Seit Samstag ist Matteo Renzi der neue Ministerpräsident Italiens. Staatschef Giorgio Napolitano vereidigte den erst 39-jährigen bisherigen Bürgermeister von Florenz und sein Kabinett. Unter den nur 16 Mitgliedern der jungen Regierung sind acht Frauen - das ist ein Rekord für ein italienisches Kabinett. Bevor Renzi loslegen kann, muss er sich aber zuerst einem Vertrauensvotum im Parlament stellen. Dieses ist auf heute Montag angesetzt. 

Der neue Hoffnungsträger Italiens will jeden Monat eine Reform durchboxen und damit die heimische Wirtschaft fit trimmen. Er möchte aber auch die alte Politikerkaste komplett abräumen. Sie klammere sich an Machtprivilegien, habe keinen Willen zur Erneuerung und sei Grund für Misswirtschaft und Korruption. "Man müsste sie verschrotten", hat er einmal gesagt.

In der breiten Bevölkerung kommt Renzis "Rambo-Kurs" gut an. Sie hofft, dass der erst 39-jährige Italiens Wirtschaft nun endlich aus dem Sumpf zieht.

Vorschusslorbeeren der Märkte für Renzi 

Auch die Anleger setzen ihre Hoffnungen auf den neuen starken Mann Italiens und deckten sich bereits emsig mit Papieren ein. So stiegen die Kurse der zehnjährigen Staatsanleihen deutlich, im Gegenzug fiel die Rendite auf ein Acht-Jahres-Tief. Die Mailänder Börse (MIB) kletterte in den letzten Tagen auf den höchsten Stand seit April 2011.

Sollte Renzi sein ambitiöses Fitnessprogramm für Italien tatsächlich durchziehen können, wird der italienische Aktienmarkt weiter nach oben klettern. Der Mailänder Leitindex rückte in der Ein-Jahres-Sicht bereits um 25 Prozent vor. Damit machte der Index einen Teil der Underperformance aus Zeiten der Eurokrise wett. Im Fünf-Jahres-Rückblick hinkt die Mailänder Börse hingegen dem Euro Stoxx 50 oder Dax immer noch deutlich hinterher.

Finanzaktien, Zykliker und Luxustitel

Werden die Reformen umgesetzt, dürften unter anderem die Finanztitel profitieren. Die Banken haben hohe Bestände an italienischen Staatsobligationen in den Büchern. Steigen diese im Wert, wie jüngst geschehen, wird dies auch die Bankaktien anschieben. Hinzu kommt die nach wie vor tiefe Bewertung des Sektors. Gefahr droht den Banken hingegen von den faulen Krediten in Milliardenhöhe (zum Artikel).

Auch zyklische Werte wie der Elektronikkonzern Ansaldo STS oder der Kabelhersteller Prysminan stehen laut einer kürzlich erschienen Bloomberg-Umfrage bei Fondsmanagern hoch im Kurs. Ebenfalls heiss gehandelt werden die Lotteriegesellschaft Gtech und der Mautabwickler Atlantia. Langfristig sind auch Luxusgüter- beziehungsweise Modeaktien wieder interessant, die nach einer steilen Rally zurückgefallen sind.

Gefahr des Scheiterns ist gross

Anleger sollten dennoch mit Vernunft agieren und nicht alles auf die Karte Italien setzen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Renzi letztendlich scheitert, ist in Anbetracht vergangener Rettungsversuche nicht zu unterschätzen. Seine Vorgänger Letta, Monti, Prodi und Berlusconi sind entweder am Widerstand des Volkes gescheitert, oder es fehlten ihnen schlicht die politischen Mehrheiten.

Als Erstes will Renzi das Wahlrecht ändern. Der Toskaner soll denn auch schon einen Vorschlag ausgearbeitet haben, der bei künftigen Wahlen ein Patt im Parlament verhindern soll. Danach geht es Schlag auf Schlag: Im März will Renzi ein Programm zur Förderung von Wirtschaft und Beschäftigung verabschieden, einen Monat später steht die Neuorganisation der öffentlichen Verwaltung auf der Tagesordnung, im Mai folgt dann die dringend notwendige Steuerreform.

Die Agenda zeigt: Das Land ist eine einzige Grossbaustelle,  und die Herausforderungen sind entsprechend komplex. Laut Marktbeobachtern wäre es ausserordentlich wichtig für das Land, dass Renzi als Baumeister nicht versagt. Wenn doch, werden die Italiener womöglich wie die Griechen enden – ein Schicksal, das Renzi in seinen Reden ans Volk stets ausschloss.

Abhängig vom der individuellen Risikobereitschaft stehen Anlegern, die von Renzis Erfolgschancen überzeugt sind, diverse Möglichkeiten offen, am italienischen Aktienmarkt zu partizipieren.

Mini-Futures: Damit lässt sich am meisten Rendite heraushebeln. Allerdings sind Mini-Futures bekannt dafür, dass der Anleger ein erhebliches Risiko eingeht. Solche Instrumente sind somit nur etwas für Zocker. Die Royal Bank of Scottland hat diverse Long Mini-Futures auf den FTSE Milano Borsa (MIB) Index herausgegeben. Das Produkt mit dem Kürzel MIBXA wird in Euro gehandelt und hat einen Hebel von 3,2. Etwas aggressiver ausgestaltet ist der in Franken gehandelte Mini-Futures MIBYA mit einem Hebel von 3,5. 

Aktien: Gemäss einer Umfrage von Bloomberg bei Fondsmanagern erzielten folgende Aktien eine Empfehlungs-Note von über 3 auf einer Skale von 1 bis 5: Enel Green Power, Luxottica, Unipolsai, Mediobanca Ansaldo STS, Prielli, Atlantia, Mediolanum, Snam Terna, ENI, Gtech, Prysmina und Enel.

Anlagefonds und ETF: Innerhalb eines Jahres performten die besten "Italo-Fonds" mit Renditen bis gegen 40 Prozent mehrheitlich besser als börsengehandelte Indexfonds (ETF). Fonds begrenzen das Verlustrisiko durch ihre Diversifizierung. Nachfolgend eine Auswahl von Anlagefonds und ETF.