In der vergangenen Börsenwoche flüchteten die Anlegerinnen und Anleger aus allen wichtigen Anlageklassen, wobei US-Aktien und Staatsanleihen eine seltene Ausnahme von der massiven Abwanderung bildeten. Investoren befürchten, dass die Straffung der Geldpolitik die grossen Volkswirtschaften in eine Rezession stürzen wird. 

Aktienfonds verzeichneten in der Woche bis zum 18. Mai Abflüsse in Höhe von 5,2 Milliarden Dollar, angeführt von Rücknahmen aus Investmentfonds, wie die Bank of America unter Berufung auf Daten von EPFR Global mitteilte. Die Abflüsse aus Anleihefonds beliefen sich auf 12,3 Milliarden Dollar, wobei nur Staatsanleihen einen Zuwachs verzeichneten. Auch aus Bargeld und Gold zogen sich die Anleger zurück. 

Aktien haben seit ihrem Höchststand im März weltweit fast 12 Billionen Dollar an Marktwert verloren. Dies, weil Anleger inmitten einer Flut von Befürchtungen, die von aggressiven Zentralbanken und steigender Inflation herrühren, Risikoanlagen abstiessen. In der monatlichen Umfrage der Bank of America unter Fondsmanagern, die Anfang dieser Woche veröffentlicht wurde, übertrumpften die Ängste vor einer Rezession die Risiken durch Inflation und den Krieg in der Ukraine. Als Folge sind Anleger bei Aktien so stark untergewichtet wie seit zwei Jahren nicht mehr. 

Abverkauf am Aktienmarkt noch nicht zu Ende

Obwohl Strategen wie David J. Kostin von der Goldman Sachs und Marko Kolanovic von JPMorgan die Befürchtungen einer bevorstehenden Rezession als übertrieben bezeichneten, sind Morgan Stanley und die Bank of America der Meinung, dass der Abverkauf am Aktienmarkt noch nicht am Ende ist. 

Während der Bull & Bear-Indikator der Bank of Amerika auf ein "eindeutiges" konträres Kaufsignal für Aktien zurückfiel, wiederholten die Strategen um Michael Hartnett ihre Empfehlung, jegliche Bärenrallye zu verkaufen. Der S&P 500 hat in dieser Woche versucht, sich zu erholen, nachdem er mit dem Bärenmarkt geflirtet hatte. Aber der Aufschwung hat sich als kurzlebig erwiesen, und der Leitindex steht vor seiner längsten wöchentlichen Verlustserie seit 2001.

Hartnett sagte, dass der S&P 500 in 19 US-Aktienbärenmärkten in den letzten 140 Jahren einen durchschnittlichen Rückgang von 37,3 Prozent bei einer durchschnittlichen Dauer von 289 Tagen verzeichnete. Sollte sich der jüngste Bärenmarkt wiederholen, würde er laut Bank of Amerika im Oktober enden, wobei der S&P 500 bei 3'000 Punkten liegen würde - etwa 23 Prozent unter dem aktuellen Stand - und der Nasdaq bei 10'000 Punkten - 16 Prozent unter dem aktuellen Stand. 

Minus 7,7 Prozent im optmistischen Szenario

"3600 Punkte ist das neue optimistische Szenario", schrieb Hartnett in der Notiz und bezog sich dabei auf das Niveau des S&P 500, was einen Abwärtstrend von 7,7 Prozent von hier aus bedeuten würde.

Unter den Aktienfonds verzeichneten US-Aktien in der vergangenen Woche Zuflüsse in Höhe von 0,3 Milliarden Dollar, gefolgt von Zuflüssen in japanische Aktien, während sich die Abflüsse aus europäischen Aktien auf eine vierzehnte Woche ausweiteten. 

Die Anleger investierten verstärkt in US-Grossunternehmen und Wachstumswerte, während sie sich von Value- und Small-Caps trennten. Bei den Sektoren führten Versorger und Immobilien die Zuflüsse an, während Finanzwerte, Grundstoffe und Energie Abflüsse verzeichneten.

(Bloomberg/cash)