Die Anleger seien zwischen den wieder aufgefrischten Zinssenkungshoffnungen und zunehmenden Konjunktursorgen hin- und hergerissen, heisst es am Markt. Vor dem Wochenende wollten sie daher nicht mehr gross neue Positionen eingehen.

Vermehrt schürten zurückhaltende Geschäftsprognosen die Angst vor einer konjunkturellen Abschwächung. Dies trübe die Stimmung zunehmend ein. "Wir haben in den vergangenen Tagen kaum ein Unternehmen gesehen, das sich nicht wegen des Handelsstreits vorsichtig über die zukünftige Entwicklung äussert", sagt ein Händler. "Es scheint, dass sich die Gewinnwarnungen in Europa mehren", so ein anderer Börsianer. Die Hoffnung auf eine Beschleunigung der Konjunktur im zweiten Halbjahr schwinde.

Der SMI notiert gegen 11 Uhr um 0,3 Prozent tiefer bei 9849 Punkten. Damit steuert der Leitindex auf ein Minus gegenüber der Vorwoche von 1,3 Prozent zu. Der 30 Aktien umfassende SLI notiert dagegen um 0,1 Prozent höher bei 1517 Zählern. Der breite SPI ermässigt sich wiederum um 0,3 Prozent auf 11'922 Punkte. Unter den 30 wichtigsten Aktien ziehen 20 an und 10 geben nach.

Roche-Bons im Verkauf

Die Pharmawerte Roche (-1,9%) und Novartis (-0,6%) drücken den Gesamtmarkt in die Verlustzone. Händler verweisen auf die laufende Diskussion über die Medikamentenpreise in den USA. Gemäss letzten Nachrichten aus Washington hat sich das Gesundheitsministerium von der Rabattreform abgewandt und nun werde befürchtet, dass die Pharmaindustrie mit tiefer als erwarteten Preisen konfrontiert werde. Dass von Novartis die gemeinsam mit Amgen und dem Banner Alzheimer Institut betriebenen Studien mit dem Alzheimermittel CNP250 eingestellt wurden, erachten Analysten indes nicht als kursrelevant.

Mit Alcon (-0,6%), Vifor (-0,3%) und Sonova (-0,1%) neigen weitere Werte aus dem Gesundheitsbereich zur Schwäche. Etwas schwächer tendieren auch Nestlé (-0,3%), das dritte Marktschwergewicht.

Dagegen klettern Swatch um 2,9 Prozent nach oben, nachdem Goldman Sachs den Titel des Uhrenkonzerns auf "Buy" von "Neutral" hochgestuft hat. Die Aktie sei attraktiv bewertet, schreibt die Analystin. Zudem könnte sich ihre Wachstumsannahme als konservativ erweisen. Rivale Richemont dagegen ermässigt sich um 0,3 Prozent.

Gefragte Bankaktien

Gefragt sind auch die Grossbankenwerte Credit Suisse (+1,8%) und UBS (+1,2%) sowie die Aktien des Vermögensverwalters Julius Bär (+0,9%). Händler sprechen von einer Sektorrotation: "Manche Anleger kaufen die Sektoren, die schlecht gelaufen sind, und verkaufen dagegen die Aktien, die stark waren."

Davon profitieren auch Anteile aus dem zyklischen Bereich. Clariant (+2,2%) setzen zu einer Gegenbewegung an, nachdem kürzlich eine Gewinnwarnung des deutschen Konkurrenten BASF für breite Kursverluste gesorgt hatte. BASF beliefert zahlreiche Branchen und gilt daher als eine Art Massstab der Konjunktur.

Kursgewinne verbuchen zudem ABB (+1,1%). Der Elektrotechnikkonzern hat vom Eisenbahnunternehmen Stadler einen Auftrag über 140 Millionen Dollar erhalten. Auch SGS (+0,8%) und LafargeHolcim (+0,8%) ziehen an.

EMS nach Zahlen mit Kurssprung

Am breiten Markt ziehen indes EMS-Chemie um 5,6 Prozent an. Zur Eröffnung waren sie kurzzeitig gar um über 7 Prozent angesprungen. Der Spezialchemiekonzern hat die schwächere Konjunktur und die Handelsstreitigkeiten zu spüren bekommen und weniger umgesetzt, aber den EBIT dennoch leicht gesteigert.

Stadler Rail gewinnen 1,3 Prozent. Das Eisenbahnunternehmen hat eine Ausschreibung der Mailänder Verkehrsbetriebe für eine Lieferung von bis zu 80 Strassenbahnen gewonnen.

Die Aktien von Bossard (+3,3%), Interroll (+1,5%) und Sensirion (+0,5%) tendieren nach den jüngsten Kurseinbussen etwas fester.

(AWP)