Die Stützungsmassnahmen von Regierungen und Notenbanken weltweit zielen darauf ab, dass Banken mit zusätzlicher Liquidität versorgt werden. So sollen Kredite schnell und wirksam zu den Unternehmen gelangen, die wegen der Coronavirus-Krise in Schieflage geraten.

Neben Finanzspritzen des Staates und schnell greifenden Kurzarbeitsregelungen kommt dem Bankensystem auf diese Weise eine zentrale Bedeutung zu, um die Folgen der beginnenden Rezession abzufedern. Dabei ist eine Diskussion darüber aufgeflammt, ob Banken einen Teil ihrer Erträge weiter als Dividenden an Aktionäre weitergeben sollen oder nicht.

Frankreich und Schweden deuten an, dass Firmen keine Staatshilfen gewährt werden könnten, falls diese weiter ausschütten. Wenn der Staat den Unternehmen über Kurzarbeitsfinanzierung unter die Arme greife, dürfe kein Geld an Aktionäre mehr fliessen.

Schweizer Banken wollen noch ausschütten

Auch in der Schweiz hat die Finanzaufsichtsbehörde Finma insbesondere die Finanzindustrie zu einer zurückhaltenderen Dividendenpolitik aufgefordert. Namentlich die UBS hat daraufhin mitgeteilt, dass die Dividende für 2019 weiter wie geplant ausbezahlt werden soll. Auch Credit Suisse, Zurich oder Swiss Life wie auch die meisten anderen Banken und Versicherer planen nach Einschätzung von Analysten, die Ausschüttungen wie geplant zu tätigen (cash berichtete).

Unternehmen ausserhalb der Finanzbranche wie etwa ValoraAevis Victoria oder Calida wie auch Bossard haben sie gestrichen oder gekürzt. Im Ausland sind Änderungen in der Dividendenpolitik auch bei Finanzunternehmen bereits auf der Tagesordnung. So hat die niederländische ING, deren CEO Ralph Hamers im Herbst die Führung der UBS übernehmen soll, die Dividende gestundet.

Zentrale Bedeutung von Dividenden

Einfach dürfte dies den Unternehmen nicht fallen. Und bei den Investoren ist keineswegs nur Verständnis zu erwarten. Dividenden haben wegen der seit Jahren sehr tiefen Zinsen am Finanzmarkt eine zentrale Bedeutung erlangt. Institutionelle wie auch private Anleger versuchen, mit den Aktien guter Dividendenzahler ein regelmässiges Einkommen zu erzielen.

Nun schliesst sich aber das Fondshaus Fidelity dem Ruf nach Dividendenverzicht oder zumindest Dividendenstundungen an. "Wir wissen, dass Dividenden in der Wirtschaft eine unschätzbare Rolle spielen, insbesondere für langfristige Sparer. Aber in solchen Sondersituationen kann die Aussetzung eine Möglichkeit sein, den langfristigen Wert des Investments zu erhalten", schreibt Romain Boscher, Fidelity-Anlagechef für Aktien, in einem Kommentar.

Das Wichtigste sei, dass Unternehmen überlebten und in der Lage seien, einen möglicherweise dreimonatigen weitgehenden Stillstand der Wirtschaft zu überstehen.  

Fidelity will Kürzungen nicht bestrafen

Die Märkte haben die Aussicht auf tiefere Dividenden 2020 und 2021 gemäss Fidelity bereits eingepreist. In den Preisen der Futures auf die erwarteten Dividenden für 2020 und 2021 sei dies schon korrekt erfasst. "In Zahlen: Der jährliche Dividendenindex Futures im Euro Stoxx 50 für den Jahrgang 2020 ist um-53 Prozent seit Jahresanfang gefallen und für den Jahrgang 2021 sogar noch stärker", schreibt Boscher. In den USA sei der Wert auf den S&P500 um 26 Prozent gesunken.

Anders als in normalen Zeiten, in denen Dividendenkürzungen ein schlechtes Signal einer Gesellschaft sei, will Fidelity im Anlageverhalten diesmal nicht automatisch auf Änderungen reagieren. Dies schreibt Daniel Roberts, Manager des Fidelity Global Dividend Fund. Dividendenkürzungen lägen derzeit durchaus im Gesamtinteresse der kotierten Gesellschaften und deren Aktionäre.