Im Herbst 2019 nahm Wruck, der im Hauptberuf eine Trockeneis-Reinigungsfirma im Frankfurter Stadtteil Höchst betreibt, an einem Abendessen in Manhattan teil. Mit von der Partie waren laut informierten Kreisen Paul Achleitner, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank, und der ehemalige Siemens-Boss Klaus Kleinfeld, der zum damaligen Zeitpunkt bereits den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman beriet.

Bei Tisch wurde die Idee erörtert, die saudische Regierung für eine Investition in Deutschlands grösstem Geldhaus zu gewinnen, berichten die Personen, die nicht namentlich genannt werden wollen. Die Anwesenheit von Wruck wirft für die Deutsche Bank Fragen auf, da zu dem Zeitpunkt eine interne Meldung zu verdächtigen Bewegungen auf seinem Konto vorlag. (Eine der informierten Personen verweist darauf, dass Achleitner über diese Information gemäss der Compliance-Regeln der Bank nicht verfügen konnte.)

Wruck, dessen Rolle in Transaktionen mit der Fondstochter der Deutschen Bank inzwischen ins Visier von deutschen Ermittlern geraten ist, hat sich ein Netzwerk unter deutschen Top-Managern aufgebaut, das zum Teil auf seine Verbindungen zu dem Golfstaat zurückzuführen ist. Er wird derzeit keiner Vergehen beschuldigt.

Kleinfelds Rolle als Berater des saudischen Kronprinzen machte ihn potenziell zu einem wichtigen Kontakt für die Bank, die damals über die Möglichkeit einer milliardenschweren Investition des Königreichs nachdachte. Die Frankfurter befanden sich in einer schweren Krise, der Aktienkurs kratzte nach hohen Verlusten an Rekordtiefs. Noch im selben Jahr schickte die Deutsche Bank zwei leitende Angestellte nach New York, um die Bedingungen für einen Deals im Detail mit Kleinfeld zu besprechen, heisst es.

Ein Sprecher der Deutschen Bank teilte mit, dass "wir uns nicht zu möglichen Treffen unseres Vorstandsvorsitzenden oder zu Spekulationen über Gespräche mit tatsächlichen oder potenziellen Aktionären äussern". Ein Sprecher von Wruck lehnte es ab, sich zu Plänen zu äussern, die "nie zustande kamen". Vertreter von Kleinfeld und des Saudi Arabian Public Investment Fund lehnten eine Stellungnahme ab.

Achleitner unter Druck

Achleitner wurde zu dieser Zeit von Grossaktionären der Deutschen Bank angefeindet, die ihm die Schuld für den sinkenden Wert ihrer Beteiligung gaben. 

Für Wruck hingegen bedeutete die Anwesenheit bei Gesprächen mit dem Aufsichtsratschef über eine Grossinvestition in der Deutschen Bank einen neuen Höhepunkt in seiner stetig anwachsenden Sammlung von Treffen mit Deutschlands Geschäftselite. Entscheidend beigetragen haben zu Wrucks Erfolg seine angeblichen Verbindungen in den Nahen Osten - er präsentiert sich als Abkömmling der saudischen Königsfamilie. 

Welche Rolle er bei den Plänen der Deutschen Bank mit den Saudis spielen sollte, war nicht allen Involvierten klar. Zwei Person sagten, man habe sein Netzwerk in Saudi-Arabien nutzen wollen, um Investoren anzuziehen, eine weitere hingegen meinte, er habe überhaupt keine Rolle gespielt.

Zum Zeitpunkt der Gespräche investierte die DWS Group, die Fondstochter der Deutschen Bank, zweimal in Beteiligungen des Fintechs Arabesque Group, für das Wruck als Berater tätig war.3

Wruck im Visier der Ermittler

In jüngster Zeit ist Wrucks Rolle jedoch ins Visier der Ermittler geraten. Staatsanwaltschaft und Bundeskriminalamt untersuchen, ob die Verbindungen zwischen Wruck und dem Chef der DWS, Asoka Wöhrmann, einen unangemessenen Einfluss auf die Geschäfte hatten, wie Bloomberg letzten Monat berichtete. Es ist nicht klar, ob einer der beiden Männer Ziel einer formellen Ermittlung ist.

Darüber hinaus haben fünf deutsche Kreditinstitute, darunter die Deutsche Bank und die Commerzbank, zwischen 2018 und 2021 etwa 20 Geldwäscheprüfungen durchgeführt, in die Wruck verwickelt war, berichtete der Spiegel Anfang des Monats.

Wruck war auch bei einem separaten Treffen zwischen dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Christian Sewing, und dem New Yorker Immobilienmogul Stanley Chera anwesend, wie Bloomberg berichtete.

(Bloomberg)