Während am Aktien- und Kryptomarkt Panik um sich greift, wird Gold zunehmend neues Leben eingehaucht. Seit Jahresbeginn hat der Goldpreis um 0,9 Prozent zugelegt. Dieser setzt damit den Anfang Oktober begonnenen Aufwärtstrend fort.

Dabei kehren gerade Investoren im grossen Stil zum Edelmetall zurück, was getrost als sehr bullishes Zeichen gedeutet werden kann. Der "SPDR Gold Share ETF (Exchange Traded Funds)" - der grösste unter seinesgleichen - verzeichnete am Freitag mit 1,63 Milliarden Dollar den grössten Nettozufluss seit der Notierung im Jahr 2004.

Dies kommt einer regelrechten Trendwende gleich. Denn noch im letzten Jahr brachen die gehaltenen Bestände regelrecht ein - der "SPDR Gold Share ETF" verzeichnete seinen grössten Jahresabfluss in Tonnage seit 2013.

Die Veränderung von ETF-Beständen wird gemeinhin als Gradmesser für das Marktsentiment hinzugezogen. Nehmen die Zuflüsse zu, werden mehr längerfristige Wetten auf Gold getätigt. Der "historisch" grosse Anstieg der ETF-Bestände erfolgte vor der dieswöchigen Treffen der US-Notenbank Fed. Diese stimmt die Finanzmärkte am Mittwoch auf die voraussichtlich im März anstehende Zinswende ein. 

1900 Dollar als nächste Wegmarke

Eine Zinserhöhung könnte die Attraktivität von Gold zwar mindern - nämlich, wenn die Realzinsen im Endeffekt auch deutlich ansteigen. Doch die hohe Nachfrage nach dem "safe haven" wird angesichts der starken Korrektur bei Aktien, der Ukraine-Krise und und dem Einbruch der Kryptowährungen wohl auch zukünftig anhalten.

"Der jüngste Anstieg der Marktvolatilität, der Anstieg der geopolitischen Spannungen und der Einbruch der Kryptopreise erhöht höchstwahrscheinlich die Attraktivität von Gold als sicherer Hafen", sagte Robin Tsui, Goldstratege für den asiatisch-pazifischen Raum von der Investmentfirma State Street Global Advisors.

Craig Erlam, Marktanalyst beim Brokerhaus Oanda, sieht dann auch weiteres Aufwärtspotenzial für den Goldpreis. Das Edelmetall habe die aus technischer Sicht wichtige Marke von 1833 Dollar übersprungen, die in den vergangenen sechs Monaten "ein erstaunlich starker Widerstand war".

Sollte sich der Goldpreis oberhalb dieses Niveaus einpendeln, seien die Chancen auf weitere Preissteigerungen gut, so Erlam. Das Edelmetall könnte in Richtung der runden Marke von 1900 Dollar pro Unze steigen und dann definitiv aus einer seit zwölf Monaten anhaltenden Seitwärtsbewegung ausbrechen.

Goldminenbetreiber oder Gold-ETF

Steigt der Goldpreis, werden schlussendlich auch Goldminenbetreiber davon profitieren. Aktien von Goldminenunternehmen verfügen über einen sogenannten Goldpreishebel: Ein steigender Goldpreis kann sich – zumindest kurzfristig – überproportional auf das Gewinnwachstum der Unternehmen bei festbleibenden Förderkosten auswirken.

Nicht umsonst schlagen sich die Aktien des kanadische Bergbauunternehmen Barrick Gold seit Jahresbeginn besser als der Gesamtmarkt. Das Unternehmen hat letztes Jahr 4,44 Millionen Unzen Gold produziert und konnte trotz anhaltend hoher Inflation die Kosten zu Jahresende senken. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 ist die Aktie günstig zu haben - zudem winkt eine Dividendenrendite von 1,9 Prozent.

Auch die Aktien des US-Goldminenbetreibers Newmont aus Denver stemmen sich mit Erfolg gegen die negative Tendenz am Aktienmarkt. Der weltgrösste Goldproduzentenzeichnet sich durch seine sehr vorsichtige und defensive Herangehensweise bei Akquisitionen aus. Die hohe Dividendenrendite - 3,6 Prozent - gepaart mit dem Aktienrückkauf von einer Milliarde Dollar sprechen neben der Erstarkung des Goldpreises dafür, dass die Bewegung in den kommenden Monaten tendenziell weiter bergauf gehen sollte.

Alternativ zu Einzelaktien gibt es die Möglichkeiten Goldminen-ETF zu erwerben: Der "iShares Gold Producers UCITS ETF" bietet Zugang zu Aktien der grössten börsennotierten Unternehmen, die in die Exploration und Förderung von Gold und verwandten Produkten weltweit involviert sind. 

Ebenso interessant ist das "UBS Solactive Global Pure Gold Miners UCITS ETF". Um in den Index aufgenommen zu werden, müssen mindestens 90 Prozent des Unternehmensumsatz mit Gold-Mining Aktivitäten erwirtschaftet werden.

ManuelBoeck
Manuel BoeckMehr erfahren