Der Mechanismus, dass Anleger in Zeiten von Tiefzinsen renditestarke Aktien kaufen, spielt auch dieses Jahr. Zurecht, denn die Gewinne der Unternehmen steigen und damit auch die Ausschüttungen. Laut einer Studie von Allianz Global Investors werden in diesem Jahr in Europa Dividendenzahlungen in der Höhe von 359 Milliarden Euro erwartet. Dies entspricht einem Plus von 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Auch für professionelle Vermögensverwalter sind Aktien mit überdurchschnittlichen Auschüttungen äusserst wichtig. "Versicherungsaktien stehen aus Dividendensicht oben", sagt Thomas Steinemann, Anlagechef der Zürcher Privatbank Bellerive, im cash-Börsen-Talk. Generell seien Aktien der Schweizer Assekuranz der "Grundbaustein" in den Depots der Bank.

Zurich ist traditionell einer der besten "Dividendenzahler" am Schweizer Aktienmarkt, von den 20 Titeln im Swiss Market Index sowieso. Analysten gehen davon aus, dass der grösste Schweizer Versicherer in den kommenden Jahren die Dividende wird steigern können. Zurich weist eine Rendite von 5 Prozent auf.

In den letzten Jahren haben viele andere Versicherungen punkto Dividendenrendite aufgeholt, obwohl deren Aktienkurs teils kräftig gestiegen ist. Helvetia, Baloise und Swiss Life (Aktienkurssteigerung seit August 2016: 123 Prozent) rentieren alle fast 4 Prozent. 

In der Schweiz ist die relative Dividendenrendite von Aktien wegen der Kurssteigerungen im 2019 (2,8 Prozent) laut Allianz gegenüber dem Vorjahr (3,4 Prozent) zwar gesunken. Absolut gesehen haben die Schweizer Dividendentitel 2019 mehr ausgeschüttet als im Vorjahr.

Sika und Geberit enttäuschen die Investoren

Steinemann empfiehlt die Versicherungsaktien auch mit Blick auf die Bilanzsaison zum Kauf. Denn die Versicherer könnten "bessere Zahlen liefern als erwartet". Dazu zählt der Anlagechef von Bellerive, einer Tochtergesellschaft der Graubündner Kantonalbank, auch die Privatbanken.

Keine schlaflosen Nächte bereiten Steinemann die ersten Umsatzzahlen von zyklischen Aktien aus dem SMI. Sowohl der Baustoffhersteller Sika, der besten SMI-Aktie aus dem Jahr 2019, wie auch Geberit enttäuschten die Investoren. Der Sanitärhersteller verlor am Donnerstag bis 6 Prozent. 

"Ich sehe bei Geberit eine gewisse Beruhigung, aber keine Trendwende", sagt Steinemann. Die Gewinnmargen seien vom Unternehmen schliesslich bestätigt worden. Auch bei Sika - die Aktie steht mit einem Minus von rund 3 Prozent seit Jahresbeginn am Ende des SMI - sieht Steinemann keine Zäsur. Der Baustoffhersteller werde weiterhin von der Urbanisierung in Asien und im Mittleren Osten profitieren. "Wir sehen bloss eine Konsolidierung im Aktienkurs", so Steinemann.

Steinemann äussert sich im Börsen-Talk auch ausführlich zu den Negativzinsen der Schweizerischen Nationalbank und zur Schweizer Konjunktur. "Ich will kein pauschal negatives Urteil fällen über die Negativzinsen", so Steinemann. Schliesslich hätten die Börsen oder auch Pensionskassen deutlich vom Tiefzinsumfeld profitiert. "Wenn die Börsen aber zurückkommen und die Negativzinsen immer noch da sind, wird die Situation kritisch."