Die von ihm kontrollierte KB Holding teilte am Donnerstagabend mit, acht Millionen Aktien von Knorr-Bremse zu verkaufen. Damit könnten etwa 850 Millionen Euro in die Kassen gespült werden. Der Ertrag der Transaktion solle der Unterstützung der anderen privaten Investments von Thiele dienen, hiess es in der Mitteilung weiter.

Erst am Dienstagabend war bekannt geworden, dass der bekannte Milliardär seinen Anteil an der Lufthansa kräftig auf 15 Prozent aufgestockt hat. "Die Aufstockung ist kein Signal, auf der Hauptversammlung gegen irgendetwas zu stimmen", hatte Thiele in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Mittwochausgabe) zwar betont. Er kritisierte aber, dass Lufthansa-Chef Carsten Spohr nicht die mit dem Bund behandelten Alternativen benannt habe. "Ich sehe aber jetzt eine Chance, das Thema noch einmal aufzumachen."

Der Konzern hatte daraufhin vor einem Scheitern des staatlichen Rettungspakets gewarnt. Eine Insolvenz in Eigenverwaltung sei nicht ausgeschlossen, sollten die Aktionäre nicht zustimmen, hiess es. Die Fluggesellschaft befürchtet, dass Thiele angesichts der üblicherweise schwachen Präsenz von Aktionären auf Hauptsammlungen den Rettungsplan blockieren könnte.

Der neun Milliarden Euro umfassende Rettungsplan für die Lufthansa sieht vor, dass der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) im Zuge einer Kapitalerhöhung Aktien zeichnet, um eine Beteiligung von 20 Prozent am Grundkapital der Fluggesellschaft aufzubauen. Zudem sind stille Einlagen von insgesamt bis zu 5,7 Milliarden Euro sowie ein Kredit in Höhe von bis zu 3 Milliarden Euro geplant.

Im Gegenzug für die Hilfe muss die Lufthansa 24 Start- und Landerechte an ihren wichtigen Flughäfen in Frankfurt und München an die Konkurrenz abgeben. Spohr will den Anteilseignern zudem ein Sparkonzept präsentieren. Es drohen Stellenabbau und herbe Einschnitte. Den rechnerischen Überhang in der Corona-Krise beziffert der Konzern auf 22 000 Vollzeitstellen, die Hälfte entfällt demnach auf Deutschland. Management und Gewerkschaften ringen derzeit um ein Sparpaket. Der Konzern beschäftigt etwa 138 000 Mitarbeiter.

(AWP)