Zu Wochenbeginn rückte die chinesische Immobilienbranche verstärkt in den Fokus der Anlegerinnen und Anleger. Die Schieflage des Immobilienkonzerns Evergrande belastete die Anlegerstimmung und schürte Ängste vor einer neuen Immobilienkrise, so dass der Swiss Market Index am Montag so stark wie seit Ende Januar nicht mehr eingebrochen ist.

Im Verlauf der Woche beruhigten sich die Gemüter wieder, da sich die Lage um den in Schwierigkeiten steckenden chinesischen Immobilienentwickler Evergrande etwas entspannte. Zudem gab es zur Wochenmitte wie von Anlegern erhofft keine negativen Signale von Seiten der Geldpolitik.

Fed-Chef Jerome Powell bekräftigte am Mittwochabend wie erwartet sein Bekenntnis zu einer Drosselung der Wertpapierkäufe und nannte November als möglichen Starttermin. Ausserdem signalisierten die Prognosen der Notenbank eine erste Zinserhöhung für Ende 2022 statt Anfang 2023. Investorinnen und Investoren werteten diese Aussagen als Vertrauensbeweis, dass die Erholung der Wirtschaft auf gutem Weg sei.

Auf Wochensicht verliert der Swiss Market Index (SMI) trotzdem 0,8 Prozent. Auf der Ebene der Einzeltitel führt Logitech (+5,0 Prozent) das Gewinnerfeld an, das nur aus vier Titeln besteht. Die Aktien von Logitech, die in der Corona-Pandemie vor allem vom Homeoffice-Trend profitiert haben, befanden sich seit Anfang Juni in einem Abwärtstrend und scheinen jetzt einen Boden gefunden zu haben.

Den zweiten Platz nimmt der Luxusgüterkonzern Richemont (+0,5 Prozent) ein - trotz Dividendenabschlag am Dienstag. Die Barclays-Analystin Carole Madjo schreibt in einer aktuellen Branchenstudie, dass die kurz- und mittelfristigen Aussichten für das Schmuckgeschäft positiv blieben. Mit der Flaghship-Marke Cartier habe Richemont einen grossen Vorteil gegenüber der Konkurrenz.

Tops und Flops der Woche im SMI in der ablaufenden Handelswoche

Quelle: Bloomberg

Die dieswöchigen grossen Verlierer sind die beiden Grossbanken Credit Suisse (-4,0 Prozent) und UBS (-4,5 Prozent). Die Angst vor einem Zahlungsausfall beim zweitgrössten chinesischen Immobilienentwickler Evergrande und vor einer neuen Immobilienkrise schickte Bankwerte insbesondere am Montag europaweit auf Talfahrt.

Ebenfalls unter die Räder kommen die Aktien von Holcim (-2,7 Prozent). Der Verkauf von Geschäftsaktivitäten in Brasilien und die drohende Vergleichszahlung wegen angeblicher Schutzgeldzahlungen in Syrien an den Islamischen Staat stossen am Markt auf wenig Gegenliebe.

Der breite Markt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) (-0,7 Prozent) zeigte sich auf Wochensicht nur minimal stärker als der SMI. Die beiden ersten Plätze nehmen die Reisewerte Dufry (+14,5 Prozent) und Lastminute (+11,4 Prozent) ein. Nach anderthalb Jahren haben die USA am Dienstag die Aufhebung der coronabedingten Einreise-Restriktionen für Geimpfte angekündigt. Dies lässt auch die Aktien des Flughafen Zürich (+7,5 Prozent) auf den dritten Platz vorstossen.

Der Urner Industriezulieferer Dätwyler (+7,0 Prozent) profitiert von einer Kaufempfehlung von Stifel und erklimmt den vierten Platz. Der zuständige Stifel-Analyst Michael Inauen geht davon aus, dass sich die Fundamentaldaten schneller als erwartet entwickeln, was den
Investmentcase weiter befeuere.

Tops und Flops der Woche im SPI in der ablaufenden Handelswoche

Quelle: Bloomberg

Am unteren Ende der Fahnenstange befindet sich das Santhera (-34,0 Prozent). Damit setzen die Aktien ihre Berg- und Talfahrt der letzten Monate weiter fort. Das Biotechunternehmen hat am Donnerstag eine im Juni beschlossene Kapitalerhöhung vollzogen. Die Verwässerung der Anteile kommt am Markt nicht gut an. Anscheinend sehen Investorinnen und Investoren wenig Chancen, dass das frische Geld für sie gewinnbringend eingesetzt wird.

Die fünftschlechteste Wochenperformance weisen die Aktien von Zur Rose (-9,3 Prozent) auf. Mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) fordert in Deutschland jetzt erstmals ein Branchenverband lauthals eine Verschiebung der für den kommenden Januar vorgesehenen und ab dann obligatorischen Einführung elektronischer Medikamentenrezepte. Die Einführung eines E-Rezepts in Deutschland bleibt matchentscheidend und ein grosses Klumpenrisiko.

ManuelBoeck
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