Die Kolumne "Gopfried Stutz" erschien zuerst im 

Zuerst glaubte ich, es sei ein Witz. Cash.ch berichtet vom ersten veganen Anlagefonds. Aber es ist kein Witz. Es gibt ihn. Er heisst "US Vegan Climate ETF". Es handelt sich dabei um einen Nachhaltigkeitsfonds, der sich an den ESG-Kriterien orientiert, der also nur in Unternehmen investiert, die punkto Umwelt, Soziales und Unternehmensführung vorbildlich sind. Darüber hinaus sind Unternehmen zu meiden, "die Tieren Schaden zufügen, die an Tierversuchen beteiligt sind oder Produkte tierischen Ursprungs herstellen oder vertreiben", so stehts im Prospekt.

Ist das nun ein Anlageprodukt, das ausschliesslich in vegane Unternehmen investiert, oder ist es ein Finanzvehikel, das es auf eine vegane Kundschaft abgesehen hat?

Der Blick ins Portfolio vermag die Frage nicht zu beantworten: Grosse Positionen stellen Apple, Microsoft, Facebook, Visa, Mastercard und der amerikanische Bankenmulti JP Morgan Chase.

Ich sehe nicht, was an Techkonzernen mit dem Hang zu monopolistischem Machtgehabe vegan sein soll. Noch weniger sehe ich ein, weshalb ein sittenstrenger Veganer guten Gewissens Aktien einer Grossbank kaufen soll.

Oder betreibt etwa JP Morgan Chase mit all den Pharmamultis keine Geschäfte, weil sie Tierversuche machen? Eben. Und lehnt Facebook jede Art von Fleischwerbung kategorisch ab? Es wäre mir entgangen.

Mich beschleicht der leise Verdacht, dass die Urheber vor allem von Marketing- und nicht von Finanzspezialisten, schon gar nicht von Umweltaktivisten beraten wurden.

Wie immer bei solchen Fonds stellt sich die Frage, ob Anlegerinnen und Anleger das Produkt aus ideologischen Gründen oder aus Renditeüberlegungen kaufen sollen. Viele investieren nur in grüne Fonds, um ihr Gewissen zu beruhigen. Andere sagen sich, nur Aktiengesellschaften mit einer nachhaltigen Strategie hätten eine Zukunft. Deshalb sei mit solchen Unternehmen eine höhere Rendite zu erwarten. Das wird jedenfalls von deren Lobbyisten wiederholt gepredigt.

Anlagefonds werden lanciert, um damit Geld zu verdienen. Und Geld verdient man, indem man auf Modewellen reitet. Beim "US Vegan Climate ETF" dürfte es nicht anders sein, wie die Zusammenstellung des Portfolios verrät.

Hinter ihm steckt die Firma Beyond Investing. Auf ihrer Website vermittelt sie nicht den Eindruck, dass mit Investitionen in den "US Vegan Climate ETF" eine überdurchschnittliche Rendite zu erwarten sei. Das Produkt richtet sich also an Veganer, die nicht nur ihre Lebenshaltung, sondern auch ihre Finanzanlagen nach veganen Grundsätzen gestalten wollen.

Und somit sind wir wieder beim Marketing: Mit Speck fängt man Mäuse, aber sicher keine Veganer. Letztere fängt man, indem man ein Produkt "vegan" nennt, was immer darin verborgen bleibt.