Industrie und Tourismus jubeln, Grenzgänger und Einkaufstouristen schlucken leer: Die neue Frankenschwäche kennt Gewinner und Verlierer. Und was halten die Leserinnen und Leser von cash.ch vom Euro-Franken-Kurs im Sommerhoch?

Die Mehrheit von ihnen findet Gefallen an der schwächeren einheimischen Währung: Rund 58 Prozent der Teilnehmenden an der cash-Umfrage findet die Frankenschwäche positiv. Das sind mehr als 2700 von insgesamt 4652 abgegebenen Stimmen.

Die cash-User stehen damit mehrheitlich auf der Seite von Schweizer Industrieunternehmern und Hoteliers. Sie gehörten seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses zu den Hauptopfern innerhalb der Schweizer Wirtschaft. Mit dem Euro-Franken-Kurs erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder über 1,15 haben sich die Branchenvertreter nun ungewohnt optimistisch zu Wort gemeldet. Dieser Wechselkurs sei "eine enorme Entlastung für den Export", sagte Swissmem-Präsident Hans Hess im "Blick".

«Jeder Rappen zählt»

Für die Tourismusbranche wiederum bedeutet die jüngste Devisenentwicklung vor allem eines: Reisen und übernachten in der Schweiz wird für Ausländer deutlich günstiger. Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich hat ausgerechnet, dass ein zum Euro um 10 Prozent stärkerer Franken zu einem Rückgang im selben Ausmass bei den von europäischen Gästen gebuchten Hotelbetten führt. Dieser Effekt könnte sich nun allmählich umkehren.

Die negativen Folgen für bestimmte Aspekte des Konsums werden von den cash-Lesern offenbar weniger stark gewichtet. Wer im grenznahen Ausland einkauft oder im Euro-Raum Ferien macht, spürt den starken Euro im Portemonnaie. Die Umfrage-Teilnehmenden scheinen das Wohl der einheimischen Wirtschaft aber höher zu gewichten. Ein cash-Leser schrieb in einem Kommentar: "Es tut einfach nur gut. Jeder Rappen zählt! 1,50 wäre ein Traum für alle, die gerne in der Schweiz leben, arbeiten und einkaufen."

Die SNB wars nicht

Wer oder was steckt eigentlich hinter dem abgeschwächten Franken? Anders als bei früheren auffälligen Kursbewegungen dürfte es nicht die Schweizerische Nationalbank (SNB) gewesen sein. Diese Vermutung untermauern zumindest die jüngsten Zahlen der SNB vom letzten Montag: Die Sichteinlagen von Bund und Banken sanken in der vergangenen Woche von 579,1 Milliarden auf 578,6 Milliarden Franken. Die Veränderung der Sichteinlagen kann als Hinweis auf die Aktivität der SNB an den Devisenmärkten gelesen werden, wobei eine Zunahme in der Regel Interventionen bedeutet.

So ist der hohe Euro-Franken-Kurs vor allem auf den erstarkten Euro in Zusammenhang mit politischer und wirtschaftlicher Beruhigung in der Euro-Zone zurückzuführen. Aber: Wie rasch der Franken seine Funktion als sicherer Hafen wieder zurückgewinnen kann, zeigt sich am heutigen Mittwoch. Geopolitische Spannungen zwischen Nordkorea und den USA führen unter Investoren zu Verunsicherung. Mit der Folge, dass sich der Goldpreis verteuert und der Euro zum Schweizer Franken wieder deutlich unter 1,14 fällt. Exporteure und Hoteliers sind also gut beraten, nicht allzu früh in Jubel auszubrechen.

Euro-Franken-Kurs in den letzten zwölf Monaten, Stand 09.08.17 (Quelle: cash.ch)