"Der Aktienmarkt ist verunsichert durch immer mehr Leute, die dreinreden", sagt Alfred Herbert im cash-Börsen-Talk. Er schiebt gleich hinterher: "Leute, die eigentlich weniger reden sollten." Der jüngste Marktaufschwung sei trügerisch: Die starken Kursgewinne am Aktienmarkt, wie sie sich seit Anfang Jahr gezeigt haben, verdanken die Anleger nach Herberts Meinung in erster Linie dem billigen Geld, mit dem die Notenbanken das System immer noch fluten. 

Politische Einflüsse wie etwa der amerikanisch-chinesische Handelsstreit würden die Börsenkurse immer wieder bremsen, sagt der cash-Guru, der schon über sechs Jahrzehnte als Anleger tätig ist. "Es muss jemand nur ein paar irritierende Worte sagen, und schon ist wieder die halbe Welt verunsichert." An diesen Verhältnissen, so Herbert, werde sich in den nächsten Monaten wenig ändern.

Defensiv gehen und Dividenden einsammeln

Der cash-Guru setzt daher auf defensive Titel, bevorzugterweise solche, die auch gute Dividendenausschüttungen bieten. Zu den "Evergreens" in Herberts Portefeuille gehört Swisscom. Auch wenn der Titel in den vergangenen Jahren kursmässig eher unter Druck gestanden hat – er bleibt ein "treuer Begleiter" des cash-Gurus.

Der "Obligationenersatz" Swisscom erlaubt derzeit eine im Vergleich recht hohe Dividendenrendite von 4,7 Prozent. Dies nicht zuletzt deswegen, weil die Schweizer Eidgenossenschaft als Mehrheitsaktionär der Swisscom grosszügige Ausschüttungen dankbar entgegennimmt.

Daneben empfiehlt Herbert aber auch Versicherungsaktien wie den Titel der Zurich Insurance Group - auch dies ein guter Dividendenzahler, mit einer Rendite von aktuell 5,8 Prozent, ein Spitzenwert in der Schweiz. Derzeit versucht die Zurich-Aktie, den so genannten "Dividendenkick" wieder aufzuholen: Im sehr positiv gestimmten Markt hat der Titel den Abschlag innerhalb von zehn Tagen um fast 60 Prozent wieder wettgemacht.

Skepsis nach ABB-Knall

Ein weiteres Augenmerk des cash-Gurus liegt auf Unternehmen mit guter Ertragskraft: Als Schweizer Anleger komme man dabei um keinen der beiden Basler Pharmakonzerne herum, also Roche oder Novartis

Kritischer sieht Herbert allerdings den Zykliker ABB, wo es in diesen Tagen zum Knall gekommen ist: CEO Spiesshofer verliess das Unternehmen per sofort. Verwaltungsratspräsident Peter Voser übernimmt interimistisch die Führung des weltumspannenden Elektrotechnik- und Automatisierungskonzerns.

Lesen Sie zu ABB auch den Kommentar von cash-Chefredaktor Daniel Hügli: Auch Peter Voser kriegt nun seine letzte Chance

Aber auch wenn die Aktie auf die Nachricht von Spiesshofers Ende als ABB-Chef gut reagierte – der Kurs ging im Tagesverlauf am Mittwoch um fast 6 Prozent nach oben – bleibt Herbert skeptisch. Damit sich der Kurs der ABB-Aktie nachhaltig aus der Region von 20 Franken löst, müsste die Marschrichtung des weitverzweigten ABB-Konzerns besser bekannt sein.

Aber: "Es reden wieder haufenweise Leute mit - und ich weiss nicht, ob die alle so klug sind." Herbert nimmt auch Abstand von ABB, weil die Aktionärsstreitereien der vergangenen Jahre gezeigt hätten, dass das Unternehmen und damit seine Aktie ein Spielball unterschiedlicher Interessen geworden sei.

«No risk, no fun»: Trotz seiner weitgehend defensiven Positionierung nennt Alfred Herbert im cash-Börsen-Talk auch einen spekulativen Bereich des Aktienmarktes, in dem Anleger ihr Glück versuchen sollten. Und: Der erwiesene «Silber-Fan» sagt, was ein Investment bei diesem Edelmetall bei seinem derzeit eher tiefen Stand verspricht.