grösste Schweizer Vermögensverwalter sieht an den Aktienmärkten eine Seitwärts-Bewegung ohne Absturzrisisko: "Zu Beginn des Jahres 2023 erwarten wir, dass sich globale Aktien-Indices seitwärts bewegen. Das Potenzial wird nach oben begrenzt sein, da die amerikanische Notenbank Fed kein Interesse hat, die finanziellen Konditionen zu stark zu lockern. Die zu erwartende Erholung in China dürfte andererseits das Abwärtspotenzial begrenzen."

(cash/Bloomberg)