Die Schweizer Börse hat am Donnerstag an den Aufwärtstrend vom Vortag angeknüpft und erneut kräftig zugelegt. Dabei stieg der SMI kurzzeitig auf den höchsten Stand seit rund einem Monat. Händler erklärten die gestiegene Risikobereitschaft der Marktteilnehmer mit einer Reihe positiver Faktoren. Genannt werden die weiter lockere Geldpolitik sowie eine mögliche Einigung bei den Brexit-Verhandlungen und beim US-Konjunkturpaket. Auch die konjunkturellen Prognosen für das kommende Jahr würden nicht zuletzt dank der Impfstoffhoffnungen deutlich rosiger ausfallen. Aus den USA kamen positive Daten von der Bauwirtschaft.

Von den Notenbanken direkt aber gab es kaum Impulse, weder von der SNB noch von der amerikanischen Fed oder der Bank of England. Wie erwartet halten die Währungshüter die Geldschleusen weiterhin noch lange Zeit weit offen, um die Konjunktur zu unterstützen. Die SNB geht gemäss der heutigen und letzten Lagebeurteilung des Jahres davon aus, dass sich die Schweizer Wirtschaft im nächsten Jahr nur allmählich erholen wird. Die Prognose für 2021 lautet auf +2,5 bis +3 Prozent.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,80 Prozent höher auf 10'540,36 Punkten. Das Tageshoch lag bei 10'570 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, rückte 0,81 Prozent auf 1'658,64 Punkte vor und der umfassende SPI um 0,82 Prozent auf 13'113,48 Zähler. 24 der 30 SLI-Werte legten zu und sechs gaben nach.

Grösster Gewinner waren Sika (+3,4%). Händler mutmassten über eine Kaufempfehlung oder verfallsbedingte Käufe. Am Freitag findet an der Eurex der der grosse Quartalsverfall statt, der Hexensabbat. Auf jeden Fall bestätigten die Titel des Bauchemiespezialisten damit ihren vor knapp zwei Wochen eingeleiteten Aufwärtstrend, hiess es.

Sehr gefragt waren zudem die Uhrenaktien Swatch (+2,5%) und Richemont (+1,8%). Die Exporte von Schweizer Uhren waren im November zwar weiter rückläufig, aber das Minus wird immer kleiner. "Die Richtung stimmt", sagte ein Händler.

Zu den Gewinnern zählten auch andere zyklische Werte wie Temenos (+3,1%), Geberit (+1,8%), Schindler (+1,9%), Adecco und LafargeHolcim (je +1,3%).

Anschlusskäufe verhalfen den Aktien von Logitech (+1,1%) zu Kursavancen. Händler verwiesen auf eine Studie von Goldman Sachs zu den europäischen Technologiewerten. Das amerikanische Institut hält an seiner Kaufempfehlung für Logitech fest. Aber auch defensive Werte wie Lonza (+1,8%), Sonova (+1,5%) und Nestlé (+1,0%) waren gefragt.

Eine starke Stütze war zudem Schwergewicht Novartis (+1,2%). Der Pharmakonzern holt sich mit der Übernahme des im Bereich der Neurowissenschaften tätigen US-Biotechunternehmens Cadent Therapeutics zwei neue Produktkandidaten in die Pipeline.

Weniger gefragt waren die Grossbanken CS (+0,2%) und UBS (-1,0%) sowie die Versicherer Swiss Life und Swiss Re (je -0,2%).

Die grössten Einbussen erlitten einmal mehr die volatilen AMS (-4,8%). Gewinnmitnahmen nach der jüngsten Erholung, verfallsbezogene Abgaben sowie die Absetzung einer Kaufempfehlung durch ein US-Geldhaus hätten den Kurs belastet.

Bei Swisscom (-0,7%) führten Händler die Weko-Untersuchung ins Feld. Diese hat eine Untersuchung zum Glasfaserausbau eingeleitet und vorsorgliche Massnahmen verfügt. Swisscom könnte beim Bau des Glasfasernetzes Konkurrenten vom Markt ausschliessen und so eine marktbeherrschende Stellung missbrauchen. Swisscom wehrte sich allerdings gegen diese Vorwürfe.

Im breiten Markt legten Huber+Suhner (+1,0%) nach der Cyberattacke von Anfang Woche erneut zu. Allerdings hatte die Aktie schon vor Hacker-Attacke geschwächelt und auch auf Jahressicht steht der Titel mit einem Minus von rund 10 Prozent noch immer klar im Minus.

Einen stolzen Satz nach oben machen Coltene (+8,8%) nach einer positiven Gewinnwarnung.

pre/yr

(AWP)