Bitcoin hat den heftigen Sturz seit dem Rekordhoch im April fortgesetzt und ist am Dienstag für einen Moment unter das kritische Level von 30'000 Dollar gecrasht. Krypto-begeisterte Marktteilnehmer sind entmutigt. Besser dürfte es in den nächsten Wochen nicht werden, weil China aller Voraussicht nach den regulatorischen Anti-Bitcoin-Kurs noch verstärken wird. 

So besteht ein wichtiger fundamentaler Grund für eine weitere Bitcoin-Schwäche. Auch die Charttechnik, an der sich viele Krypto-Analysten orientieren, sieht Bitcoin im Moment nicht im Aufwärtstrend. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und ein einem so volatilen und gleichzeitig technologisch und innovationsgetriebenen bestimmten Umfeld wie bei den Kryptowährungen können sich Wechsel in der Stimmung schneller einstellen als gedacht. 

Folgende Anzeichen könnten in nächster Zeit drauf hindeuten, dass es mit den Kryptos schneller wieder aufwärts geht, als dies manche in der jetzigen Jammerphase glauben möchten:  

1. Nach dem «Todeskreuz» bildet sich ein Boden

Charttechniker fühlten sich vor wenigen Tagen bestätigt, als der Kurs des Bitcoin in das so genannte Todeskreuz driftete. Davon ist die Rede, wenn die 200-Tage-Trendlinie und die 50-Tage-Trendlinie sich kreuzen. Kombiniert mit dem zwischenzeitlichen Fall des Kurses unter 30'000 Dollar sieht es für viele nach einem weiteren Kursrutsch aus. Dies ist bisher nicht passiert, der Kurs der Kryptowährung ist wieder in Richtung von 34'000 Dollar geklettert. 

Das gefürchtete «Todeskreuz» im Bitcoin-Chart (Grafik: Bloomberg).

Laut Kryptoexperten wird es aber zu einem erneuten Einbruch kommen, weil China weitere Signale einer stärkeren Regulierung aussenden wird. Allerdings könnte es zu einer Trendumkehr kommen, wenn Bitcoin sich über dem Höchstlevel von 2017 hält. Dieses stand bei 19'783 Dollar. Fällt Bitcoin weiter gegen 20'000 Dollar, könnten plötzlich viele am Markt wieder zukaufen.

2. Der Verfallstermin für Optionen gibt Aufschluss

Für die Krypto-Fondsgesellschaft Stack Funds aus Singapur bleiben die Langzeit-Aussichten für das Blockchain-basierte Bitcoin "bullish". Analyst Lennard Neo verwies in einem Kommentar vom Dienstag auf den Optionen-Verfallstermin in der laufenden letzten Juni-Woche. Der Umfang betrage 2,3 Milliarden Dollar und werde zu einer Preisstabilisierung führen. Bis zum nächsten Freitag könnte sich die Volatilität um Bitcoin also reduzieren. Neo glaubt, dass die Bodenbildung für Bitcoin nahe ist. Die erste Juli-Woche sei für die weiteren Einschätzungen von Bitcoin deshalb sehr wichtig, schreibt der Experte. 

3. Der Fokus geht weg von China

Chinas Vorgehen gegen Bitcoin und vor allem auch gegen das Schürfen von Kryptowährungen hat die Kryptowelt in Unordnung gestürzt. Zumindest ein Teil des Preiszerfalls bei Bitcoin sei darauf zurückzuführen, dass in China Bitcoin-Bestände verkauft wurden, um die Kosten für die Schliessungen der Miningaktivitäten zu decken, zitiert die Website Marketwatch.com den Krytoanalysten Nick Mancini von der Tradingplattform Trade the Chain. Für Mancini könnten die Preise zwar weiter in Richtung 20'000 Dollar fallen, dann aber eine grössere Zukaufswelle beginnen. 

4. Die Klimadiskussion um Bitcoin wird positiver

Der Auszug der Krypto-Miner aus China, wo bis jetzt schätzungsweise zwei Drittel der Schürf-Aktivitäten konzentriert gewesen sind, gibt anderen Regionen eine Chance. Im Gespräch sind der US-Staat Texas, Kanada, Island oder Länder in Skandinavien. Dort könnte Bitcoin eher als bisher mit umweltfreundlich erzeugtem Strom geschürft werden. Damit würde sich ein ein Argument gegen Kryptos abschwächen, das den Bitcoin-Sturz der vergangenen zwei Monate mitgeprägt hat: Die "schmutzige" Erzeugung des gefeierten Zahlungs- und Anlagemittels "der Zukunft".  

5. Die Befürwortung von Kryptos durch grosse Namen nimmt wieder zu

Der Rekordkurs von Bitcoin bis Mitte April hatte auch damit zu tun, dass sich seit Ende 2020 vermehrt grosse Namen für Krypto-Anlagen ausgesprochen hatten. Der E-Auto-Pionier Tesla oder das Zahlungsunternehmen Square nahmen Bitcoin in die Bilanz auf. Der Zahlungsdienstleister Paypal akzeptierte Bitcoin als Zahlungsmittel. Tesla-Chef Elon Musk twitterte die Kryptokurse nach oben - und dann allerdings auch wieder nach unten.

Mehr zu Kryptowährungen von cash.ch:

Das Verhältnis Musks zu Bitcoin und Co hatte zuletzt einen starken Einfluss auf die Kurse, ist aber angesichts von Musks vielschichtiger Persönlichkeit ziemlich unberechenbar. Bis sich andere prominente Stimmen wieder positiver zu Bitcoin äussern, muss sich die Lage allerdings erst wieder etwas stabilisieren. Das Business-Intelligence-Unternehmen Microstrategy allerdings, im Frühling ebenfalls als Bitcoin-Befürworter in den Schlagzeilen, hat am Montag trotz des anhaltenden Preisverfalls weitere Bitcoin für fast eine halbe Milliarde Dollar in die Bilanz aufgenommen. 

6. Die Regulierung verliert ihren Schrecken

Ausser China sind auch schon die Türkei und Indien gegen Kryptowährungen vorgegangen. Auch in vielen anderen Ländern widmen sich Notenbanken  und Finanzaufsichtsbehörden mehr und mehr den Kryptowährungen. Im Fokus stehen mögliche kriminelle Aktivitäten mit Kryptos wie Geldwäscherei, der schwache Anlegerschutz von Krypto-Anlegerinnen und -Anlegern oder auch das schwach ausgebaute Kunden-Monitoring der Kryptohandelsplattformen. 

Mit Beiträgen zur Stabilisierung der Wirtschaft im Zuge der Coronapandemie und steigenden Inflationszahlen haben die äusserst krypto-kritischen grossen Notenbanken der Welt im Moment viel zu tun. Gut möglich ist, dass sich Krypto noch nicht ins Visier nehmen. Oder, sie bemühen sich um eine "faire" Regulierung, welche die Sicherheit von Krypto-Anlagen erhöhen und damit für die Anlageklasse insgesamt von Vorteil sein könnte. Ein "akkommodatives" Herangehen an innovative Anlageklassen durch Regulatoren in Europa, den USA und Asien ist kein unrealistisches Szenario.