Auch die Börsen in Frankreich und Grossbritannien schwenkten auf den Erholungskurs um: In Paris zog der Cac 40 um 1,09 Prozent auf 4319,82 Punkte an, während der FTSE 100 in London um 1,37 Prozent auf 5820,02 Zähler zulegen konnte.

Auf Wochensicht steuert der europäischen Leitindex gleichwohl auf eine negative Bilanz zu: Aktuell beträgt das Minus im EuroStoxx 50 rund vier Prozent. Nach ihrer Erholung vom Corona-Crash hatten die Börsen rund um den Globus in dieser Woche wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Während in vielen Ländern die Lockerungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens weiter voranschreiten, sorgen sich Anleger um das Tempo der konjunkturellen Erholung. Dabei bewegt Beobachter insbesondere die Frage, wann der aktuell durch eine Vertrauenskrise bei Verbrauchern und Unternehmen belastete Konsum wieder zurückkommt.

Zeitweise auf die Stimmung gedrückt hatten im Wochenverlauf daher auch Worte von US-Notenbankchef Jerome Powel, der vor ungewissen wirtschaftlichen Aussichten und hohen Risiken wegen der Pandemie gewarnt hatte. Und auch die Verbalattacken von US-Präsident Donald Trump in Richtung hatten die Sorgen um ein Hochkochen des Handelsstreits erneut befeuert.

Noch immer blieben deshalb viele Anleger lieber zögerlich an der Seitenlinie, schrieb Milan Cutkovic von Axitrader, und warteten, "wie das Experiment mit der Wiedereröffnung der Wirtschaft ablaufen wird. " Die Konsolidierung an den Aktienmärkten könnte sich zwar zumindest kurzfristig fortsetzen. "Aufgrund der zahlreichen Unsicherheiten ist aber nicht damit zu rechnen, dass die Ruhe an den Börsen allzu lang anhalten wird."

Vor dem Wochenende legten die Investoren aber ihre Scheu vor jenen Branchen ab, denen die Corona-Krise schwer zugesetzt hat: Die von Rezessions-, Nachfrage und Preissorgen gezeichneten Rohstoff-, Auto- und Touristikwerte ragten mit Kursgewinnen zwischen zwei bis zu vier Prozent klar heraus. Selbst die am schwächsten gehandelten Immobilienwerte kamen im Zuge der allgemeinen Erholung noch auf ein moderates Plus von einem halben Prozent.

Unter den Einzelwerten waren die Aktien der BT mit einem Kursplus von acht Prozent in London besonders auffällig. Die Chance auf einen milliardenschweren Geldsegen für den Telekomriesen zog die Anleger an. Der britische Konzern verhandelt laut einem Bericht der "Financial Times" mit mehreren Interessenten über den Verkauf eines Anteils an seiner Tochter Openreach, der demnach mit etwa 20 Milliarden britischen Pfund bewertet werden könnte.

Papiere des Stahlkonzerns ArcelorMittal verteuerten sich um vier Prozent und profitierten dabei laut Börsianern von Drohungen aus Brüssel, wonach die EU Strafzölle auf türkischen Stahl erheben könnte. Die EU-Kommission hatte zuvor Untersuchungen gegen türkische Stahlexporteure wegen möglicher Dumpingpreise eingeläutet.

Im Zuge der Berichtssaison standen in der Schweiz derweil Richemont im Fokus, die nach anfänglichen Gewinnen zuletzt im festen Gesamtmarkt moderat nachgaben. Während der Luxusgüterkonzern im ersten Quartal zwar in der Corona-Krise mehr Umsatz als befürchtet gemacht hatte, überraschte doch das Ausmass des Gewinneinbruchs./tav/mis

(AWP)