Die Börsen in Europa und an der Wall Street gerieten am Freitag unter Druck durch eine neue Entwicklung in der Russland-Affäre von US-Präsident Donald Trump. Auslöser war ein Bericht des Senders ABC News, wonach Ex-Sicherheitsberater Michael Flynn aussagen wolle, Trump habe ihn angewiesen, mit Russland in Kontakt zu treten. Der Sender NBC News berichtete hingegen, dass Trumps Schwiegersohn Jared Kushner der Anstifter gewesen sein soll.

Aus Börsianersicht günstige Nachrichten gab es am Samstag. So billigte der US-Senat eine Gesetzesvorlage zu der von Trump angekündigten Steuerreform, die Firmen deutliche Entlastungen bringen soll. In der neuen Woche dürften die Gespräche zwischen Senat und Repräsentantenhaus beginnen, das bereits einen eigenen Entwurf verabschiedet hat. Beide müssen ihre Vorlagen zur Deckung bringen, damit die Reform durch Trumps Unterschrift Gesetzeskraft erlangen kann.

Der SMI ging am Freitag um 0,5 Prozent tiefer bei 9275 Punkten aus dem Handel. Ein Grund war, weil es zu diesem Zeitpunkt nach einer Verschiebung der US-Steuerreform ging. Nun aber könnten nächste Woche einige der Titel am Schweizer Markt profitieren, vor allem solche mit grossem US-Geschäft.

Konjunktur vs Politkrisen

Der Terminkalender der Schweizer Unternehmen indessen ist saisonbedingt relativ leer. Am Mittwoch führt der Schliesstechniker Dormakaba den Investorentag durch. Am Donnerstag legt die Industriegruppe Schaffner die Jahreszahlen 2016/17 vor.  Konjunkturbeobachter werden sich am Donnerstag ebenfalls auf die Schweizer Arbeitsmarktzahlen vom November konzentieren, sowie auf die Bekanntgabe der Devisenreserven bei der Nationalbank.

An den internationalen Finanzmärkten kämpfen derzeit Pessimisten und Optimisten, die lange die Oberhand hatten, um die Vorherrschaft. "Konjunktur und Geldpolitik wirken weiter fördernd für die Aktienmärkte", sagte Hans-Jörg Naumer von Allianz Global Investor. "Die Kombination aus solidem Makrowachstum und sprudelnden Unternehmensgewinnen einerseits, bei niedrigen Zinsen andererseits, bleibt vorerst erhalten", betonte auch Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock.

Vor allem in Deutschland ist die Bewertung der aktuellen Krise in der Regierungsbildung nicht klar. Auf der einen Seite wird gesagt, die Schwierigkeiten auf dem Weg zu einer möglichen Koalition aus Christ- und Sozialdemokraten seien für die Wirtschaft kein Problem. Andere sagen aber dass im Leitindex Dax eine Weihnachts-Rally ausbleiben könnte. Das Argument ist unter anderem, dass die Lage in Deutschland aktuell ähnlich unübersichtlich sei wie in Grossbritannien im Zuge der Brexit-Verhandlungen.

US-Arbeitsmarktdaten erwartet

Ein wichtiger Faktor für die Stimmung an der Börse ist die Entwicklung des US-Arbeitsmarktes. Von diesen Daten erhoffen sich Börsianer Rückschlüsse auf Zeitpunkt und Tempo der erwarteten Zinserhöhungen der Notenbank (Fed). Die offiziellen Zahlen werden am Freitag veröffentlicht. Einen Vorgeschmack bieten bereits die Daten der privaten Arbeitsagentur ADP am Mittwoch.

Im September und Oktober hatten die Hurrikans "Harvey" und "Irma" die US-Arbeitsmarktstatistik stark durcheinandergewirbelt. Für November hoffen Börsianer auf mehr Klarheit und rechnen im Schnitt mit 185.000 neuen Stellen. "Wir erwarten ein solides Beschäftigungsplus bei weiterhin moderatem Lohndruck", sagte die Commerzbank voraus. "Dies sollte reichen, die Fed in zwei Wochen zu einer Zinserhöhung zu bewegen."

Zum Auftakt der neuen Woche erwarten Investoren zudem die Auftragseingänge der US-Industrie. Am Mittwoch folgen vergleichbare Zahlen der deutschen Unternehmen. Ausserdem stehen die europäischen Einzelhandelsumsätze auf der Agenda (Dienstag).

(cash/Reuters)