Trotz Krisensorgen sind im September am Schweizer Markt defensive Aktien wie Nestlé oder Novartis zurückgefallen, Zykliker wie Geberit, LafargeHolcim oder ABB hingegen gehörten zu den Gewinnern im SMI (cash berichtete). Sind dies Anzeichen einer Sektorrotation? Remo Rosenau, Leiter Aktienanalyse bei der Helvetischen Bank, äussert sich vorsichtig: "Ich glaube nicht, dass man jetzt nur noch in zyklische Aktien geht", sagt er im cash-Börsen-Talk.

Rosenau erinnert daran, dass von Oktober 2018 bis August dieses Jahres eine starke Performance der Defensiven zu beobachten gewesen sei, während zyklische Mid an Small Caps teils "veritabel" kollabiert seien. Der Markt habe im September dieses "Auseinandergehen der Schere" etwas korrigiert: "Zykliker sind zum Teil günstig genug, und die Bewertungen der übrigen Aktien sind genug angestiegen."

Der Verlauf der Aktien von Nestlé (rot) und Implenia (grün) in den vergangenen zwölf Monaten zeigen deutlich, wie defensive Aktien stiegen und Zykliker unter Druck kamen, und wie sich im Spätsommer 2019 die Stimmung änderte (Grafik: cash.ch). 

Während der Aktienmarkt in den nächsten Monaten klar von der erneuten Lockerung der Geldpolitik grosser Notenbanken profitieren dürfte, würden geopolitische Faktoren wie der Brexit und der US-chinesische Handelskonflikt wie auch die Krise der Automobilindustrie den Markt dämpfen: "Wir erwarten ein volatiles Umfeld." Die Kurse dürften sich insgesamt eher seitwärts bewegen.

Qualitätsaktien, robuste Zykliker und drei «Joker»

Die Risikoprämie für den Aktienmarkt bleibe indessen hoch, Rosenau gesteht aber auch zu, dass die Helvetische Bank bei ihren Aktienempfehlungen insgesamt in den vergangenen neun Monaten defensiver geworden sei. Für Anleger am Aktienmarkt empfehlen sich in diesem Umfeld nach Ansicht der Helvetischen Bank Qualitätsaktien.

An den grossen defensiven Werten Nestlé, Novartis und Roche und den Versicherern Swiss Re und Zurich kommt man nicht vorbei, wie Rosenau sagt. "Auch ein kleinerer Titel wie Barry Callebaut, auch ein defensiver Titel, eignet sich."

Bei den Zyklikern setzt Rosenau auf Sika, Schindler oder Givaudan: "Diese haben hohe Returns auf dem eingesetzten Kapital und können jede Krise wunderbar überstehen." Als "Joker" mischt die Helvetische Bank in ihrem Musterportefeuille risikoreichere Aktien wie Vifor, AMS oder ABB dazu. "Diese befinden sich in einer Transformationsphase: Entweder wird sich das Geschäftsmodell ändern, oder dieses wird auf eine viel breitere Basis gestellt."

Im cash-Börsen-Talk äussert sich Remo Rosenau auch zum Einfluss der jüngsten Zinsentscheide der Notenbanken in den USA, der Eurozone und der Schweiz auf den Aktienmarkt. Er analysiert zudem den Einfluss geopolitischer Faktoren und sagt, ob seiner Ansicht nach der Handelskonflikt USA-China bei einem etwaigen politischen Ende von US-Präsident Donald Trump weitergehen könnte.