Das Unternehmen befinde sich weiterhin auf dem im Frühjahr eingeschlagenen Gewinnkurs, sagte Konzernchef Carsten Spohr am Montagabend in Frankfurt. Er halte die Rezession im Heimatmarkt für "wahrscheinlich unausweichlich". Spohr sagte: "Deutschland wird härter getroffen werden als andere Märkte in Europa. Da tröstet es schon fast, dass wir inzwischen nur noch ein Drittel unseres Umsatzes in Deutschland erzielen."

Vor allem in den USA verkauft die Lufthansa deutlich mehr Tickets und erwartet dies perspektivisch auch wieder in Asien. "Wir sind sehr froh, dass wir stabil umgesteuert haben auf den Verkaufsursprung USA", sagte Spohr. "Wir gewinnen dort Marktanteile und verkaufen zu Preisen, die wir sonst nicht kennen." Auch die Geschäftsfelder Wartung und Logistik sollen weiterhin hohe Erträge einbringen. In Deutschland erwartet der Konzern wegen der hohen Inflation hingegen eine gedämpfte Nachfrage.

Insgesamt erlebe das Unternehmen nach der Corona-Krise einen Run auf die Tickets, berichtete Spohr. "Der Wunsch, unser Produkt zu erwerben, ist so stark, dass wir mit der Produktion nicht hinterherkommen." Die Durchschnittserträge stiegen, weil die Tickets nicht in den niedrigsten Buchungsklassen vermarktet werden müssten. Der Konzernchef bekräftigte das Ziel, im kommenden Jahr zwischen 85 und 90 Prozent des Vorkrisen-Niveaus anzubieten. Dazu sei es notwendig, bis Ende 2023 konzernweit rund 20'000 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einzustellen. Zudem seien Milliarden-Investitionen in neue Flugzeuge, Ausstattung und IT geplant.

Spohr will mit Partnerschaft Tarifkonflikte entschärfen

Zu den verschiedenen Tarifkonflikten im Konzern sagte Spohr, dass man das Wort Partnerschaft wieder mit Leben füllen müsse. Zum Markenkern der Lufthansa gehöre die technische und fliegerische Kompetenz des Personals. In Zeiten der Inflation seien Gehaltssteigerungen insbesondere in den unteren Gruppen "absolut angemessen" und manche einstmals ausgehandelten Einstiegsgehälter so nicht mehr haltbar. Spohr erklärte: "Wir haben unsere Mitarbeiter nicht allein gelassen in der Pandemie, und wir werden sie auch nicht allein lassen in der Inflation."

Über Pläne der Bundesregierung, die Corona-Maskenpflicht in Flugzeugen zum Herbst zunächst entfallen zu lassen, zeigte sich Spohr erleichtert: "Glauben Sie mir, wie froh nicht nur ich bin. Wie froh sind unsere Mitarbeiter, die nicht mehr Maskenpolizei spielen müssen. Und wie froh sind täglich knapp 300'000 Fluggäste, die nirgendwo sonst mehr eine Maske tragen mussten, weil es jede andere Airline ignoriert hat."

Am Montag war bekannt geworden, dass auf Druck der FDP die Maskenpflicht im Flugzeug noch aus dem Infektionsschutzgesetz gestrichen werden soll, obwohl sie in Fernzügen bundesweit weiter gilt und auch im Nahverkehr von den Ländern verhängt werden kann. Zugleich soll bundesweit festgelegt werden, dass ausser in Kliniken und Pflegeheimen auch in Arztpraxen die FFP2-Maskenpflicht gilt.

(AWP)