Nach der Europäischen Notenbank (EZB) am Dienstag hat nun auch das Fed am Mittwochabend die Tür für Zinssenkungen geöffnet. Damit gewinnen Aktien an Attraktivität und auch die Aussichten für die Wirtschaft hellten sich auf, erklärt ein Händler.

Am Markt heisst es, dem Fed sei es gelungen, die Erwartungen mehr als zu erfüllen, ohne dass zugleich eine Massenpanik ausgebrochen wäre. Dennoch gibt es auch Stimmen, die sich kritischer äussern. Immerhin seien Wachstumssorgen der Grund, warum das Fed vorsichtiger werde, heisst es beispielweise. Während niedrigere Zinsen für Aktieninvestitionen sprechen, setzen Konjunktursorgen den Geschäften der Firmen zu. Neben den Notenbanken stütze auch die Hoffnung auf eine Annäherung im US-chinesischen Handelsstreit, heisst es im Handel. Gleichzeitig dämpfen chinesische Medien diese bereits wieder, indem sie berichten, dass eine sofortige Klärung der grossen Differenzen eher unwahrscheinlich sei.

Der SMI gewinnt gegen 11 Uhr 0,8 Prozent hinzu auf 10'039 Punkte. Seinen Rekord hat er zuvor bei 10'052 Zählern gesetzt. Der 30 Aktien umfassende SLI steigt um 0,7 Prozent auf 1535 und der breite SPI um 0,8 Prozent auf 12'125 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien notieren alle bis auf die CS und UBS höher.

Generell sei zu beobachten, dass Investoren offenbar eine gewisse Rotation aus den schwerer gewichteten Titeln in die etwas weniger dominanten Titel vollführten, kommentiert ein Börsianer. Zudem stehe am morgigen Freitag der grosse Eurex-Verfall an, der Hexensabbat. Dann laufen Options- und Futures-Kontrakte auf Indizes und Aktien aus. Dabei kann es bereits im Vorfeld zu stärkeren Kursausschlägen kommen.

Neue Gewichtung im SMI ab Freitag

Mit Blick auf die drei Schwergewichte Nestlé (+1,2%), Roche (+1,1%) und Novartis (+0,5%) verweisen Marktteilnehmer schon seit einigen Tagen auf die zum Wochenschluss bevorstehende SMI-Revision mit der Deckelung der Gewichtung der drei Schwergewichte bei 18 Prozent. Dies habe bereits im Vorfeld einen gewissen Einfluss gehabt, sagen sie.

Die aktuelle Gewinnerliste der Bluechips setzt sich denn auch eher mit dem Mittelfeld zusammen. Neben Technologiewerten wie AMS (+4,0%) und Logitech (+1,6%) gewinnen auch die beiden Uhrenhersteller Swatch (+3,8%) und Richemont (+1,7%) überdurchschnittlich hinzu. Händlern zufolge profitieren beide Branchen von der Hoffnung auf eine Annäherung im Handelsstreit zwischen den USA und China.

Dies spiegelt sich auch im breiten Markt in den Kursgewinnen von U-Blox, VAT, Meyer Burger und Inficon wider, die zwischen 4,6 und 1,1 Prozent zulegen.

Bei den beiden Uhrenherstellern stützen darüber hinaus die jüngsten Exportdaten. Im Mai sind nämlich deutlich mehr Uhren ins Ausland exportiert worden als im letzten Jahr. Besonders gut war die Nachfrage nach Schweizer Zeitmessern im wichtigen Markt China.

Finanztitel im Verkauf

Am entgegengesetzten Ende der Kurstafel versammeln sich mit den beiden Grossbanken CS (-0,9%), UBS (-0,6%), Swiss Re (+0,2%) und Swiss Life (+0,4%) Vertreter aus der Finanzbranche. Sie leiden im Einklang mit ihren europäischen Konkurrenten unter dem Rückgang der US-Renditen, die im Zuge der Fed-Aussagen weiter gesunken sind.

Bei der CS verweisen Börsianer zudem auf einen Bericht der "Financial Times", wonach ein Rechtsstreit zwischen einem Pekinger Grosskonzern und einer der renommiertesten Universitäten des Landes die Absicht der Grossbank, wie geplant die Kontrolle über einen chinesischen Wertpapierhändler zu übernehmen, gefährden könnte.

Im breiten Markt wiederum trennen sich Investoren in grösserem Stil von Biotechtiteln wie Kuros (-3,6%), Polyphor (-3,3%) und Molecular Partners (-2,7%).

(AWP)