Der Vermieter, der wegen überzogener Bewertungen ins Fadenkreuz der Aufsicht geraten ist, nahm wegen des schwächelnden deutschen Immobilienmarktes Wertberichtigungen auf Forderungen aus dem Verkauf von Immobilien und den Zeitwert von Anlageimmobilien vor. Der verbleibende Goodwill für die Tochter Consus Real Estate wurde vollständig abgeschrieben, wie Adler Montagnacht mitteilte. Insgesamt reduzierte sich der Wert des Portfolios um 5 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro.

Unter dem Strich ergab sich damit für das erste Halbjahr ein Nettoverlust von 604 Millionen Euro - nach einem Gewinn von 355 Millionen Euro im Vorjahr. Die Mieterträge sanken wegen der umfangreichen Verkäufe von Immobilien im Jahresvergleich um ein Viertel.

Die Schuldenquote stieg auf 58 Prozent Ende Juni, von 52 Prozent Ende März. Gemäss den Anleihebedingungen der Gruppe muss die Quote unter 60 Prozent bleiben, damit Adler neue Schulden begeben kann. Allerdings gelten für diese Berechnung laut Adlers Darstellung gewisse Anpassungen, wodurch die relevante Quote aktuell nur 53 Prozent betrage. 

Die Abschreibungen markieren das Ende einer Ära, in der Adler - wie auch andere deutsche Vermieter - von schnell wachsenden Immobilienwerten profitierten. Der besonders rapide Aufstieg von Adler hat im letzten Jahr die Aufmerksamkeit des Leerverkäufers Viceroy Research auf sich gezogen, der dem Management und wichtigen Aktionäre schwere Vorwürfe gemacht hat.

Unter Buchwert

Adler verkaufte im ersten Halbjahr Anlageimmobilien im Wert von 1,06 Milliarden Euro und zahlte damit Anleihen und langfristige Darlehen in Höhe von rund 900 Millionen Euro zurück. Allerdings lagen die Verkaufspreise für die letzten Deals - Ostend Quartier und Westend Ensemble in Frankfurt - 14 Prozent unter dem Buchwert und "es besteht ein Risiko, dass weitere Projekte unter ihrem Buchwert veräussert werden", so das Unternehmen.

Eine unmittelbare Insolvenzgefahr sieht der Verwaltungsrat der Firma nicht: "Nach heutigem Kenntnisstand sieht das Senior Management kein unmittelbares Risiko, das den Fortbestand der Adler Group in Bezug auf seine Ertrags- bzw. Vermögenslage gefährden würde", heisst es im Halbjahresbericht. "Dabei basiert die Liquiditätsposition für das Jahr 2023 allerdings auf dem erfolgreichen Abschluss von Vorabverkäufen."

Die Verkäufe müssen schon in den nächsten Monaten weitergehen, so Konzernchef Thierry Beaudemoulin: "Für die zweite Jahreshälfte erwarten wir, dass die Erlöse aus den Verkäufen ausreichen, um den Liquiditätsbedarf für Finanzierungs- und Betriebszwecke zu decken", so der CEO in der Mitteilung.

Adler fielen in Frankfurt erneut in Richtung eines Allzeittiefs. Gegen 13:15 Uhr notierten die Anteilsscheine um 3,4 Prozent leichter bei 2,90 Euro. Der Vermieter ist damit an der Börse noch gerade mal 341 Millionen Euro wert. 

Verdächtige Forderungen

Einige der Abschreibungen betreffen Fälle, die Viceroy schon länger als dubios bezeichnet hatte. Darunter ist eine Forderung in Höhe von 165 Millionen Euro für den Verkauf von Vermögenswerten an Partners Immobilien, ein Unternehmen des aserbaidschanischen Investors Natig Ganijew, an dem Caners Schwager beteiligt war. Adler hatte versucht, den Verkauf rückgängig zu machen, nun aber den Betrag abgeschrieben.

Adler hat auch eine weitere Forderung an ein mit Ganijew verbundenes Unternehmen abgeschrieben, sowie eine an die Groener Group. Viceroy hatte diese drei Transaktionen als Beispiele dafür genannt, wie gewisse Investoren sich über Geschäfte mit Adler bereichert haben.

"Wir waren vielleicht ein bisschen zu optimistisch" bei der Auswahl von Geschäftspartnern, sagte Verwaltungsratschef Stefan Kirsten in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Adler plant nach eigenen Angaben im September ein Treffen mit Anleihegläubigern seiner Tochter Adler Real Estate. Die Gruppe, zu der auch GLG Partners gehört, hatte zuletzt das Management scharf kritisiert und eine Sonderprüfung gefordert.

Keinen Erfolg hatte Adler bisher bei der Suche nach einem neuen Wirtschaftsprüfer, nachdem KPMG von dieser Rolle zurückgetreten war. Auf eine Ausschreibung hin seien keine Angebote eingegangen, so Adler. Nun würden "einzelne Wirtschaftsprüfungsgesellschaften direkt angesprochen". Gefunden hat man einen neuen Finanzchef: Der bisherige Interims-CFO Thomas Echelmeyer übernimmt die Position nun offiziell.

(Bloomberg)