Staatsfonds sind - einfach erklärt - Anlagevehikel, die Kapital im Auftrag eines Staates investieren und verwalten. Allerdings ist nicht immer klar, was ein Staatsfonds ist und was nicht. Fest steht: Staatfonds hantieren mit riesigen Vermögen. Laut Schätzungen haben sie weltweit rund 8 Billionen Dollar investiert.

Ziel ist es grundsätzlich, hohe Staatseinnahmen (oftmals generiert durch Rohöl) strategisch sinnvoll und gewinnbringend für die Bevölkerung oder die Regierung anzulegen. Um die Transparenz der Staatsfonds ist es allerdings nicht immer zum Besten bestellt. 2016 sorgte etwa ein Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB global für Aufsehen: Milliardenbeiträge verschwanden plötzlich oder wurden auf ausländische Bankkonten mit unbekannten Besitzern übertragen. Involviert waren auch die Schweizer Banken BSI, UBS und Falcon. 

Aufgrund ihrer Grösse sind Staatsfonds – mangelnde Transparenz hin oder her - wichtige Player an den Finanzmarkten geworden. Auch die Schweiz spielt eine wesentliche Rolle bei den Anlagen der Staatfonds. Hier eine Auflistung von Staatsfonds, die am Schweizer Aktienmarkt eine gewichtige Rolle spielen.

Staatsfonds Norwegen ("Statens Pensjonsfond Utland")

Die Norweger sind in Sachen Transparenz Musterschüler: Sämtliche Investments - seien es Aktien, Anleihen oder Immobilien - werden auf ihrer Homepage detailliert ausgewiesen. Der grösste Staatsfonds der Welt, der Ende 2017 erstmals die 1-Billion-Dollar-Marke knackte, legt ganze zwei Drittel des Vermögens in Aktien an. Die Einnahmen aus der Erdöl- und Erdgasförderung sollen so für künftige Generationen wertvermehrend angelegt werden.

Da kommt auch der Schweizer Aktienmarkt als Anlageziel nicht zu kurz: 32 Milliarden Dollar sind in gesamthaft 129 verschiedenen börsenkotierten Schweizer Firmen  angelegt. Die derzeit grössten Beteiligungen besitzen die Norweger an Credit Suisse (5,1 Prozent), Valora (3,7 Prozent), Tecan (3,6 Prozent), GAM (3,5 Prozent) sowie Rieter (3,4 Prozent). In absoluten Zahlen ist das grösste Schweizer Investment jedoch Nestlé, die 2,3-Prozent-Beteiligung am Nahrungsmittelhersteller besitzt einen Wert von 6,2 Milliarden Dollar. Nur in Apple (etwa 8 Mrd. Dollar) hat Norwegens Staatsfonds noch mehr Geld investiert.

Staatfonds Katar ("Qatar Investment Authority, QIA")

Nicht ganz so vorbildlich wie Norwegen verhält sich Katar: In einer 2017 von der deutschen Beratungsgesellschaft Geoeconomica durchgeführten Studie landet der Fonds bezüglich Transparenz von 30 untersuchten Staatsfonds auf dem letzten Platz. Eine Auflistung der Investments sucht man vergebens. Trotzdem ist - auch dank der Meldepflicht hierzulande bei Überschreitung der 3-Prozent-Schwelle - einiges über die Anlagen in der Schweiz bekannt.

Im Herbst 2008 stiegen die Katarer mit einer grossen Beteiligung bei der Credit Suisse (CS) ein und halfen mit, eine staatliche Rettungsaktion zu vermeiden. Damals war die Aktie rund 44 Franken wert, heute sind es etwas über 15 Franken. Aktuell hält der Fonds noch knapp 4,9 Prozent an der CS plus 11 Prozent zusätzliche Erwerbsrechte in Form von Wandelanleihen, die automatisch in Aktien umgewandelt werden, sollte die Grossbank eine zu tiefe Kapitalisierung aufweisen.

Mit 6,9 Prozent Beteiligung ist QIA ausserdem ein bedeutender Aktionär beim Reisedetailhändler Dufry sowie mit 8,5 Prozent grösster Einzelaktionär beim in Baar ZG ansässigen Rohstoffgiganten Glencore, der an der Börse in London kotiert ist. Fernab von den Börsen hat Katar im vergangenen Jahr auch ein Luxusresort auf dem Bürgenstock für über eine halbe Milliarde Franken erstellt.

Staatsfonds Kuwait ("Kuwait Investment Authority")

Auch das Kuwait Investment Office setzt wie Katar auf Schweizer Luxushotels. Um die Jahrtausendwende übernahmen die Kuwaiter fast ein Viertel aller Aktien der Victoria-Jungfrau Collection (VJC) - eine Hotelgruppe, die unter anderem das Victoria-Jungfrau in Interlaken und das Eden au Lac in Zürich besitzt. 2015 erfolgte die Fusion mit der Aevis Holding. Am neuen Unternehmen, Aevis Victoria, hält Katar noch 3,4 Prozent.

Ansonsten besitzt der Fonds keine (öffentlich bekannten) Anteile an kotierten Schweizer Firmen. Der geografische Fokus des Fonds liegt sowieso anderswo: Kürzlich hat CEO Farouk Bastaki gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters angekündigt, in Zukunft vermehrt auf Schwellenländer zu setzen. Länder wie China, Indien und Brasilien seien attraktiv, während die Investments "in gewissen Industrieländern" reduziert werden könnte.

Staatsfonds Singapur (Government of Singapore Investment Corporation, GIC)

Im Zusammenhang mit Beteiligungsmeldungen von Schweizer Aktien tauchte der Name des Staatsfonds von Singapur (GIC) in den letzten zwei Jahren auffallend häufig auf. Allerdings handelte es sich stets um Veräusserungen, zugekauft wurde nie.

Eine Fehleinschätzung war für den Staatsfonds das UBS-Engagement: Ende 2007 stieg der Fonds bei der grösten Schweizer Bank ein, zwischenzeitlich besass GIC bis zu 7,1 Prozent der Aktien. Im Mai 2017 fiel der Anteil schliesslich auf 2,7 Prozent und damit unter die Meldeschwelle von 3 Prozent. GIC zeigte sich beim Verkauf in einer Mitteilung "enttäuscht" über die Wertentwicklung. Singapur setzte durch das UBS-Investment ganze 4,1 Milliarden Franken in den Sand.

Deutlich besser verlief das Engagement beim Dentalimplantantehersteller Straumann, wo sich der Staatsfonds ebenfalls im Mai 2017 von seiner verbliebenen 3,4 Prozent-Beteiligung trennte. Der Verkaufspreis betrug 541 Franken pro Aktie, gekauft wurden die Titel 2012 für weit unter 200 Franken. Auch die Anteile von GIC an Sunrise, Leonteq und Dufry fielen in den vergangenen zwei Jahren unter die meldepflichtige Schwelle.