Roboter gleiten durch ein Lagerhaus in Roosendaal in der niederländischen Provinz und verteilen und stapeln Textilien für die Kette Primark. Die Maschinen sortieren Modeartikel für Filialen in Italien und Frankreich - und setzen für Primark einen neuen Trend hin zur automatisierten Lagerhalle, mit der die Kette Kosten drücken will. Bislang hinkt die Branche anderen Industriezweigen bei der Automatisierung ihrer Lieferketten vielfach hinterher - doch der Mangel an Arbeitskräften und steigende Kosten durch die hohe Inflation zwingen die Konzerne, hier aufzuholen.

Das zeigt sich auch in den Zahlen des Branchenverbands International Federation of Robotics: 2021 sei die Installation von Industrie-Robotern um 31 Prozent im Jahresvergleich gestiegen, der Umsatz mit den Maschinen legte sogar um 37 Prozent zu. Wichtiger Treiber dabei sei die Handelsbranche gewesen. Und die Investitionen rechnen sich, sagte Mark Shirley, Logistik-Chef der irischen Kette Primark.

25 Millionen Euro steckte Primark in die Automatisierung der Lagerhalle in Roosendaal, nach vier Jahren winke dank der neuen Technik ein jährliches Plus von acht Millionen Euro. Durch den Einsatz des Kollegen Roboter steige die Produktivität des Standorts um 80 Prozent. Zugleich müsse Primark sich auf dem nahezu leergefegten niederländischen Markt im Falle des Lager-Standorts nicht mehr um neue Arbeitskräfte bemühen. Die Automatisierung helfe dabei, Risiken aus dem Arbeitsmarkt abzufedern, bilanzierte Shirley.

Roboter in Lagerhallen auf dem Vormarsch

Roboter sind aber nicht nur in der Textilbranche auf dem Vormarsch, auch Lebensmitteleinzelhändler bringen sie verstärkt in ihren Lagerhallen zum Einsatz. Und viele Modeketten und -hersteller haben ihre Logistik in Teilen auch ausgelagert. Dienstleister wie etwa die Post-Tochter DHL oder XPO bringen verstärkt Roboter zum Einsatz. In Europa machen Kunden aus dem Bereich Fashion bereits rund zehn Prozent des Umsatzes der Post-Sparte DHL Supply Chain aus, sagte ein Sprecher. 2021 fuhr die Sparte weltweit einen Umsatz von rund 13,9 Milliarden Euro ein, rund 29 Prozent davon mit der Handelsbranche.

Weltweit gehören Firmen wie etwa Boohoo, Zalando, Nike, oder Carhartt Apparel zu den Kunden. Und auch die Post setzt in ihren Lagern auf Roboter, die etwa beim Kommissionieren - also dem Zusammenstellen von Aufträgen - in Lagerhäusern helfen. In Teilen ist auch das Verpacken automatisiert. Bei der Post-Tochter kommen dabei etwa Roboter der US-Unternehmens Locus Robotics oder 6 River Systems zum Einsatz.

Während vor allem Online-Händler schon Roboter einsetzen, sieht Anita Balchandani von der Unternehmensberatung McKinsey Nachholbedarf vor allem beim traditionellen Einzelhandel. Dabei werde die neue Technologie immer besser und durch grössere Stückzahlen auch billiger. McKinsey gehe davon aus, dass grosse Mode-Firmen ihre Technologie-Investitionen von rund 1,6 bis 1,8 Prozent des Umsatzes im Jahr 2021 auf zwischen drei und 3,5 Prozent im Jahr 2030 aufstocken werden.

(Reuters)