Der Schweizer Blue-Chip-Markt ist dieses Jahr um gut 10 Prozent zurückgegangen, wobei sich die defensiven Pharmawerte und die Versicherungen im SMI am besten behaupteten. Am breiten Markt, gemessen am Swiss Performance Index (SPI), gingen die Kurse um etwa 8,5 Prozent zurück - wobei der SPI im Gegensatz zum SMI noch die Dividendenzahlungen berücksichtigt. Alles in allem war 2018 also gar kein gutes Jahr für Aktien und viele Teilnehmer sind demoralisiert. 52 Prozent der Leserinnen und Leser von cash bekundeten in einer Umfrage Anfang Monat, dass sie derzeit keine Aktien kaufen. 

"Die Stimmung ist zappenduster", sagt auch Christian Gattiker, Research-Chef beim Vermögensverwalter Julius Bär. Nur müsse der Aktienhandel nicht unbedingt unter denselben Vorzeichen im neuen Jahr weitergehen, wie er im cash-Börsen-Talk sagt: "Das alles ist gar keine so schlechte Startvorlage."

Julius Bär zeigt sich angesichts von Untergangsprophezeihungen der vergangenen Tage relativ optimistisch. Zweistellige Wachstumsprognosen beim Gewinn der Unternehmen hält Gattiker zwar für übertrieben; eine mittlere einstellige Zuwachsrate sei in der Schweiz  aber auch 2019 noch möglich - sofern es nicht zu kompletten Verwerfungen in der Weltkonjunktur komme. "Im jetzigen Zeitpunkt fast noch wichtiger: Die Bewertungen sind auf einem absolut vertretbaren Niveau." Wenn die Kurse wie aktuell auf breiter Front zurückgehen, senkt sich in der Regel das Verhältnis des Aktienpreises einer Firma relativ zu ihren Gewinnaussichten. Aktien werden also günstiger.

Gattiker nennt weitere Gründe, die für Aktien sprechen: Die Dividendenrenditen seien bei vielen Schweizer Titeln ansehnlich. Nach zahlreichen politischen Krisen 2018 hält er es auch für denkbar, dass die Störfeuer aus dem Weltgeschehen für die Märkte 2019 etwas zurückgehen könnten. Profitieren würden die Märkte klar von einer Verständigung im amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt.

«Wir empfehlen Qualität»

Um steigende Zinsen kommen Anleger auch im neuen Jahr allerdings nicht herum. Die US-Notenbank Federal Reserve hat soeben den Leitzins auf 2,5 Prozent angehoben. Dazu steigen auch die Anleihenrenditen in den USA. In Europa wird eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank im kommenden Herbst für möglich gehalten. Es existiert bei manchen Ökonomen gar ein Szenario, gemäss dem die Schweizerische Nationalbank noch 2019 den Negativzins von aktuell 0,75 Prozent reduzieren wird. 

"Steigende Zinsen bieten einen Gegenwind, und da braucht es Unternehmen, die sich dem entgegenstellen können", sagt Gattiker: "Wir empfehlen Qualität". Der Pharmakonzern Novartis dürfte dank eines neuen Managements frischen Wind bekommen. Im Portfolio auch nicht fehlen dürfe der ebenfalls defensive Titel des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé

Nicht nur für das nächste Jahr, sondern auf längere Sicht hinaus, sollten Anleger gemäss Gattiker auch in gut geführte, solide Unternehmen aus dem Schweizer Markt investiert sein. Beim Lifthersteller Schindler und beim Sanitärtechniker Geberit sollten Anleger sicherlich dabeisein: "Sie ermöglichen auch den Zugang zu den Weltmärkten."

Versicherer ja, Banken nein

Die Industriegruppe Georg Fischer wiederum profitiere davon, dass sie sich von der Autoindustrie unabhängiger gemacht habe. Auch vermeintlich "langweilige" Unternehmen wie Versicherer empfiehlt Gattiker und legt Anlegern insbesondere den mittelgrossen Branchenvertreter Helvetia ans Herz.

Sehr viel kritischer hingegen sieht er den Bankensektor. Inbesondere eine Credit-Suisse-Aktie bietet seiner Einschätzung nach wenig Potential, da die "Vorschusslorbeeren" für den Konzernumbau bereits im Aktienpreis enthalten seien. Auch von Swisscom rät er ab: Er nennt den Schweizer Telekommarktführer als ein Unternehmen, das wegen schrumpfender Einnahmen die hohe Dividendenrendite allenfalls halten, nicht aber erhöhen könne. Die Aktie des Temporärkräftekonzerns Adecco wiederum ist zwar sehr günstig, aber das Unternehmen kann nach Gattikers Einschätzung noch nicht beantworten, wie es den Herausforderungen der Digitalisierung begegnen könne.

Im cash-Börsen-Talk sagt Christian Gattiker auch, warum der Film «Upside» ein gutes Motto für das Anlagejahr 2019 hergeben würde. Er nimmt zudem eine Einschätzung vor, wie volatil sich der Aktienmarkt in nächsten Jahr entwickeln wird und was dies für die Positionierung der Anleger - je nach Portfolioausrichtung und Marktexpertise - bedeuten wird.

Bisher erschienen in der cash-Serie "Investieren 2019":