Die Worte von Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch bei der Verkündung des Zins-Entscheids haben US-Präsident Donald Trump nicht gefallen. Die Zinssenkung um einem Viertelprozent, so Powell, sei als ein "mid-cycle adjustment" zu interpretieren, also als eine Anpassung innerhalb eines Zyklus. Das heisst übersetzt: Die Fed hat nicht vor, eine längere Zinssenkungsphase einzuläuten.

Doch genau darauf insistiert Donald Trump. Über Twitter wettert er seit Wochen gegen Jerome Powell und die Fed. Kurz nach dem Zinsentscheid twitterte der US-Präsident, die Fed habe "das Land im Stich gelassen".

 

 

Dass Trump nun nicht einmal 24 Stunden später – während chinesische und US-amerikanische Unterhändler inmitten von Verhandlungen stecken – neue Strafzölle gegen China ankündigt, kann kein Zufall sein, glauben Analysten. Die Logik: Da Jerome Powell die Zinssenkung von einem Viertelprozent vor allem mit den andauernden Handelsstreitigkeiten begründet, liegt es für Donald Trump nahe, im Handelskonflikt noch einen draufzusetzen. Sprich: Trump heizt den Handelsstreit neu an, damit die Fed die Zinsen so senkt, wie Trump das will.

 

 

"Das Timing ist sicherlich interessant und wirft die Frage auf, ob der Präsident die neuen Strafzölle auch dann verkündet hätte, wenn die Pressekonferenz der Fed am Vortag anders verlaufen wäre", sagt etwa Ryan Larson, Anlagechef von RBC Global Asset Management,bei Bloomberg.

Trump will keine vorübergehende Zinsanpassung, wie es Powell andeutete, sondern eine aggressive Lockerung der Geldpolitik. "Die Fed hat klargemacht, dass es einige wenige Dinge gibt, die sie zu Zinssenkungen bewegen, gleichzeitig wäre ein Scheitern der Handelsgespräche mit China für die US-amerikanische Wirtschaft fatal und würde eine Lockerung der Geldpolitik rechtfertigen", sagt Ed Moya, Chefstratege von Oanda Corporation.

An den weltweiten Börsen sorgt Trumps Zoll-Ankündigungen für Entsetzen. Nachdem sich der Dow Jones am Donnerstag zum Handelsstart solide zeigte, stürzte der US-amerikanische Leitindex nach dem Tweet des US-Präsidenten ab und schloss bei einem Minus von 1,05 Prozent. Auch die europäischen und asiatischen Börsen rutschten am Freitag in den Keller. Der japanische Nikkei schloss mit einem Minus von über 2 Prozent. Der SMI notiert am frühen Mittag bei einem Minus von 1,1 Prozent.