Während andere wichtige europäische Börsen sich deutlich vom "Evergrande-Schock" des Vortags erholten, verhinderten hierzulande die Pharma-Schwergewichte einen grösseren SMI-Anstieg. "So schnell, wie die Angst vor einem Kollaps des chinesischen Immobilien-Giganten Evergrande gestern über die Börse hineinbrach, so schnell schwindet sie heute wieder", kommentierte ein Marktbeobachter.

Die Anleger setzen nach dem Schock nun darauf, dass sich am Ende selbst eine Pleite des Konzerns nicht gravierend auf die Weltwirtschaft und das westliche Bankensystem auswirken sollte. Das Marktgeschehen könnte aber volatil bleiben. Noch in der laufenden Woche seien beim konkursgefährdeten chinesischen Immobiliengiganten Evergrande Zinszahlungen fällig, welche voraussichtlich nicht geleistet werden könnten. Am (morgigen) Mittwoch tagt zudem noch die US-Notenbank: Ein konkreter "Tapering"-Starttermin könnte die Dinge an der Börse zusätzlich ins Wanken bringen, so ein anderer Analyst.

Der SMI legte schliesslich 0,19 Prozent auf 11'789,17 Punkte zu. Der zweiwöchige Abwärtstrend kam damit wenigstens vorübergehend zu einem Halt. In Marktkreisen heisst es allerdings, trotz der derzeitigen Verschnaufpause würden die Verluste der vergangenen zwei Wochen - der SMI gab innert zehn Börsentage über 5 Prozent nach - zeigen, dass die Stimmung unter den Investoren umgeschlagen habe und eine gewisse Risikoaversion zurückgekehrt sei.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, zog um 0,37 Prozent auf 1931,87 und der umfassende SPI um 0,30 Prozent auf 15'302,08 Punkte an. Von den 30 SLI-Titeln gingen 19 im Plus aus dem Handel, zehn im Minus und einer schloss unverändert.

Spitzenreiter im SMI waren Partners Group (+3,1% auf 1613 Fr.). Der Spezialist für Privatmarktanlagen hat einen Fonds "erfolgreich" geschlossen: In den vergangenen zwölf bis 18 Monaten wurden Kapitalzusagen in der Höhe von insgesamt 15 Milliarden US-Dollar eingesammelt. Unterstützung liefert zudem auch eine Kurszielerhöhung von JPMorgan. Die US-Bank rechnet mittlerweile mit einem Anstieg auf 1800 Franken.

Weitere Gewinner waren unter anderem Sonova (+2,5%), Sika sowie Straumann (je +1,8%). Kühne+Nagel (+1,4%) erhielten Rückenwind von einer positiven Einschätzung der Bank of America.

Zu den Verlierern zählten hingegen erneut die Bankenwerte UBS (-1,3%) und CS (-0,8%). UBS haben sich im bisherigen Jahresverlauf allerdings deutlich besser geschlagen mit einem Plus von über 10 Prozent, während CS mit einem Minus von über 20 Prozent deutlich zurückfallen.

Die Aktien des Luxusgüterkonzern Swatch (-1,5%) gaben ab nach einem negativen Kommentar von RBC. Kurzfristig dürften die eher negativen Nachrichten aus China sowie die sich abschwächenden Wirtschaftsdaten für weiteres Abwärtspotenzial sorgen, hiess es. Analysten zeigten sich ausserdem etwas enttäuscht von der Entwicklung der Uhrenexporte im August. Richemont (-0,7%) gaben ebenfalls ab. Hier belastete allerdings der Dividendenabgang den Kurs.

Den Markt drückten zudem die tieferen Schwergewichte Roche (-0,6%) und Novartis (-0,2%). Nestlé (+0,8%) hingegen legten zu.  

Am breiten Markt wurden Dätwyler (+3,8%) getrieben von einer Kaufempfehlung durch Stifel. Die Aktien des Zollfrei-Detailhändlers Dufry (+2,7%) sowie des Flughafens Zürich (+2,2%) waren auch am Dienstag überdurchschnittlich gesucht. Die Titel erhielten weiterhin von der Ankündigung der USA auf Lockerungen der Einreise-Bestimmungen Auftrieb, erklärte ein Händler.

Stadler (-0,6%) hingegen fielen im Laufe des Handels ins Minus. Ein österreichisches Gericht hat einen Rekurs von Konkurrent Alstom wegen eines Formfehlers gutgeheissen und den Zuschlag an den Ostschweizer Zughersteller für einen Grossauftrag für nichtig erklärt. Gegen die erstinstanzliche Entscheidung will sich Stadler wehren.

ys/rw

(AWP)