US-Notenbankchef Jerome Powell hatte wegen zuletzt starker Konjunkturdaten indirekt ein eventuell schnelleres Zinserhöhungstempo in Aussicht gestellt. Die Folge davon waren deutlich anziehende Kapitalmarktzinsen in den USA, was für Anleger eine rentablere Alternative zu Aktien schafft und den Unternehmen die Kapitalaufnahme verteuern kann. Laut Marktanalyst David Madden von CMC Markets sorgt sich der Markt dabei aber auch um die Refinanzierung von Schwellenländern - mit möglichen Folgeschäden für deren Wirtschaft.
An den Länderbörsen in Frankreich und Grossbritannien ging es im Sog dessen sogar noch etwas deutlicher nach unten als beim EuroStoxx. Der französische Cac 40 sank um 1,47 Prozent auf 5410,85 Punkte. Für den britischen FTSE 100 ging es um 1,22 Prozent auf 7418,34 Punkte nach unten. Der deutsche Dax schlug sich mit nur moderaten Verlusten vergleichsweise gut.
Im europäischen Branchenvergleich waren am Donnerstag einzig die Versicherungs- und Bankentitel rege gefragt. Sie profitierten von der Aussicht auf steigende US-Zinsen, weil für beide höhere Zinsen im Alltagsgeschäft förderlich sind. Aus den Branchen ragten die Aktien von Intesa Sanpaolo und Axa im EuroStoxx mit Anstiegen von bis zu 2,15 Prozent positiv hervor.
Im Gegensatz dazu standen kapitalintensive Branchen wie etwa die Immobilienbranche, deren Teilindex fast 3 Prozent verlor. Aktien von Unibail-Rodamco-Westfield , einem vor allem auf Einkaufszentren fokussierten Investor, gehörten mit einem Abschlag von fast 4 Prozent zu den schwächsten Werten im EuroStoxx.
Noch einen Tick grösser waren in der Branchenübersicht nur noch die Verluste bei Konsumgüterwerten. Vor allem für die dort eingeordneten Aktien aus der Luxusgüterbranche ging es steil bergab, wie Verluste zwischen 4,8 und 5,7 Prozent bei Werten wie LVMH , Moncler, Burberry oder Kering zeigten. Spekulationen über grössere Zollschranken in Fernost griffen hier um sich. Analystin Melanie Flouquet von JPMorgan warnte vor einem Anzeichen für eine nachlassende Nachfrage am wichtigen chinesischen Markt.
Als Schlusslicht im "Footsie" sorgte in London vor allem die Aktie des Online-Supermarktes Ocado für Schlagzeilen - mit einem Abschlag von fast 8 Prozent. Börsianer verwiesen darauf, dass eine grosse Verkaufsorder, die deutlich unter dem Vortagskurs abgerechnet wurde, hier am Morgen für die Verwerfungen sorgte.
Aus Sorge vor dem Brexit kommt derweil auch die britische Luftfahrtbranche nicht zur Ruhe. Auf IAG folgte Easyjet mit schwachen Verkehrszahlen. Die Titel des Billigfliegers fielen in London um fast 2 Prozent, während jene der britisch-spanischen IAG sogar um fast 3 Prozent auf Talfahrt gingen. Papiere von Konkurrenten aus der Eurozone wie Air France-KLM oder Ryanair schlossen dagegen im Plus./tih/she
(AWP)