Die Aussicht auf ein Konjunkturpaket von 2 Billionen Dollar in den USA zur Abminderung der verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie stimmt laut Händlern die Anleger zuversichtlich. Doch schwache Konjunkturzahlen aus Europa zügeln den Optimismus wieder ein wenig.

Die Parteien in den USA hätten sich auf ein Paket geeinigt, hatten der führende Demokrat im Senat, Chuck Schumer, und der republikanische Mehrheitsführer, Mitch McConnell, in Washington am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) erklärt. Nach dem Senat muss nun noch das Repräsentantenhaus dem Gesetzespaket formal zustimmen. Nach den Worten McConnells soll das Paket noch an diesem Mittwoch verabschiedet werden.

Der SMI, der zeitweise fast 5 Prozent gewinnt, notiert um 11.35 Uhr noch 0,73 Prozent im Plus bei 8'797,50 Zählern. Das Tageshoch liegt bei 9'163,83. Der die 30 wichtigsten Aktien umfassende SLI steigt 0,97 Prozent auf 1'297,76 und der umfassende SPI 0,61 Prozent auf 10'673,86 Punkte. Zwei von drei SLI-Werten ziehen an.

Analystenstimmung schlecht

Das Fiskalpaket aus Washington dürfte zwar mithelfen, die absehbaren Einbrüche auch in den USA in der Wirtschaft ein wenig abzumildern, heisst es am Markt. Denn inzwischen hat das Coronavirus die Konjunktur bereits stark gebremst. So ist das deutsche Ifo-Geschäftsklima wegen der Corona-Krise in einem bisher beispiellosen Mass eingebrochen.

Auch in der Schweiz ist die Stimmung von Analysten mit Blick auf den Schweizer Konjunkturverlauf in den kommenden sechs Monaten im März wegen des Coronavirus regelrecht abgestürzt. Der sogenannte CFA-Indikator, der die Erwartungen der Analysten misst, steht neu bei -45,8 Punkten, nachdem im Vormonat noch ein Wert von +7,7 erreicht worden war.

 

 

Gesucht sind unter anderem die Finanzwerte, deren Kursgewinne im Verlauf aber von den Höchstwerten deutlich abschmelzen. Zu den stärksten Gewinnern zählen die Versicherer Zurich (+3,5 Prozent) und Swiss Re (+3,2 Prozent), und die Grossbank Credit Suisse (+3,2 Prozent). CS äusserte sich anlässlich in dem am Morgen veröffentlichten Geschäftsbericht positiv über die Entwicklung der Rentabilität im 1. Quartal. Die Bank will zudem an der vorgeschlagenen Dividende festhalten, will aber den Umfang der Aktienrückkäufe überprüfen.

In der Spitzengruppe sind auch der Lebensversicherer Swiss Life (+2,7 Prozent) zu finden, der sich auch nach den Börsenturbulenzen als gut kapitalisiert sieht. Aber auch defensivere Titel wie der Pharmazulieferer Lonza (+4,5 Prozent), Vifor Pharma (2,7 Prozent) und der Augenheilmittelkonzern Alcon (+2,6 Prozent) sind gefragt.

Die Aussicht auf konjunkturstützende Massnahmen beidseits des Atlantiks und eine wieder anziehende Wirtschaftstätigkeit in China sorgen bei den zyklischen Werten für eine bessere Nachfrage. Die Aktien des Personalvermittlers Adecco steigen um 2,6 Prozent. Der Automationskonzern ABB gewinnt 2,0 Prozent.

Schwergewichte schwach

Mit einem Plus von je 0,4 Prozent hinken der Pharmatitel Novartis und der Lebensmittelmulti Nestlé dem Markt hinterher. Novartis-Rivale Roche verliert gar 0,8 Prozent an Wert. Die grössten Einbussen verzeichnen die Titel des Riechstoffherstellers Givaudan (-3,0 Prozent), des Liftherstellers Schindler (-3,0 Prozent) und des Telekomunternehmens Swisscom (-2,7 Prozent).

Ebenfalls schwächer sind AMS (-0,5 Prozent), bei denen nach wie vor die laufende Kapitalerhöhung den Kurs bremst. Gewinnmitnahmen bremsen ausserdem Richemont (-0,8 Prozent). Der Titel war am Vortag um 6,4 Prozent gestiegen. Am breiten Markt setzen Dufry (+16 Prozent) die Erholung fort. Die Investoren zeigen sich von der Senkung des Kreditratings durch Moodys sowie der Dividendenkürzung eines Konkurrenten wenig beirrt. Dabei droht dem Duty-free-Shop-Betreiber der "Ramsch"-Status. Auch der Assetmanager GAM (+13 Prozent) kann an den Aufwärtstrend vom Vortag anknüpfen.

(AWP)