"Die Nationalbank ist nach wie vor bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren", erklärte die SNB am Montag. Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine greifen die Investoren derzeit zu dem in Krisenzeiten als sicherer Hafen geltenden Franken. Zu Wochenbeginn kletterte der Wechselkurs zum Euro auf den höchsten Stand seit mehr als sieben Jahren: Erstmals seit Abkehr der SNB von der Euro-Anbindung kostete die Schweizer Hauptexportwährung weniger als einen Franken. Zuletzt wurden für einen Euro 1,0030 Franken bezahlt. "Der Franken ist zurzeit als Fluchtwährung gesucht, zusammen mit dem US-Dollar und dem Yen", betonte die SNB. Sie bezeichnete den Franken als hoch bewertet und hält damit an der zuletzt verwendeten Einstufung fest.

"Während die SNB die Aufwertung des Schweizer Frankens in den letzten Monaten eher entspannt gesehen hat, könnte ein Fall unter die Parität ihre Haltung ändern", erklärte UBS-Ökonom Alessandro Bee. Die Parität zum Euro sei auch eine psychologisch wichtige Schwelle. Eine verbale Intervention ist für die SNB ungewöhnlich. Zuletzt hatte die Notenbank ihre Besorgnis über eine Franken-Aufwertung in einer separaten Erklärung nach dem Votum Grossbritanniens für den Austritt aus der Europäischen Union (EU) im Jahr 2016 zum Ausdruck gebracht.

Die Schweizer Währungshüter stemmen sich seit Januar 2015 mit Negativzinsen und Devisenmarktinterventionen gegen eine wirtschaftsschädliche Aufwertung der Landeswährung. Damals kippte die SNB die Kursuntergrenze von 1,20 Franken je Euro, die sie zuvor mehr als drei Jahre mit Hunderten von Milliarden Franken schweren Interventionen verteidigt hatte, um der exportabhängigen Schweizer Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Ein starker Franken verteuert Schweizer Waren im Ausland und macht sie damit weniger konkurrenzfähig.

Aufwertung auch infolge von Inflationsgefälle

Die Aufwertung der Landeswährung widerspiegelt der SNB zufolge allerdings auch die Inflationsunterschiede zwischen der Schweiz und dem Ausland. Im Ausland sei die Teuerung deutlich höher als in der Schweiz. Zwar stiegen die Verbraucherpreise in der Alpenrepublik im Februar mit 2,2 Prozent im Jahresabstand stärker als von Ökonomen erwartet. In der Euro-Zone, dem grössten Exportmarkt der Schweiz, betrug die Inflation indes 5,8 Prozent.

Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat die Investoren verunsichert und die Börsen auf Talfahrt geschickt. Sie fürchten, dass die Erholung der Konjunktur von den Folgen der Corona-Pandemie abgewürgt wird, auch weil die Preise für Öl und Gas nach oben schiessen und damit die Inflation anheizen. Die Anleger greifen daher zu als vergleichsweise sicher geltenden Anlagen wie Gold, inflationsgeschützten Anleihen - und dem Franken.

(Reuters)