Nach den jüngsten Gewinnen und angesichts der sehr volatilen Märkte wollten die Anleger Risiken reduzieren und nahmen vor der Osterpause Gewinne mit. Dies umso mehr, weil sich am Donnerstag viele Marktteilnehmer schon vorzeitig in das verlängerte Wochenende verabschieden dürften und der Markt dann nicht mehr so liquide sei wie noch am Mittwoch, sagten Händler.

Die Coronakrise ziehe immer weitere Kreise, hiess es. Dabei habe die Anleger beunruhigt, dass sich die europäischen Finanzminister nicht auf ein gemeinsames Hilfspaket geeinigt und die Gespräche auf den (morgigen) Donnerstag vertagt hätten. Zudem kappten immer mehr Unternehmen ihre Prognosen oder strichen die geplanten Dividenden. Das führe die enorme Belastung vor Augen, sagte ein Händler.

Der SMI schloss 0,9 Prozent tiefer mit 9'432 Punkten. Der SLI, in dem die 30 grössten Werte enthalten sind, fiel um 0,8 Prozent auf 1'374 Punkte und der breite SPI um 0,4 Prozent auf 11'557 Punkte. 20 der 30 SLI-Werte schlossen tiefer.

Swisscom ex Dividende gehandelt

Den stärksten Rückschlag verbuchte die Aktie von Swisscom (-4,9 Prozent/ 27 Fr.), die ex-Dividende von 22 Franken gehandelt wurde.

Zur Spitzengruppe der Verlierer gehörten bei den Blue Chips Finanzwerte und zyklische Aktien. Die Anteile der Banken UBS, Julius Bär und CS sowie der Versicherer Swiss Re und Swiss Life verloren zwischen 2,4 und 0,7 Prozent. Händler verwiesen darauf, die beiden britischen Branchenmitglieder Aviva und RSA ihre Abschlussdividenden zurückgezogen und ihre Prognosen für dieses Jahr ausgesetzt hätten.

Aber auch zyklische Unternehmen wie ABB (-2,3 Prozent), LafargeHolcim (-1,9 Prozent), Richemont (-1,5 Prozent) und Adecco (-1,1 Prozent) mussten Federn lassen. Entgegen dem aktuellen Minus sahen Händler gerade für den Personaldienstleister Adecco gute Chancen, von einer konjunkturellen Erholung im kommenden Jahr zu profitieren.

Daumen über Richemont gesenkt

Richemont belastete, dass die Analysten von J.P. Morgan erneut den Daumen und das Kursziel senkten. Sie rechneten damit, dass die Umsätze des Luxusgüterkonzerns im ersten Quartal 2020 organisch um bis zu 18 Prozent tiefer ausfallen könnten. Weitere Risiken sahen die Analysten in einer weiteren Aufwertung des Frankens oder in einem sich signifikant verschlechternden Makro-Umfeld.

Unter den grössten Verlieren waren zudem Givaudan zu finden, die sich um 1,9 Prozent verbilligten. Der Aromen- und Duftstoffhersteller ist im ersten Quartal trotz Coronakrise dynamisch ins Jahr gestartet und hat beim organischen Wachstum die Erwartungen übertroffen. Allerdings dürfte einigen Analysten zufolge die Krise nun auch beim Genfer Konzern langsam sichtbar werden.

Dem standen Gewinne bei AMS (+3,7 Prozent) gegenüber. Die Aktien des Sensorenherstellers, die im Zuge der Coronakrise und einer Kapitalerhöhung zur Finanzierung einer grossen Übernahme stark gelitten hatten, setzten die Erholung fort.

Defensive ziehen an

Clariant stiegen um 3,3 Prozent. Der Konzern will monatlich für Bayern zwei Millionen Liter Desinfektionsmittel herstellen. Gesucht waren ausserdem die Aktien von Temenos (+2,3 Prozent), die ebenfalls auf einen Erholungspfad eingeschwenkt seien. Die eher dem defensiven Lager zuzurechnenden Sonova (+2,4 Prozent), Vifor (+0,6 Prozent) und Nestlé (+0,3) zogen ebenfalls an.

Am breiten Markt fielen mit Schmolz + Bickenbach (+19 Prozent) und GAM Holding (+10 Prozent) Aktien auf, die während der vergangenen Monate sehr viel ihres Werts eingebüsst hatten.

Komax sackten um fast fünf Prozent ab. Der Maschinenbauer hat die Dividende gestrichen. Poenina gewannen 4,3 Prozent. Die Gebäudetechnik-Gruppe hat 2019 besser als erwartet abgeschlossen und will sich mit dem knapp halb so grossen Wettbewerber Caleira zusammenschliessen. Santhera zogen um 7,5 Prozent an. Das Unternehmen hat sich mit der französischen IRIS über eine aktiengebundene Finanzierungsvereinbarung über 24 Millionen Franken geeinigt.

(AWP)