Die Aktien der Online-Apotheke Zur Rose steigen im frühen Handel am Freitag bis 6 Prozent auf 25,20 Franken. Am Donnerstag waren sie zeitweise bis 19 Prozent in die Tiefe gerasselt und schlossen dann 17 Prozent tiefer bei 23,64 Franken. Das Volumen der gehandelten Aktien am Donnerstag war zuletzt am 1. September ähnlich hoch. Auch damals fiel die Aktie deutlich, nämlich 11 Prozent.

Grund für den Absturz der Aktie war ein weiterer Rückschlag bei der geplanten Einführung des E-Rezepts in Deutschland, auf die Zur Rose so grosse Hoffnungen setzt. In Westfalen-Lippe, der einzigen Testregion in Deutschland für Arztpraxen beim E-Rezept, wurde die Einführung der elektronischen Verschreibung ausgesetzt. Gerade mal rund 525'000 Rezepte wurden 2022 digital verschrieben. Zum Vergleich: Pro Jahr werden in Deutschland rund 500 Millionen Verschreibungen als rosa Zettelchen ausgestellt - der Anteil der Digitalverschreibung ist also verschwindend gering. 

Dabei wollte Zur Rose bis vor einigen Monaten dank E-Rezept den eigenen Umsatz innert drei bis fünf Jahren auf 4 Milliarden Franken verdoppeln. Nach den vielen Rückschlägen ist Zur Rose im laufenden Jahr nun aber vor allem darum bemüht, statt weiter zu wachsen die Verluste in Grenzen zu halten.

Die Hoffnung auf eine flächendeckende Einführung des elektronischen Rezepts ab 2022 hatte den Kurs von Zur Rose in schwindelerregende Höhen getrieben. Nachdem die Einführung aber immer wieder ins Stocken kam, befinden sich die Aktien auf Talfahrt. Seit Jahresanfang hat der Kurs von Zur Rose rund 90 Prozent des Werts verloren. Den Rekordstand erreichte die Aktie Anfang Januar 2021 bei 514 Franken. Ein Trendwende für die massiv gebeutelte Zur-Rose-Aktie scheint nach der Hiobsbotschaft vom Donnerstag in noch weitere Ferne gerückt.

Das durchschnittliche Kursziel für die Aktie beträgt von den 13 Analysten von Zur Rose, die bei Bloomberg erfasst werden, noch immer 56 Franken. Das tiefste Kursziel hat die Credit Suisse mit 19 Franken.

Die nächsten Schritte für die Einführung des E-Rezepts in Deutschland werden die Gesellschafter der Gematik - der Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte in Deutschland mit dem Mehrheitseigner Bundesgesundheitsministerium und den Interessenorganisationen aus der Gesundheitsbranche - bei einer ihrer nächsten Versammlungen abstimmen. Das Ziel einer flächendeckenden Einführung des E-Rezepts im Jahr 2023 bleibe bestehen, hält die Gematik fest.

(cash/AWP)