Nachdem die USA den iranischen Feldherren Qassim Soleimani in der Nahe der irakischen Hauptstadt Baghdad töteten, reagierten die Finanzmärkte innert kurzer Zeit mit einem bekannten Muster: Risikoanlagen wie Aktien fielen sofort, die "sicheren Häfen" Gold, Franken und Yen waren im Gegenzug gefragt.

Nach dem Angriff des iranischen Militärs auf amerikanische Basen im Zweistromland, den Iran als Gegenangriff zur Tötung Soleimanis bezeichneten, hat sich dieses Muster wiederholt. Inzwischen hat sich die Lage schon wieder beruhigt, weil die USA auf weitere Militärschläge verzichten wollen. 

Sicher sein kann man sich aber nicht, ob der Konflikt nicht schon vorbei ist. Die Börsen werden in den nächsten Tagen und Wochen weiter angespannt auf die Lage im Mittleren Osten wie auch auf anderen Krisenherden schauen. 

Flucht in die Sicherheit

Anleger fragen sich oft, wie sie mit weltpolitischen Konflikten umgehen sollen, welche die Performance von Wertschriften - zumindest kurzfristig - enorm beeinflussen kann. Die Londoner Vermögensverwaltungsbank Schroders hat frühere Krisen auf die Börsenreaktionen untersucht und daraus gewisse Schlüsse für Anleger gezogen.

Während dreier grosser Krisen der vergangenen 30 Jahren haben vier Anlageklassen jeweils gleich reagiert: US-Aktien und weltweite Aktien gerieten unter Verkaufsdruck, Gold und zehnjährige US-Staatsanleihen steigen im Kurs, wie die Übersicht zeigt:

 US-Aktien
(S&P 500)
Welt-Aktien
(MSCI World)
GoldPerformance
US-Treasuries
(10 Jahre)
Erster Golfkrieg um
Kuwait (August 1990 
bis Februar 1991)
-14,2 Prozent-9,6 Prozent+6,4 Prozent+1,9 Prozent
Terroranschläge vom 
11. September 2001
(September/Oktober 
2001)
-14,9 Prozent-14,7 Prozent+8,9 Prozent+4,1 Prozent

Zweiter Golfkrieg im 
Irak (Januar bis März
2003)

-10,2 Prozent-9 Prozent+9,6 Prozent+5,6 Prozent

Daten: Schroders, Thomson Datastream

Wenig erstaunlich ist, dass ein reines Aktienportfolio während solcher Krisen deutlich an Wert verliert, während risikoarme Anlagestrategien, die vor allem aus Obligationen bestehen, im Kurs steigen.  Interessant erweist sich laut Schroders aber vor allem die Phase nach den Krisenzeiten. In den meisten Fällen performte das risikoreiche Portfolio innerhalb von sechs Monaten, nachdem die Lage sich allgemein beruhigt hatte, besser als das risikoarme Portfolio.

Dies war so nach dem ersten Golfkrieg 1990/91, nach den Terroranschlägen von Madrid und Moskau 2004 wie auch nach der Krimkrise und den Kriegen des Islamischen Staates im Mittleren osten 2014. Auch nach der Phase des Säbelrasseln um Nordkorea 2017/18 zeigte letztlich an den Märkten das gleiche Bild: Risikoassets wie Aktien stiegen wieder, Obligationen hatten kursmässig das Nachsehen. Die Ausnahme bildet ledigliche die Phase zwischen dem Anschlag vom 11. September 2001 und dem Golfkrieg 2003.

Volatilität muss ausgehalten werden

Dies zeigt demnach, dass sich bei genug "Sitzleder" und Geduld der Anlegerschaft auch ein Aktienportfolio auch nach militärischen Auseinandersetzungen erholt. Dazwischen müssen Investoren allerdings eine hohe Volatilität aushalten können. 

Noch besser läuft es für jene, die zum richtigen Zeitpunkt umschichten. Dies würde bedeuten, dass das risikoarme Portfolio eingesetzt wird, wenn die Spannungen stiegen, und zu risikoreichen Asset umgeschwenkt wird, wenn sich die Krise langsam wieder legt.

In drei von fünf Fällen war die Performance mit dieser Strategie höher als bei einem strikten und unveränderten Festhalten an am Risiko-Portfolio, wie Schroders festhält. Allerdings sind solche weitreichenden Portfolioanpassungen eher die Sache von grossen Vermögensverwaltern oder Fonds, und nicht unbedingt von kleinen und privaten Anlegern.