In einem von Geldwäsche- und Steuerbetrug-Skandalen geprägten Jahr haben die Finanzinstitute ihre Abteilungen zur Bekämpfung von Finanzverbrechen um Tausende von Mitarbeitern aufgestockt, während sie in anderen Bereichen gekürzt haben. Bei Danske Bank, dem Kreditinstitut im Mittelpunkt des grössten Skandals, stieg die Zahl der Compliance-Mitarbeiter um rund 600. ABN Amro sucht noch 400 und Rabobank will weitere 250 einstellen.
Die Unternehmen sind bestrebt, ihren Ruf - und ihr Ansehen bei den Aufsichtsbehörden - rasch wiederherzustellen, nach Bekanntwerden von massiver Geldwäsche in einem winzigen Aussenposten von Danske, einer Razzia in der Zentrale der Deutschen Bank im Zusammenhang mit den Panama Papers und eines sich ausweitenden Systems von Steuerumgehung in Deutschland, um nur einige zu nennen. Die Deutsche Bank, die ebenfalls Verbindungen zum Fall Danske hat, hatte gerade Milliarden-Bussgelder wegen Fehlverhaltens in der Vergangenheit hinter sich gelassen, als die neuen Enthüllungen ihren Aktienkurs drückten und noch mehr Kunden abschreckten.
Das vergangene Jahr habe "bei Banken, Aufsichtsbehörden und der allgemeinen Öffentlichkeit ein neues Bewusstsein geschaffen", sagte Thorsten Pötzsch, der bei der deutschen Aufsichtsbehörde Bafin die Geldwäsche-Präventionsaktivitäten leitet, kürzlich in einem Interview. "Die Banken erkennen, dass Geldwäsche nicht nur eine Frage der Kosten ist, sondern auch ihre Existenz gefährden kann."
Gewinne unter Druck
Wie Banken mit Geldwäsche-Skandalen umgehen, war ein heisses Thema bei den Ergebnispräsentationen für das vierte Quartal. Die mit dem Aufholprozess verbundenen Kosten haben die Gewinne auf breiter Front belastet, und Banken, darunter ABN Amro und Rabobank, haben erklärt, dass die laufenden Personaleinstellungen in diesem Jahr die Ausgaben noch weiter ansteigen lassen.
Die europäischen Finanzaufsichtsbehörden erhöhen ebenfalls den Druck. Nachdem die Banken in der Vergangenheit nur begrenzte Ressourcen für diese Problematik eingesetzt haben, fordern nun die Aufseher, einschliesslich der Europäischen Zentralbank, Bafin und der niederländischen Zentralbank, die Kreditinstitute auf, mehr zu tun. Die Entscheidungsträger haben gesagt, dass die zersplitterte Regulierung in Europa ein Problem sei, und fordern in diesem Zusammenhang, dass die EU eine einzige Agentur dafür einrichtet.
Die Einstellungen der Banken erfolgen zusätzlich zu Technologieinvestitionen, um Finanzstraftaten zu verhindern. Die Deutsche Bank hat seit 2015 300 Millionen Euro für derartige Massnahmen ausgegeben, sagte ihr Rechtsvorstand Karl von Rohr vor kurzem. Danske plane, dafür in den nächsten drei Jahren etwa 270 Millionen Euro zu investieren, sagte die Bank in diesem Monat. Beide Unternehmen hoffen, dass die Technologie auf lange Sicht dazu beitragen wird, den Bedarf an Compliance-Mitarbeitern zu reduzieren.
Die Probleme für den europäischen Finanzsektor begannen Anfang letzten Jahres, als zwei baltische Banken wegen Geldwäscheproblemen geschlossen wurden. Das breitete sich im Frühjahr auf den Kern Europas aus, als die grösste dänische Bank hinein gezogen wurde. Im Herbst wurde es dann zu einer ausgewachsenen europäischen Angelegenheit, als mehrere grosse Banken verschiedene Geldwäsche-Problematiken bekanntgaben. Seitdem haben die europäischen Regulierungsbehörden die Aufsicht über den Sektor verschärft.
(Bloomberg)